OM_02_2021_1
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Eigentlich wollten wir in die Lüneburger<br />
Heide fahren“, erzählt Spaziergängerin<br />
Jutta Hildebrandt. Ja, eigentlich. Aber: „Dann<br />
war uns das zu weit an dem Wochenende, zu<br />
viel Fahrerei. So sind wir auf die Pestruper<br />
Heide gekommen.“ Und ihr treu geblieben.<br />
Denn mittlerweile kommen die Hildebrandts<br />
regelmäßig hierher, genießen die wohnortnahe<br />
Auszeit vom Alltag. Und natürlich die<br />
Heidelandschaft!<br />
Natur<br />
zum Liebhaben!<br />
SSüdöstlich von Wildeshausen im Landkreis<br />
Oldenburg, da liegt sie, die Pestruper Heide.<br />
Und der Name, der stimmt! Heide bis zum<br />
Horizont – eine faszinierende Landschaft, die<br />
dem Auge Raum lässt. Eine wahre Augenweide nicht nur<br />
Ende August, wenn die Heide blüht, sondern zu jeder Jahreszeit<br />
– auch schon im Winter und im frühen Frühjahr. „Ich mag<br />
das Hügelige, die Hügel sind malerisch“, sagt Spaziergängerin<br />
Jutta Hildebrandt. „Und immer mal wieder Bäume zwischendrin.<br />
Herrlich!“ Eine faszinierende Landschaft eben. Doch was<br />
ist es für eine Landschaft?<br />
Nun, zunächst einmal sind das Pestruper Gräberfeld und<br />
der Rosengarten zu erwähnen. Diese beiden Flächen bilden<br />
ein insgesamt 39 Hektar großes Naturschutzgebiet. 39 Hektar<br />
Heidefläche, das ist weit und breit einzigartig. Ein Naturschutzgebiet<br />
übrigens, in dem – eben aus Schutzgründen – Wegegebot<br />
gilt. Hunde müssen ganzjährig an der Leine gehen.<br />
Das Pestruper Gräberfeld – auch ein Fauna-Flora-Habitat<br />
nach EU-Richtlinie – wird vom Landschaftsschutzgebiet<br />
Pestruper Heide und Lehmkuhle umgeben. Etwas weiter östlich<br />
liegt der Rosengarten, dessen Name auf einen einst starken<br />
Wildrosenbestand zurückgehen soll. Der Rosengarten trifft im<br />
Norden auf das Naturschutzgebiet Pestruper Moor – es gilt als<br />
wildestes Niedermoor im Oldenburger Land und liegt im<br />
Landschaftsschutzgebiet Mittlere Hunte. Man sieht also: Hier<br />
wächst und blüht nicht nur allerorten Heide, hier ist auch<br />
alles bis ins kleinste Blättchen aufgeteilt und geordnet. Und<br />
geschützt.<br />
Grün ist die Heide? Nicht nur! Zwar können Baumsamen<br />
im dichten Heidekraut nicht aufgehen, doch<br />
trotzdem sehen Spaziergänger hier nicht nur Horizont<br />
und Heide, sondern auch Bäume. Wir werden auch<br />
gleich sehen, woran das liegt. Zunächst aber stellt sich<br />
die Frage nach den Gräbern. Und so führt uns der Besuch<br />
in der Pestruper Heide gleich tief hinein in die Geschichte.<br />
Richtig tief. Denn die 39 Hektar Heidefläche, sie sind zugleich<br />
die größte Ansammlung von bronze- bis eisenzeitlichen Grabhügeln<br />
in Nordeuropa – so etwas gibt es in dieser Form<br />
nirgendwo sonst. „Bereits 1819 erließ die Herzogliche Kammer<br />
in Oldenburg die erste Verordnung zum Schutz von Großstein-<br />
und Hügelgräbern. Die Fläche ist seit Langem im Besitz<br />
der Landesforsten“, heißt es bei den Niedersächsischen<br />
Landesforsten.<br />
Mehr als 530 Grabhügel sind es insgesamt, auf und zwischen<br />
denen wir uns hier bewegen. Die meisten von ihnen sind vergleichsweise<br />
klein, sprich: Sie sind etwa 1,50 Meter hoch. Diese<br />
Hügel gehen auf die Bronzezeit und die vorrömische Eisenzeit<br />
(ca. 2000 v. Chr. bis etwa um die Zeitenwende) zurück. Andere<br />
Hügel sind größer, sie werden auch „Königsgräber“ genannt<br />
und wurden vermutlich als Verbrennungsstätten genutzt.<br />
Dritter Hügel-Typus: die länglichen „Hochäcker“.<br />
Spazieren wir zurück in die Gegenwart. Und wem begegnen<br />
wir da? Schafen! Bereits 2007 war erstmals wieder eine Heidschnuckenherde<br />
hier in die Heide gebracht worden. Die Schafe<br />
haben hier einen wichtigen Job. Sie fressen abgestorbene Heidepflanzen<br />
und befreien das Areal zudem von Gräsern wie zum<br />
OBERNEULAND 79