29.12.2020 Aufrufe

Marbacher Magazin 148: Der Wert des Originals

Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf

Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

anderen Worten nichts als Mittel, Zwecke und Wege, die nirgendwo den<br />

erinnerungswürdigen Status eines in sich gefügten Werkes erreichen?<br />

Wenn man aber so weit geht, wie die Kuratoren dieser Ausstellung –<br />

verliert der Begriff <strong>des</strong> <strong>Originals</strong> dann nicht jede Schärfe und Aufschlusskraft?<br />

Verwenden wir das Wort nicht lediglich dazu, die späten Effekte<br />

jenes gefräßigen Historismus zu benennen, der vor nichts Halt macht,<br />

alles aufsammelt, musealisiert und ausstellt? Ja: Ist die gegenwärtige<br />

Konjunktur der Originale nicht einfach eine Emanation <strong>des</strong> Musealen und<br />

seiner unverdrossenen Betriebsamkeit? Oder gibt es, jenseits <strong>des</strong>sen<br />

doch so etwas, wie ›die‹ Originale? Und was haben sie mit den Dingen<br />

dieser Ausstellung zu tun?<br />

So rudimentär und vielleicht auch rätselhaft sich manche Exponate auch<br />

darbieten, sie stammen aus den Händen von Autoren oder aus deren<br />

Arbeitsprozessen. Es sind eben die Goethes, Hölderlins, Mörikes, Kafkas,<br />

Benns und all die anderen, die diese sichtbaren Sachen nobilitieren,<br />

sie über die Schwelle der Bedeutsamkeit heben. Und doch beeindrucken<br />

uns nicht primär eminente Werke von Autorinnen oder Autoren, sondern<br />

gerade deren Umschweife und Umwege, die Mühen der Ebene, die<br />

Verstrickung in Arbeitsprozesse und Umstände und nicht eben selten die<br />

Intervention banaler Realitäten. Die Muse geht barfuß und querfeldein.<br />

Sie scheut steiniges und dürftiges Terrain keineswegs.<br />

13<br />

V ERKÖ RPERUNGEN<br />

So werden uns die ausgestellten Dinge durch die Namen kostbar, die sie<br />

tragen. Verkörperungen ereignen sich, die Orte, Zeiten, Atmosphären,<br />

Temperamente und Individualitäten miteinander verschränken. Weswegen<br />

es auch eines kundigen Betrachters bedarf, dem diese Namen etwas<br />

sagen, <strong>des</strong>sen Imaginationskraft angeregt wird und der sich auf das<br />

Dargebotene einzulassen bereit ist. Es nutzt nichts: Originale, schon gar<br />

nicht diese, sind keineswegs selbsterklärend. Wer ohne den inneren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!