29.12.2020 Aufrufe

Marbacher Magazin 148: Der Wert des Originals

Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf

Das 2014 erschienene Marbacher Magazin von Heike Gfrereis und Ulrich Raulff mit einem Essay von Gottfried Boehm ist leider vergriffen. Wer nichts verpassen möchte, der kann die Reihe der "Marbacher Magazine" abonnieren: https://www.dla-marbach.de/fileadmin/shop/Abo-Formular_2019.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fluss), wehrte mit seinen bizarr höfischen Umgangsformen Visiten mehr<br />

ab, als dass er sie empfing, improvisierte auf dem Tafelklavier und schrieb<br />

Verse (die man ihm fortnahm). Was flüchtige Besucher zu Legenden vom<br />

gefallenen Götterliebling inspirierte, war für sie Alltag, und als Herangewachsene,<br />

die von ihrem verstorbenen Vater die Sorge für den hilfsbedürftigen<br />

Hausgenossen übernommen hatte, beobachtete sie ihn genau:<br />

mit den Blicken einer Verantwortlichen. Ihre regelmäßigen Berichte an<br />

den amtlichen Vormund gehören zu den wenigen zuverlässigen Quellen für<br />

Hölderlins Leben bis zu seinem Tod am 7. Juni 1843 im Tübinger Turmzimmer.<br />

Hölderlins persönliche Gegenstände gingen an seine Geschwister und<br />

haben sich nicht erhalten. Aber den Tisch hat Lotte Zimmer bewahrt und<br />

ihrer Familie anvertraut, die ihn seit vier Generationen »in Ehren« hält<br />

wie seinerzeit den unruhigen Gast.<br />

103<br />

2<br />

Von Hölderlins Schreibtisch: <strong>Der</strong> Sommer, geschrieben am 13. Juli<br />

1842, unterzeichnet mit »Scardanelli« und datiert auf den 24. Mai 1758.<br />

<strong>Der</strong> Sommer<br />

Im Thale rinnt der Bach, die Berg’ an hoher Seite,<br />

Sie grünen weit umher an dieses Thales Breite,<br />

Und Bäume mit dem Laub stehn gebreitet,<br />

Daß fast verborgen dort der Bach hinunter gleitet.<br />

So glänzt darob <strong>des</strong> schönen Sommers Sonne,<br />

Daß fast zu eilen scheint <strong>des</strong> hellen Tages Wonne,<br />

<strong>Der</strong> Abend mit der Frische kommt zu Ende,<br />

Und trachtet, wie er das dem Menschen noch vollende.<br />

mit Unterthänigkeit<br />

Scardanelli.<br />

D I E BES E SSE N E N

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!