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2. Determinanten, Wirkungen und Leistungen ethnischen ...

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ifm Universität Mannheim: Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg<br />

Erforschung der Ursachen unternehmerischer Initiativen Anwendung findet. Allerdings wurde<br />

insbesondere in der Ethnic Entrepreneurshipforschung sehr intensiv um die Frage gestritten,<br />

welche Rolle die Fähigkeiten <strong>und</strong> Eigenschaften von Individuen im Vergleich zu den sie umgebenden<br />

Bedingungen, vor allem der Arbeitsmarkt aber auch Netzwerke bzw. soziales Kapitel,<br />

spielen (z.B. Borjas 1990; Granovetter 1995; Light/ Rosenstein 1995; Bates 1997; Light/<br />

Gold 2000). Fälschlicherweise wird die Trennlinie zwischen den an Ressourcen <strong>und</strong> an Strukturen<br />

orientierten Erklärungsansätzen häufig entlang einer Unterscheidung zwischen ökonomischer<br />

<strong>und</strong> soziologischer Forschungsliteratur gezogen (z.B. Fairlie 1996; Bates 1997), obwohl<br />

sich viele Ökonomen genauso wie Soziologen sowohl mit personen- als auch<br />

umfeldbezogenen <strong>Determinanten</strong> <strong>ethnischen</strong> Unternehmertums befassen.<br />

Das Zusammenspiel zwischen individuellen Eigenschaften <strong>und</strong> den jeweiligen Rahmenbedingungen<br />

in denen sie zum Einsatz kommen zeigt sich auch daran, dass die konkrete Entscheidung<br />

zur Gründung eines Unternehmens zumeist von situativen Bedingungen abhängig ist.<br />

Denn der Weg in die Selbständigkeit wird nicht nur durch die verfügbaren Ressourcen geleitet<br />

sondern vielfach auch durch bestimmte Anreize oder Zwänge. Eine Unterscheidung zwischen<br />

Push- <strong>und</strong> Pullfaktoren ist vor allem dann gefragt, wenn es um die Sicht des Individuums<br />

<strong>und</strong> die den Gründungsschritt auslösenden Momente geht.<br />

Individuelle Ressourcen: Finanz- <strong>und</strong> Humankapital<br />

Unter den individuellen Faktoren zur Erklärung von ethnischem Unternehmertum werden<br />

(wie auch in der Entrepreneuership-Forschung insgesamt) neben den soziodemografischen<br />

Merkmalen (z.B. soziale Herkunft <strong>und</strong> Geschlecht) vor allem die verfügbaren Ressourcen<br />

hervorgehoben. Dazu zählen zuvorderst das zur Gründung eines Unternehmens häufig unentbehrliche<br />

Finanz- <strong>und</strong> Humankapital. In beiden Fällen wird mehrheitlich davon ausgegangen,<br />

dass Migranten tendenziell schlechter als Einheimische ausgestattet sind. So haben Zugewanderte<br />

zumeist nicht nur weniger Zeit zum Ansparen ihres Startkapitals sondern werden unter<br />

Umständen auch bei der Kreditvergabe eher diskriminiert (Ward/ Reeves 1980; Blanchflower<br />

et al. 1998; Fraser 2007). Anzeichen hierfür zeigen sich auch in Deutschland (Täuber 2003;<br />

Constant 2004; Leicht et al. 2009), wobei zu berücksichtigen ist, dass sich die Zugewanderten<br />

auch häufiger auf Branchen mit niedrigen Schwellen aber hohen Risiken konzentrieren (Bruder<br />

et al. 2007). 2 Für die Kreditwürdigkeit entscheidend sind zudem die mit der Aufenthaltsdauer<br />

einhergehenden Sicherheiten, weshalb die neu Zugewanderten von größeren Problemen<br />

beim Kreditzugang berichten (Leicht et al. 2009).<br />

Dies führt natürlich zu der Frage, auf welche Weise Migranten ihre Gründung finanzieren. In<br />

der Ethnic-Entrepreneurshipforschung scheint unbestritten, dass der Mangel an Fremdkapital<br />

durch die Solidarität <strong>und</strong> Unterstützung aus dem co-<strong>ethnischen</strong> Umfeld, aber insbesondere<br />

durch die Familie kompensiert werden kann (Light 1987; Bates 1998; Smallbone et al. 2003).<br />

Auch in Deutschland wird davon ausgegangen, dass Migranten ihr Startkapital zu einem hohen<br />

Teil aus dem Verwandtschafts- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis beziehen (Goldberg/ Sen 1997; Pütz<br />

2 Bruder et al. (2007) kommen – allerdings anhand einer relativ kleinen Stichprobe – zu dem Ergebnis, dass die<br />

Kreditprobleme vor allem in Ost-Deutschland auftauchen <strong>und</strong> auch auf bestimmte Bankbeziehungen zurückzuführen<br />

sind.<br />

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