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2. Determinanten, Wirkungen und Leistungen ethnischen ...

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ifm Universität Mannheim: Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg<br />

I. Gr<strong>und</strong>lagen des Projekts<br />

1. Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

Gesellschaftlicher Wohlstand erfordert Innovationen, neue Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

<strong>und</strong> nicht selten auch „neue“ Frauen <strong>und</strong> Männer, die mit Kreativität <strong>und</strong> Ideen sozialen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Wandel bewirken. Von f<strong>und</strong>amentaler Bedeutung sind dabei unternehmerische<br />

Aktivitäten, zu denen sich Menschen mit bestimmten Fähigkeiten <strong>und</strong> Wurzeln in unterschiedlichem<br />

Maße „hingezogen“ fühlen („Pull-Gründungen“). Aber genauso sehen sich verschiedene<br />

soziale Gruppen in unterschiedlichem Maße gezwungen, ihren Lebensunterhalt<br />

durch Arbeit auf eigene Rechnung zu bestreiten („Push-Gründungen“). Diskrepanzen zeigen<br />

sich ferner nicht nur in Bezug auf die Gründungsneigung von Menschen, sondern auch in der<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> dem Erfolg der Gründungen. Vieles von dem ist zum einen von den Individuen<br />

selbst <strong>und</strong> zum anderen von den Umfeldbedingungen abhängig. Häufig sind es Menschen<br />

in der „Fremde“, denen es gelingt, neue Situationen mit den ihnen verfügbaren Mitteln<br />

zu meistern. Daher ist es eine vielfach <strong>und</strong> international diskutierte Frage, inwieweit Unterschiede<br />

im Zugang zu <strong>und</strong> in der Ausprägung von beruflicher Selbständigkeit nicht nur mit<br />

der sozialen sondern auch mit der <strong>ethnischen</strong> Herkunft <strong>und</strong> mit Wanderungserfahrung im Zusammenhang<br />

stehen.<br />

Einige Beobachtungen scheinen dies zu untermauern. Zunächst insgesamt betrachtet hat in<br />

Baden-Württemberg die Zahl an beruflich Selbständigen seit Anfang der 90er Jahre um r<strong>und</strong><br />

ein Viertel zugenommen. Weit überproportional zu dieser Dynamik beigetragen haben die<br />

unternehmerischen Aktivitäten von Migranten. Allein die Zahl der ausländischen Selbständigen<br />

(ohne Eingebürgerte) hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. 1 Wie die vorliegende<br />

Studie noch im Detail aufzeigt, haben r<strong>und</strong> 94.000 Unternehmer/innen in Baden-Württemberg<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong> (im engeren Sinn) 2 .<br />

Daneben ist allerdings zu konstatieren, dass trotz der positiven Entwicklung das Niveau an<br />

unternehmerischen Aktivitäten von Migranten hinter dem in allen anderen B<strong>und</strong>esländern<br />

zurückgeblieben ist. In Baden-Württemberg ist die Selbständigenquote von Ausländern bzw.<br />

Migranten seit Jahren nur etwa zwei Drittel bis drei Viertel so hoch wie in Deutschland insgesamt.<br />

3<br />

Die Ursachen <strong>und</strong> Implikationen dieser Unterrepräsentation interessieren umso mehr, wenn<br />

der Blick auf das Leistungspotenzial der Migrantenökonomie gerichtet wird. Diesbezüglich<br />

werden nicht selten Zweifel laut, da Migrantenbetriebe in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

häufig mit marginalwirtschaftlichen Aktivitäten, d.h. in Deutschland vor allem mit Döner-<br />

1 Um es vorwegzunehmen: Dieser Schub an neuen Unternehmerinnen <strong>und</strong> Unternehmern ist nur geringfügig auf<br />

Zuwanderungseffekte zurückzuführen, denn zum einen ist der Wanderungssaldo im gleichen Zeitraum geschrumpft<br />

(Statistisches Landesamt/ Bosch-Stiftung 2009) <strong>und</strong> zum anderen lebt die Mehrzahl der Migranten,<br />

die sich selbständig machen, bereits seit mehr als zwanzig Jahren im Land (Leicht et al. 2001).<br />

2 Im „weiteren Sinn“ sind es 98.000, wobei diese Zahl wegen des 4-jährig erweiterten Erfassungsprogramms im<br />

Mikrozensus nicht mit den vorherigen 3 Jahren vergleichbar ist.<br />

3 Leicht et al. 2001; Leicht 2004; Leicht/ Leiß 2006; Meister-Scheufelen 2007.<br />

5

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