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Kunstbulletin März 2021

Unsere April Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Eva & Franco Mattes, Dias & Riedweg, Markus Weggenmann, David Knuckey, uvm.

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HINWEISE<br />

Ivan’s Need — V. L. Montaño,<br />

M. Leuenberger, L. Suter<br />

Animation — Ivan ist ein Teenager mit einer<br />

etwas ungewöhnlichen Obsession für die<br />

weiche Konsistenz von Teig. Als Bäckereigehilfe<br />

gibt er sich voll und ganz seiner Leidenschaft<br />

hin, nur um vom Bäcker und seinem knusprigen<br />

Brot unsanft aus seinen Tagträumen gerissen<br />

zu werden. Als sich Letzterer die Hände<br />

verbrennt und Ivan selber die Brote ausliefern<br />

muss, entdeckt er die weichen Brüste der<br />

Nachbarin und seine Obsession findet neue<br />

Wege. ‹Ivan’s Need› ist ein kunterbunter Film<br />

über die Adoleszenz und das damit verbundene<br />

sexuelle Erwachen. Mit ungewöhnlichen Analogien,<br />

Zuckerwattenfarben und einer grossen<br />

Prise Humor schufen Veronica L. Montaño, Manuela<br />

Leuenberger und Lukas Suter einen Film<br />

voller weicher Güte. Montaño, Leuenberger und<br />

Suter lernten sich während ihres Studiums an<br />

der Hochschule Luzern kennen, an der sie ihren<br />

Bachelor mit ‹Ivan’s Need› abschlossen. Seither<br />

arbeiteten sie in verschiedenen Konstellationen<br />

an mehreren Kurzfilmen und gründeten<br />

2017 gemeinsam das Eisprung Animation Studio.<br />

Der Abschlussfilm der drei Animator*innen<br />

gewann zahlreiche Preise und wurde an Festivals<br />

rund um den Globus gezeigt. Zurzeit ist<br />

Eisprung mit dem neuen Film ‹Lachsmänner›<br />

auf Festivaltour. Dominique Marconi<br />

Veronica L. Montaño, Manuela Leuenberger,<br />

Lukas Suter · Ivan’s Need, 2015, 6’20’’<br />

↗ vimeo.com/229856130<br />

Meret-Oppenheim-Brunnen<br />

Bern — Wenn ich den Berner Brunnen von<br />

Meret Oppenheim, diese acht Meter hohe, ständig<br />

tropfende, von allerlei Grünzeug bewachsene<br />

Säule auf dem Waisenhausplatz sehe,<br />

dann muss ich stets an die Gärten verlassener<br />

Renaissancevillen denken, wie man sie etwa<br />

in der Gegend von Rom immer wieder für sich<br />

entdecken kann und ein jedes Mal staunt,<br />

wie einsam diese verzauberten Orte sind, wie<br />

unbeleckt von der gierigen Zunge touristischer<br />

Spekulation sie die Jahre überdauern. Ich mag<br />

mich an viele Spaziergänge durch die feuchte,<br />

leicht von Buchs gewürzte Luft dieser halb gepflegten,<br />

halb verwilderten Parks erinnern. Fast<br />

immer führten mich meine Schritte früher oder<br />

später in eine besonders dämmrige Ecke und<br />

dort zu einer Grotte. Das waren selten richtige<br />

Höhlen, eher grosse Nischen. Zwar standen,<br />

lagen, kauerten da manchmal marmorne Götter<br />

und Nymphen herum, die eigentlichen Protagonisten<br />

aber waren doch stets die Blöcke<br />

aus Kalkstein oder Tuff, über und durch die<br />

beständig Wasser kroch und tröpfelte, bizarre<br />

Formationen schuf, dunkle Moose und leuchtende<br />

Kleinfarne dazu verführte, sich in den<br />

Ritzen festzuklammern. Es braucht wahrlich<br />

wenig Fantasie, diese Orte mit dem weiblichen<br />

Geschlecht in Verbindung zu bringen.<br />

Und dann steht man vor diesem Brunnen von<br />

Meret Oppenheim und sieht, nun, das Gegenstück,<br />

«die Grotte als Penis, die Rache der<br />

modernen Frau», wie es eine Studienkollegin<br />

von mir einst auf den Punkt brachte. Als man<br />

den Brunnen 1983 einweihte, störten sich die<br />

Bernerinnen und Berner allerdings eher an der<br />

etwas ungeschlachten Fertigung des Teils aus<br />

Beton, die ihnen so gar nicht in ihre zierliche<br />

Altstadt zu passen schien. Unterdessen hat<br />

man sich daran gewöhnt, ist der Brunnen zu<br />

einem beliebten Treffpunkt geworden.<br />

Auch an diesem trüben Wochenende im Januar<br />

sitzen vor allem jüngere Männer und Frauen auf<br />

den geranienroten Stühlen rund um die Säule,<br />

trinken Kaffee oder Bier und essen Tacos,<br />

Kebabs, gestrippte Pizzas oder Fischnuggets<br />

mit Mayonnaise. Restaurants und Geschäfte,<br />

54 <strong>Kunstbulletin</strong> 3/<strong>2021</strong>

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