Hella Jongerius — Die Farbe atmen lassen <strong>März</strong>, astronomischer Frühling. Da müssten eigentlich doch die Museen und Galerien wieder öffnen. Auch das Gewerbemuseum Winterthur, eines meiner Lieblingshäuser, nicht zuletzt, weil es ein grossartiges Uhrenmuseum beherbergt. Doch das steht auf einem anderen Blatt. Aktuell hat Hella Jongerius das Sagen. Winterthur — Das Design Museum London, ein Haus von Weltrang, das Museum Boijmans Van Beuningen, das grösste Kunstmuseum von Rotterdam, das Nationalmuseum in Stockholm, Schwedens grösstes Kunstmuseum überhaupt, und nun, als vierte Station für ‹Hella Jongerius–Breathing Colour›, das kleine Gewerbemuseum mitten in der Altstadt von Winterthur. Für manchen Auswärtigen längst kein Geheimtipp mehr, denn was man hier zu sehen bekommt,ist stets von ausgesprochener Vielfalt und mit bestechender Ästhetik inszeniert.Seit seiner Neuausrichtung vor gut zwei Jahrzehnten versteht sich das Haus als Ort für «Ausstellungen an den Schnittstellen von Design, Kunst und Alltagskultur» und beweist das mit thematischen Ausstellungen wie zuletzt jene über Federn oder Robotik und mit monografischen Präsentationen, etwa zum Schweizer Schmuckkünstlerduo Hilbert & Künzli. Jetzt ist die niederländische Designerin Hella Jongerius (*1963, De Meern, Utrecht) zu Gast mit ihren Farbfängern, ihren Geweben und den mit verschiedenen Metalloxyden glasierten Vasen. Abgesehen davon, was die zahlreichen, meist dreidimensionalen Exponate bedeuten und was an langjähriger Farbforschung und Farberkenntnis in ihnen sichtbar wird, erliegt man rasch der verführerischen Auslegeordnung, den Licht und Farbe im doppelten Sinne reflektierenden Installationen, die oft etwas zu erzählen scheinen: geheimnisvolle Objekte, die auf subjektive, persönliche Begegnung aus sind. Es fällt schwer, die Hände zu beherrschen und die Exponate nicht zu berühren. Man muss die eigene visuelle Wahrnehmung so bündeln, dass man sie mental ins Haptische übersetzen kann. Das Resultat ist eine intensive physische Erfahrung, die lange nachwirkt. Jongerius geht es darum, Farbe zu verstehen. «Farbe ist eine visuelle Erfahrung, keine wissenschaftliche.» Und: Farbe kenne keine Objektivität, weshalb sie die kategorisierten Skalen und standardisierten Systeme der Farbindustrie als eintönig empfindet und «Farbe wieder atmen» lassen will, atmen mit dem Licht. Hella Jongerius steht in einer grossen Tradition von Farbtheoretikern, die ganz praktisch das Farbverhalten erkunden. Ein Glück, wenn dabei Objekte wie ihre ‹Colour Catchers›, entstehen, die als Hauptelemente dieser Schau in Morgen-, Mittags- und Abendlicht simulierenden Ausstellungssituationen erscheinen: gefässartige und angeschnittene Kugelformen, kompakt oder durchlässig, mit facettierten Oberflächen. Lauter Farbhinterfragungen. Farboffenbarungen. Angelika Maass → ‹Hella Jongerius – Breathing Colour›, Gewerbemuseum, bis 22.8. ↗ www.gewerbemuseum.ch → ‹Hella Jongerius – Kosmos weben›, Gropius Bau, Berlin, 29.4.–5.9. ↗ www.berlinerfestspiele.de 72 <strong>Kunstbulletin</strong> 3/<strong>2021</strong>
Hella Jongerius · Breathing Colour, 2020, Ausstellungsansicht Gewerbemuseum Winterthur mit ‹Large Color Catcher› (vorne) und ‹Coloured Vases (Series 3)›, 2010 (hinten) Hella Jongerius im Jongeriuslab Studio, Berlin, 2020, Courtesy Gewerbemuseum Winterthur. Foto: Roel van Tour BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR 73
