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2. Determinanten, Wirkungen und Leistungen ethnischen ...

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ifm Universität Mannheim: Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg<br />

Der Wunsch nach Eigenständigkeit kommt auch in der Bedeutung von „zeitlicher Flexibilität“<br />

als Beweggr<strong>und</strong> für den Schritt in die Selbständigkeit zum Ausdruck. Die Freiheit in der Arbeitsgestaltung<br />

wird jedoch nicht so hoch eingeschätzt wie die Autonomie. Die Mittelwerte<br />

liegen in einer Bandbreite zwischen 3 <strong>und</strong> 3,5. Allerdings bewerten sämtliche Gruppen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> diesen Faktor durchschnittlich höher als die Deutschen.<br />

Leistungsbereitschaft, Machbarkeitsdenken <strong>und</strong> Chancenerkennung<br />

Ein ausgeprägter Leistungswille gilt in der Gründungsforschung als eine zentrale Voraussetzung<br />

für unternehmerisches Wirken. Bereits Max Weber hob diesbezüglich die innere Motivation<br />

<strong>und</strong> den Willen hervor, die eigene Leistungsfähigkeit durch „rastloses Schaffen“ unter<br />

Beweis zu stellen. Dies kommt auch in unserer Befragung zur Geltung: In der Rangfolge der<br />

Bedeutung der aufgelisteten Pull-Faktoren nehmen Motive, die sich mit Leistungsbereitschaft<br />

<strong>und</strong> mit Machbarkeitsdenken verbinden lassen, insgesamt betrachtet den zweiten bzw. dritten<br />

Platz ein. Zwischen zwei Drittel (Deutsche, Griechen, Polen <strong>und</strong> sonstige Osteuropäer) <strong>und</strong><br />

vier Fünftel der Befragten (Türken <strong>und</strong> ehemalige Jugoslawen) gründeten unter anderem<br />

deswegen, weil sie hierdurch „ihre Qualifikationen <strong>und</strong> Fähigkeiten besser verwerten“ konnten.<br />

Gemessen an der Skala ergeben sich Durchschnittswerte zwischen 4 <strong>und</strong> 4,3.<br />

Einen ähnlich hohen (bzw. sogar leicht höheren) Stellenwert besitzt das Motiv „gegründet,<br />

um meine Ideen verwirklichen zu können“. Bemerkenswert ist, dass sich hier das<br />

ethnienspezifische Antwortmuster wiederholt, das bei der Frage nach der Qualifikationsverwertung<br />

zu erkennen war. Wiederum sind es die Türkischstämmigen, die hier am stärksten<br />

zustimmen, während die Deutschen, die Griechen, die Polen <strong>und</strong> sonstigen Osteuropäer dieses<br />

Motiv für weniger wichtig befanden.<br />

Der Chancenerkennung bzw. der Wahrnehmung von passenden Gelegenheiten wird in der<br />

Forschungsliteratur im Allgemeinen ein starker Einfluss auf die Gründungsentscheidung zugeschrieben<br />

(vgl. Kapitel 2 <strong>und</strong> 7.3). Wir haben daher danach gefragt, inwieweit der Schritt in<br />

die Selbständigkeit erfolgte, weil „eine Marktlücke“ gef<strong>und</strong>en wurde. Insgesamt jedoch stellen<br />

nur etwa ein Viertel bis ein Drittel der Befragten explizit dieses Motiv in den Vordergr<strong>und</strong>,<br />

wobei die Gründer aus Italien <strong>und</strong> dem Nahen/Mittleren Osten die höchsten Mittelwerte<br />

(2,8 <strong>und</strong> 2,5) aufweisen. Es sind auch hier wiederum die Deutschen, Griechen <strong>und</strong> Osteuropäer,<br />

die sich am wenigsten mit diesem Beweggr<strong>und</strong> identifizieren konnten (Mittelwerte<br />

knapp unter 2,2).<br />

Tradition <strong>und</strong> kulturelle Eigenschaften<br />

Im Zusammenhang mit Migrantenselbständigkeit interessieren natürlich insbesondere Motive,<br />

die sich aus normativen <strong>und</strong> (sozio-)kulturellen Gepflogenheiten ergeben. Die nicht wenig<br />

verbreitete Vorstellung jedoch, dass sich Migranten stärker zur Fortführung von Familienunternehmen<br />

verpflichtet sehen, wird allein schon durch die im Vergleich zu deutschen insgesamt<br />

geringere Zahl an Unternehmensübernahmen bzw. -nachfolgen relativiert (Kapitel 5.3);<br />

nicht zuletzt da die erste Generation unter den Gründern noch immer überwiegt (Kapitel 6.4).<br />

Von daher dürfte nicht verw<strong>und</strong>ern, dass in diesem Fall nun die Deutschen in stärkerem Maße<br />

angeben, dass sie gründeten, „um die Familientradition fortzuführen“.<br />

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