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Kunstbulletin März 2021

Unsere April Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Eva & Franco Mattes, Dias & Riedweg, Markus Weggenmann, David Knuckey, uvm.

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Dias: Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, spricht man dann von der Erfahrung für<br />

diese Jugendlichen, oder von einer Nachhaltigkeit des Projekts als Kunsterfahrung?<br />

Die Frage stellt sich immer wieder: Was hat die oder der andere von dieser Arbeit, von<br />

dieser Erfahrung? Das kann nur sie oder er bestimmen. Wenn wir im psychiatrischen<br />

Kontext arbeiten, dann ist völlig ausser Kontrolle, was die einzelnen Beteiligten machen.<br />

Wir schaffen in einem Projekt eine Rahmung für Fragen, die für uns und die<br />

Beteiligten wichtig sind, um so diese Realität für andere greifbar und verständlich zu<br />

machen. In diesem Prinzip könnten wir vielleicht eine gewisse Nachhaltigkeit messen.<br />

Aber was von der Kunstkritik erwartet wird, was von den Psychiaterinnen und<br />

Psychiatern erwartet wird, von den Teilnehmenden und von uns, das ist immer wieder<br />

etwas anderes.<br />

Morgenthaler: Fordert euch eure Kunst auch selbst heraus?<br />

Dias: Wir betreten immer wieder Risikoterritorium. Wir sind nicht primär kunstmarktorientiert,<br />

wir haben keinen klaren Platz mit dem, was wir machen; wir machen aber,<br />

was uns interessiert, und wir bezahlen dafür auch den Preis. Wir möchten lieber<br />

anwesend sein und nicht antworten können, als nur dort anwesend zu sein, wo wir<br />

schon alles wissen.<br />

Nachhaltigkeit und Spracherwerb<br />

Riedweg: Ich habe vielleicht keine Antworten, aber ich gehe in den Regen raus. Ein<br />

Beispiel unter vielen: Ich treffe einen jungen Moslem aus Mogadischu, mit dem ich<br />

mich austauschen kann. Gender, Beziehungsmuster, Musik, Kino, Blicke aufs Leben<br />

und auf die Welt in Worte gefasst. Gegenwärtig sein, so finden wir Möglichkeiten des<br />

Austauschs mit Menschen aus verschiedensten Kontexten. Und das in unserer Welt,<br />

mit ihrer Kolonialgeschichte, mit diesem brutalen Erbe, das wir mit uns tragen, mit<br />

diesen blutigen Traditionen, durch die wir alle definiert sind. Es ist das Abenteuer des<br />

Zusammenseins. Das Abenteuer des Miteinander-zu-sprechen-Versuchens.<br />

Dias:Müssten wir nicht versuchen, die Begriffe «Nachhaltigkeit» und «Spracherwerb»<br />

zusammenzubringen? Wie kann man von Nachhaltigkeit sprechen, wenn es keinen<br />

Spracherwerb gibt? Vor der Resonanz muss die Energie Materie werden. Danach<br />

kommt die Nachhaltigkeit – eventuell. Es ist schön, wenn es klappt. Ich sehe das als<br />

Aufgabe der Erziehung – und der Kunst …<br />

Riedweg: …und ich bin dankbar, dass Menschen das mit uns gemacht haben, Musikerinnen,<br />

Lehrer, Performerinnen …<br />

Dias: …Kunstkritiker.<br />

Riedweg: Genau. Wir haben etwas zusammen gemacht, das weder sie noch wir alleine<br />

machen können. Das kann man nur zusammen erstellen.<br />

Daniel Morgenthaler, freier Autor und Kurator am Helmhaus Zürich. dani_moergi@hotmail.com<br />

→ ‹Lifelines›, Johann Jacobs Museum, bis 27.6., sowie Online-Galerie auf der Website (Wiedereröffnung<br />

des Museums gemäss aktualisierten Angaben auf der Website) ↗ www.johannjacobs.com<br />

FOKUS // DIAS & RIEDWEG<br />

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