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2. Determinanten, Wirkungen und Leistungen ethnischen ...

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ifm Universität Mannheim: Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg<br />

Teil auf haushaltsnahen Dienstleistungen <strong>und</strong> der Distribution von „<strong>ethnischen</strong> Produkten“,<br />

wobei sie zudem als Großhändler <strong>und</strong> Reiseunternehmer nicht nur den offenen Markt sondern<br />

mehr oder weniger auch die Landsleute bedienen. Zwar unterscheiden sie sich allein schon<br />

durch ihre soziale <strong>und</strong> ökonomische Integration sowie durch ihr Bekenntnis zum Standort<br />

Deutschland vom klassischen middleman-minority-Unternehmer. Doch lässt ihre Erfolgsgeschichte<br />

dennoch einige für „Minderheitenunternehmer“ typische Charakteristika erkennen.<br />

Als ein entscheidendes Merkmal wird die Fähigkeit gesehen, soziokulturelle Ressourcen zu<br />

bündeln <strong>und</strong> ökonomisch zu nutzen (Portes/ Bach 1985; Waldinger et al. 1990: Light/ Gold<br />

2000). Dazu zählen neben den co-<strong>ethnischen</strong> Beschäftigten auch Formen von ethnischer Solidarität<br />

<strong>und</strong> Vertrauen sowie vor allem adäquate Beziehungen zum Heimatland, insbesondere<br />

zu potenziellen Zuliefererbetrieben. Wohl aber maßgeblicher für die Herausbildung eines<br />

modernen „<strong>ethnischen</strong> Mittelstands“ ist heutzutage eine Globalisierung der Unternehmenspolitik.<br />

Die gehandelten Produkte der türkischstämmigen Elite-Unternehmer entstehen größtenteils<br />

im Herkunftsland, wohin sie hervorragende Verbindungen besitzen.<br />

Transnationales Unternehmertum <strong>und</strong> internationale Verflechtungen<br />

Mit der fortgeschrittenen internationalen Verflechtung ökonomischer Aktivitäten, aber vor<br />

allem mit den verbesserten Handels-, Kommunikations- <strong>und</strong> Transportmöglichkeiten, wurde<br />

(auch) die an Immigranten interessierte Entrepreneurshipforschung um einen zeitgemäßen<br />

Typus, den „transnationalen Unternehmer“ bereichert. Allerdings ist die Forschung noch stark<br />

mit der Frage befasst, ob es sich überhaupt um eine neue Erscheinung handelt <strong>und</strong> wie diese<br />

dann gegenüber anderen Formen <strong>ethnischen</strong> Unternehmertums abgrenzbar ist. In der Sicht<br />

von Portes, Haller <strong>und</strong> Guarnizo (2002) handelt es sich hierbei um zugewanderte Selbständige,<br />

deren Tätigkeit kontinuierlich Auslandsaufenthalte im Herkunftsland erfordern <strong>und</strong> deren<br />

Erfolg von ihren Kontakten <strong>und</strong> Verbindungen dorthin abhängig ist. Von zentraler Bedeutung<br />

ist hierbei, dass sie als Unternehmer sowohl in der alten als auch in der neuen Heimat in ihr<br />

soziales Umfeld „eingebettet“ sind, was ihnen Zugang zu entscheidenden Netzwerken <strong>und</strong><br />

Ressourcen verschafft. Im Gegensatz zum Forschungsfeld „international entrepreneurship“<br />

betont „transnational entrepreneurship“ die soziokulturellen Entstehungsbedingungen <strong>und</strong><br />

ferner die Abhängigkeit von der Community <strong>und</strong> den Beziehungen in welche Immigranten<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind (Drori et al. 2009; Sequeira et al. 2009).<br />

Die Aufmerksamkeit, die transnationales Unternehmertum in den letzten Jahren erfahren hat,<br />

ist nicht nur auf die wachsende Relevanz des Phänomens sondern auch auf die Vermutung<br />

zurückzuführen, dass dieser Typus viel eher zu wirtschaftlichem Erfolg als herkömmliche<br />

Migrantenselbständigkeit führt, da er auf anderen Triebkräften beruht (Light 2004). Nicht<br />

zuletzt durch das Internet <strong>und</strong> die damit einhergehende schnelle Kommunikation, wird erwartet,<br />

dass vielerorts eine Art „elektronisch koordinierte ethnische Diaspora“ entsteht, die mehr<br />

<strong>und</strong> höherwertige unternehmerische Aktivitäten hervorruft als jede andere Form der Migration<br />

zuvor (Portes et al. 2002; Zhou 2004).<br />

Bei bisherigen Beobachtungen handelt es sich allerdings eher um Fallstudien, da es zumeist<br />

an repräsentativen Daten zur Identifizierung dieses Migrationstyps mangelt. Die Bef<strong>und</strong>e zeigen<br />

zumindest auf, wo die Chancen transnationaler Unternehmer liegen. Hiebert <strong>und</strong> Kwak<br />

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