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ramp#49_DE

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24 Intro ramp #49

Religion oder Mystizismus weiterbringen, wir sollten unseren

Weg in der Welt der Natur finden, so wie sie von den Wissenschaften

beschrieben wird.«

Dass ein solcher Querdenker eine enorme Attraktivität auf Filmproduzenten

im benachbarten Hollywood ausübt und sich

wiederum in die Niederungen der Unterhaltungsindustrie

begibt, überrascht nicht. Abgesehen von der Tatsache, dass seine

Frau Jennifer Ouellette Wissenschafts-Journalistin ist und sich

darauf spezialisiert hat, Wissenschaft und Unterhaltung miteinander

zu verbinden. Filme wie »Interstellar«, »Avengers:

Endgame« oder »12 Monkeys« sind von der Quantenmechanik

beeinflusst, und Sean Carroll gehört zu den gefragtesten wissenschaftlichen

Ratgebern bei Drehbuchautoren und Regisseuren.

Die These, dass sich jeden Augenblick parallele Universen neu

erschaffen, wirkt wie ein Aphrodisiakum auf die Macher in den

Traumfabriken. In Filmen wie »Thor« oder »Hulk« gab der Herr

der vielen Welten den Superhelden einen Anstrich von Glaubwürdigkeit.

Für »Illuminati« mit Tom Hanks berechnete er den

Effekt der Explosion einer Antimaterie-Bombe, ein Schreckens-Event,

das es nur als Fiktion gibt.

Trotzdem ist nicht zu überhören, dass ihm seine Arbeit für die

Filmindustrie ebenfalls großen Spaß macht. Bislang ist es

jedoch ein Hobby geblieben – meist gab’s keinen Credit im

Abspann, dazu, so sagt er, hätte er immer ohne Gage gearbeitet

(»Nur um zu helfen!«).

Das ist in einem Parallel-Universum natürlich ganz anders.

Hofft er.

Damit ist das Telefonat dann auch beendet und ich bin wieder

alleine mit mir, der Nacht, dem Universum und diesem

Lamborghini. Der ganze Rest ist ausgeblendet. Plötzlich gibt es

nur noch eine Welt. Meine! Und die bietet sich in dem Huracán

Evo wunderbar konkret an. Die Idee des Urknalls bekommt im

Folgenden ein paar neue Facetten, und ich ahne, wie das mit

der Intuition in Grenzbereichen, der Verformung des Raums

und der Steigerung des Unwahrscheinlichen tatsächlich

gemeint sein könnte. Statt rechte oder linke Spalten zählen nur

noch Ideallinien. Die Zeit verfliegt, so verhält sich Natur.

Nur gut, dass mich niemand beobachtet.

Dass eine irrationale Scheibenwelt im Film »Thor« in eine

realistischere Kugel verwandelt wurde, verdanken wir ebenfalls

Sean Carroll (»Quantenphysik hin oder her, es gibt so

etwas wie ein hydrostatisches Gleichgewicht, das jeden

Planeten in eine ungefähre Kugelform bringt.«). Er konnte

zwar Thors physikalisch unlogischen Hammer nicht verhindern,

ließ aber die Flugbahn neu – und korrekt – berechnen.

»Ein Superhelden-Film ist kein Dokumentarfilm«, lacht er.

»Was man rüberbringen will, ist die Essenz der Wissenschaften.

Im Leben bestimmen die Naturgesetze das

Geschehen, im Film bestimmt immer ein Mensch, was geht

und was nicht. Da versuche ich auszugleichen. Praktizierte

Hollywood-Diplomatie.«

Wie muss also ein Wurmloch im Film »Interstellar« aussehen?

In der Wirklichkeit, in der Wurmlöcher tatsächlich existieren,

sind sie vollkommen unspektakulär. »Im Kino müssen Lichter

blinken und es muss blitzen. In der Realität sind sie unsichtbar.

Wir Wissenschaftler machen aus solchen Dingen Experimente.

Hollywood macht daraus Blockbuster.«

Sean Carroll wird seinen Hauptjob sicherlich nicht aufgeben.

»Es ist eine aufregende Zeit für die Quantenphysik, obwohl es

sie schon neunzig Jahre gibt. Wir beginnen erst langsam, in

die Geheimnisse einzutauchen. Die Theorie ist spannend, aber

auch die neuen Entwicklungen wie die Informationstechnologie

sind faszinierend. Das ist zurzeit der Forschungsbereich,

der intellektuell am interessantesten ist«, sagt er.

Lamborghini Huracán EVO

MOTOR

HUBRAUM

LEISTUNG

DREHMOMENT

V10-Saugmotor

5.204 ccm

0 – 100 KM / H ca. 2,9 s

VMAX

640 PS (470 kW) bei 8.000 U/min

600 Nm bei 6.500 U/min

325 km/h

SEAN M. CARROLL (*1966 in

Philadelphia) ist ein amerikanischer

Astrophysiker. Seinen

Ph.D. machte er 1993 in

Harvard, aktuell forscht und

lehrt er als Professor am

California Institute of Technology

in Pasadena. Carroll

veröffentlichte mehrere Bücher,

für sein Werk »The Particle at

the End of the Universe«

erhielt er 2013 den Royal

Society Winton Prize for

Science Books.

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