Kunstbulletin März 2021

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Raphael Hefti — Showtime In der Zürcher Schulanlage Schauenberg streuen Raphael Heftis Glasprismen Sonnenlicht zu immer wieder neuen und unberechenbaren Regenbogen. Der Künstler verbindet hier sein Interesse für Skulptur, Licht und Farbe zu einem Werk von überzeugender Einfachheit und universeller Zugänglichkeit. Zürich — Der Ersatzneubau Schulanlage Schauenberg von Adrian Streich Architekten gruppiert vier zueinander verdrehte, rechteckige Baukörper um einen überdachten Schulhof. Darüber spannen sich in luftiger Höhe mächtige Betonträger, die eine von unterschiedlich grossen, quadratischen Öffnungen durchstanzte Betondecke tragen. Diese drei Himmelsfenster geben den Blick frei auf die Kunst-und-Bau- Installation von Raphael Hefti (*1978): zwölf kranzförmig um die Öffnungen angeordnete Glasprismen. Ihre Dimensionen und Positionen wurden von Hefti akribisch berechnet, um das Sonnenlicht über das Jahr hinweg in alle Ecken des Schulhofs zu lenken und Regenbogen auf die Böden und Wände zu malen. Bei Minustemperaturen, welche die Prismen vereisen lassen, oder bei trübem Wetter bleibt der Effekt aus. Doch besonders in der kälteren Jahreszeit bei niedrigem Sonnenstand wandern die Regenbogen bis weit ins Innere der Schulhäuser. Die Installation richtet den Blick auf die hochwertigen, rohen Materialien des Schulbaus. Im Farbenspiel des gestreuten Lichts kommen die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen des Sichtbetons, der Pflästerung, des roten Backsteins und der Holzfenster und -türen besonders zur Geltung. Auf subtile Weise brechen die Glasprismen auch mit bautechnischen Grundsätzen. Einerseits spielt die Installation mit der Bündelung und Projektion von Licht, während in der Architektur ungewollte Reflexionen und daraus resultierende Blendung möglichst vermieden werden sollen. Andererseits sind Dächer für gewöhnlich zweckmässige Bauteile, die von unten möglichst unsichtbar bleiben sollen. Nicht so Heftis Kristalle, welche die Aufmerksamkeit auf die fünfte Fassade ziehen. Die spielerische Wechselwirkung zwischen Installation und Architektur wird dem «und» von Kunst und Bau mehr als gerecht. ‹Showtime› verbindet die Dauerhaftigkeit einer Skulptur mit dem Erlebniswert einer Videoprojektion, ohne die technische Anfälligkeit und den Stromverbrauch der Letzteren. Es ist einerseits die Unberechenbarkeit des Lichteffekts, die auch noch nach einem Jahr bei Schüler- und Lehrerschaft gleichermassen Staunen und Entzücken auslöst.Andererseits ist es das Naturphänomen Regenbogen selbst,ein universell positives Symbol, konnotiert mit Werten wie Offenheit, Toleranz, Hoffnung, Frieden und Glück, welches das Werk für alle zugänglich und ohne jegliche künstlerische Vorbildung sinnlich verständlich macht. Viviane Ehrensberger → Raphael Hefti, ‹Showtime›, Schulanlage Schauenberg ↗ www.stadt-zuerich.ch/hbd (Suche: Hefti) 78 <strong>Kunstbulletin</strong> 3/<strong>2021</strong>
Raphael Hefti · Showtime, 2019, 12 Glasprismen, Stahl, Schulanlage Schauenberg; Architektur: Adrian Streich Architekten; Bauherrschaft: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten. Foto: Stefan Altenburger (oben); Marc Asekhame (unten) BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 79
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