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2. Determinanten, Wirkungen und Leistungen ethnischen ...

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ifm Universität Mannheim: Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg<br />

ihnen die ethnische Herkunft bei der Ausübung einer unternehmerischen Tätigkeit Vorteile<br />

einbringt.<br />

� Entgegen der These, dass es vor allem die Geringqualifizierten sind, die durch ethnische<br />

Ressourcen kompensieren (müssen), zeigt sich, dass der Vorteil von Ethnizität mit zunehmender<br />

Bildung wächst. Selbständige Migranten mit Studienabschluss sind fast doppelt<br />

so häufig wie die ohne Berufsabschluss überzeugt, dass ihnen ihre Herkunft marktstrategische<br />

Vorteile bringt. So betrachtet schließen sich also ethnisches <strong>und</strong> Humankapital<br />

nicht aus, sondern ergänzen sich, da sich bspw. Ärzte, Rechtsanwälte oder Steuerberater<br />

durchaus bewusst sind, dass sie durch die Paarung von fachlichen mit kulturellen<br />

Kompetenzen profitieren.<br />

� Vielfach wird assoziiert, dass in Migrantenunternehmen die Familie als günstiges Arbeitskräftereservoir<br />

dient, weshalb die Anteile der unbezahlt mithelfenden Familienangehörigen<br />

höher als bei den Unternehmen der Deutschen ausfallen müsste. Dem ist aber<br />

nicht so. Es sind häufiger die Familienunternehmen der Deutschen, in welchen ohne Entgelt<br />

mitgeholfen wird. Aber dennoch weisen die Unternehmen von Migranten einen höheren<br />

Anteil an Familienmitgliedern unter den Beschäftigten auf. Am stärksten greifen die<br />

Griechen <strong>und</strong> Osteuropäer auf die Arbeitskraft der Familie zurück, was auch unter Kontrolle<br />

weiterer Randbedingungen (z.B. Branche <strong>und</strong> Bildung) zu beobachten ist.<br />

� In Bezug auf den Arbeitsmarktbeitrag von Migrantenunternehmen kommen wir noch auf<br />

die Beschäftigungsstrukturen zurück, aber im Zusammenhang mit sozialem Kapital <strong>und</strong><br />

der Beschäftigung von Landsleuten kann hier schon angemerkt werden, dass sich auch<br />

diesbezüglich wieder eine Zweiteilung in südeuropäische/türkische einerseits <strong>und</strong> mittel-<br />

<strong>und</strong> osteuropäische Arbeitgeber andererseits ergibt. Während unter den Erstgenannten<br />

zwischen der Hälfte <strong>und</strong> zwei Drittel der Unternehmen mehrheitlich Landsleute auf der<br />

Gehaltsliste haben, ist dies bei den anderen bei nur einem Drittel oder weniger als der<br />

Hälfte der Fall.<br />

Im Allgemeinen unterscheidet die Gründungsforschung nicht nur nach Triebkräften, die sich<br />

aus persönlichen oder aber strukturellen Rahmenbedingungen ergeben, sondern auch danach,<br />

ob der Schritt in die Selbständigkeit auf Anreizen oder auf Zwängen beruht. Empirisch weist<br />

die Trennlinie zwischen Push- <strong>und</strong> Pullfaktoren allerdings eine große Unschärfe auf, da die<br />

Gründungsmotive zumeist ein ganzes Bündel möglicher Faktoren umfassen, so dass sich<br />

selbst der zentrale Push-Faktor „Arbeitslosigkeit“ noch durch Anreize angereichert zeigt.<br />

� Fasst man die Bedeutung einzelner Pull-Faktoren zusammen, dann sind die treibenden<br />

Kräfte für den Schritt in die Selbständigkeit vor allem im Streben nach mehr Autonomie<br />

<strong>und</strong> nach der Verwirklichung von Ideen sowie nach Qualifikationsverwertung <strong>und</strong> einem<br />

höheren Verdienst zu sehen, während kulturelle Faktoren <strong>und</strong> auch Marktlücken vergleichsweise<br />

wenig Relevanz besitzen. Die Rangfolge der Bedeutung einzelner Pull-<br />

Motive weist ein ethnienübergreifend ziemlich ähnliches Muster auf. Auffällig ist dabei,<br />

dass insbesondere die türkischstämmigen Gründer/innen bei fast allen möglichen Motiven<br />

eine hohe Relevanz für sich erkennen <strong>und</strong> am „anderen Ende“ die Deutschen eher eine geringe.

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