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Marbacher Magazin 148: Der Wert des Originals

Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf

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Die mit den Briefen überlieferten Umschläge hatten allerdings schon zuvor<br />

ein Eigenleben entwickelt: Bei der Übergabe durch Felice Bauer-Marasse<br />

hatten in den meisten noch die dazugehörigen Briefe gesteckt; später<br />

wurden diese entnommen und die Umschläge als Devotionalien und<br />

Erinnerungsstücke verschenkt oder verkauft, und mit den Jahren gelangten<br />

auch sie zu stetig steigenden Preisen in den Autographenhandel.<br />

Hans-Gerd Koch<br />

157<br />

Ausgestellt: Zwei der lange vor der Versteigerung von ihrem<br />

Inhalt getrennten Briefumschläge aus Kafkas Korrespondenz mit<br />

Felice, die zu den berühmtesten Liebesbriefwechseln der Weltliteratur<br />

gehört. Kafka trennt sich kurz nach der Verlobung das erste Mal<br />

von Felice, 1916 dann das zweite Mal. Am 5. Juli 1916 hält er im Tagebuch<br />

fest: »Mühsal <strong>des</strong> Zusammenlebens. Erzwungen von Fremdheit<br />

Mitleid, Wollust, Feigheit, Eitelkeit und nur im tiefen Grunde vielleicht<br />

ein dünnes Bächlein würdig Liebe genannt zu werden, unzugänglich dem<br />

Suchen, aufblitzend einmal im Augenblick eines Augenblicks. Arme<br />

Felice«<br />

Marcel Duchamps Fountain. Im April 1917 reichte Marcel Duchamp<br />

bei der Society of Independant Artists in New York sein Werk Fountain<br />

ein, ein datiertes und mit dem Pseudonym »R. Mutt« signiertes Urinal. Es<br />

wurde entgegen den Satzungen der Gesellschaft als einzige von rund<br />

zweieinhalbtausend Einsendungen abgelehnt und nicht ausgestellt. Darauf<br />

hin zeigte es Alfred Stieglitz, der prominente amerikanische Fotograf,<br />

in seiner Galerie ›291‹. Seit diese im Juni 1917 aufgrund wirtschaftlicher<br />

Schwierigkeiten geschlossen worden war, ist das originale Werk verschollen.<br />

Es ist bezeichnend, dass sich alle siebzehn Repliken von Fountain an<br />

dem einzigen erhaltenen Foto <strong>des</strong> <strong>Originals</strong> orientieren sollen. Die<br />

Aufnahme von Stieglitz nahm mithin die Position <strong>des</strong> verlorenen <strong>Originals</strong>

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