Marbacher Magazin 148: Der Wert des Originals
Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf
Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf
- TAGS
- manuskript
- anfang
- originale
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
138<br />
Führers »in keiner Weise darauf achten, was um Dich vorgeht an niedrigen<br />
und weniger erfreulichen Dingen.« Martin Heidegger schrieb 571 handschriftliche<br />
Briefe an seinen Bruder, nur für diesen benutzte er eine<br />
Maschine. Verlangte seine politische Entscheidung nach einer besonderen<br />
Form? Zwei Jahre später bringt er das Schreibgerät in Verbindung mit<br />
dem Wesen <strong>des</strong> Staates: »Worin besteht <strong>des</strong>sen Sein? Darin, daß die<br />
Staatspolizei einen Verdächtigen verhaftet, oder darin, daß im Reichsministerium<br />
so und so viele Schreibmaschinen klappern und Diktate von<br />
Staatssekretären und Ministerialräten aufnehmen?« (Einführung in die<br />
Metaphysik, Sommersemester 1935, Gesamtausgabe, Bd. 40, S. 38.) Die<br />
Schreibmaschine, so heißt es im Kriegswinter 1942/43, verberge »die<br />
Handschrift und damit den Charakter«, sie »entreißt die Schrift dem<br />
Wesensbereich der Hand, und d. h. <strong>des</strong> Wortes« und wird zum Sinnbild<br />
von Technik und Seinsvergessenheit. (Parmeni<strong>des</strong>, Wintersemester<br />
1942/43, GA 54, S. 119.) Als Heidegger im Mai 1933 selbst die Tasten<br />
schlug, mag er sich als Teil einer Maschinerie gefühlt haben, die dazu<br />
da ist, seinen Anordnungen zu folgen.<br />
9<br />
Legendärer Ort <strong>des</strong> Unbewussten: Original-Kissen von Sigmund<br />
Freuds Couch in London, die er aus Wien mitgebracht hat. – Leihgabe:<br />
Freud Museum London<br />
L ILIANE WEISSBERG<br />
Ein rosafarbenes Kissen: Es lädt ein, den Kopf darauf zu legen, zu<br />
schlafen, vielleicht sogar zu träumen. Dabei ist es nicht als Einladung zum<br />
Schlafen und Träumen gedacht. Man soll darauf ruhen, sich entspannen<br />
und einen bereits geträumten Traum zu Wort kommen lassen. <strong>Der</strong> Traum<br />
wird somit vom Schlaf getrennt. Er weist nicht mehr in die Zukunft, wie es<br />
in der griechischen Antike der Fall war; er ist auch keine Nebensächlichkeit<br />
mehr, die von einer aufgeklärten medizinischen Wissenschaft ignoriert<br />
werden kann. <strong>Der</strong> Traum, von dem auf diesem Kissen erzählt werden soll,<br />
ist etwas Anderes und Neues. Er ist der Königsweg zum Unbewussten<br />
M ARKT UND POLITIK