- Seite 1 und 2:
März 2021 Fr. 10.-/€ 8.- 3/2021
- Seite 3 und 4:
FOKUS 14 Netzhautflimmern — Die H
- Seite 5 und 6:
Editorial — Video ist näher am L
- Seite 7 und 8:
auch rei ja super ke s wechseln h s
- Seite 9 und 10:
Kunst Kunst Kunst Kunst im Thurgau
- Seite 11 und 12:
30. Januar bis 18. April 2021 Kunst
- Seite 13 und 14:
Museum Langmatt Stiftung Langmatt S
- Seite 15 und 16:
MUSÉE CANTONAL DES BEAUX-ARTS LAUS
- Seite 17 und 18:
Pupille ist ein Regenbogen und er t
- Seite 19 und 20:
immer hoch aktuellen Kunstform vorg
- Seite 21 und 22:
Gustav Metzger · Liquid Crystal En
- Seite 23 und 24: FOKUS // NACHLEUCHTEN 21
- Seite 25 und 26: Mit alltäglicher Vergänglichkeit
- Seite 27 und 28: Ceiling Cat, Ausstellungsansicht Te
- Seite 29 und 30: Personal Photographs, fortlaufend s
- Seite 31 und 32: FOKUS // EVA & FRANCO MATTES 29
- Seite 33 und 34: gehören Katzenbilder, von denen ei
- Seite 35 und 36: Zusammenseins FOKUS // DIAS & RIEDW
- Seite 37 und 38: Projekten definiert wird, wurde dam
- Seite 39 und 40: Dias: Wenn man von Nachhaltigkeit s
- Seite 41 und 42: Soziologen verbinden Tätowierungen
- Seite 43 und 44: der Malerei FOKUS // MARKUS WEGGENM
- Seite 45 und 46: Batterie, 2011/2020, Installation,
- Seite 47 und 48: FOKUS // MARKUS WEGGENMANN 45
- Seite 49 und 50: Markus Weggenmann (*1953, Singen) l
- Seite 51 und 52: À la Salle Crosnier de Genève, la
- Seite 53 und 54: les traits de crayons préliminaire
- Seite 55 und 56: Il festival berlinese d’arte e cu
- Seite 57 und 58: die nicht Lebenswichtiges verkaufen
- Seite 59 und 60: Anish Kapoor München — Zum 18. G
- Seite 61 und 62: Stefan Rohner St. Gallen — Was w
- Seite 63 und 64: Buchcovers Zürich — Ein gelungen
- Seite 65 und 66: Pati Hill Zürich — Hier ein fein
- Seite 67 und 68: Meine nackten Freundinnen Zürich
- Seite 69 und 70: Lydia Ourahmane · Barzakh, Ausstel
- Seite 71 und 72: Carver Audain · Set-a-Spell US Idi
- Seite 73: Gianni Motti · Ex-Position21, 2021
- Seite 77 und 78: Pia Zanetti · Pozzuoli, Italien, 1
- Seite 79 und 80: Monika Feucht · Signum Systema, 20
- Seite 81 und 82: Raphael Hefti · Showtime, 2019, 12
- Seite 83 und 84: für zeitgenössische Kunst, der se
- Seite 85 und 86: Auch für die diesjährige Basler A
- Seite 87 und 88: dings in grossen Lettern über der
- Seite 89 und 90: und war mitverantwortlich für die
- Seite 91 und 92: Manor Kunstpreis Wallis 2021 Sion
- Seite 93 und 94: Kunstpreis der Lentos Freunde Linz
- Seite 95 und 96: 3D-Räume, werden Gedichte von De F
- Seite 97 und 98: Video Window — All We Need Is Lov
- Seite 99 und 100: Altdorf — Aimeé Moreau, Haus fü
- Seite 101 und 102: Burgdorf — Franz Gertsch, Museum
- Seite 103 und 104: Luzern Hans Erni Museum, Lidostrass
- Seite 105 und 106: Solothurn — Gabriella Affolter, K
- Seite 107 und 108: Zuoz — Gerade Steiner und Jörg L
- Seite 109 und 110: Belgien *0032 Kinderspital Zürich,
- Seite 111 und 112: Aby Warburg: Bilderatlas -ı 23.5.
- Seite 113 und 114: Mainz Kunsthalle Mainz, Am Zollhafe
- Seite 115 und 116: Mulhouse — Sarah Ouhaddou, La Kun
- Seite 117 und 118: Milano Fabbrica del Vapore, Via Giu
- Seite 119 und 120: Portugal *0351 Porto Museu Serralve
- Seite 121 und 122: Esbaluard, Plaza Porta de Santa Cat
- Seite 123 und 124: The Shed, West 30 th Street 545, NY
- Seite 125 und 126:
Aline Zeltner Jan Hostettler 6. Mä
- Seite 127 und 128:
BREATHE THE GREEN Im Grünen Schwim
- Seite 129 und 130:
Neufrankengasse 4, CH-8004 Zürich