HANSA 06-2019
Reparatur & Umbau | Start-Ups | COMPIT Review | CIMAC 2019 | Terminaltechnik | Batterien & Hybrid | Offshore-Flotte | U.A.E. | Cruise Ship Interiors | Zeaborn & Offen
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Schiffstechnik | Ship Technology<br />
© e4ships<br />
und Vibrationsaufkommen. Die derzeit<br />
vielversprechendste Technologie ist Räsänen<br />
zufolge die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle<br />
(PEM), deren Einsatz in der Automobilindustrie<br />
einen niedrigeren Preis<br />
pro Energieeinheit gebracht habe, als es<br />
bei der weniger ausgereiften Festoxid-<br />
Brennstoffzelle (SOFC) der Fall sei.<br />
Ein Vorteil der PEM-Brennstoffzelle<br />
ist die wesentlich höhere Leistungsdichte.<br />
Das könnte sich jedoch ändern:<br />
Die SOFC hat das Potenzial für eine Effizienzsteigerung<br />
auf 65-70%; derzeit<br />
beträgt der Wirkungsgrad der Energieumwandlung<br />
von Wasserstoff in Strom<br />
einer »konventionellen« PEM-Zelle 40 bis<br />
45%. PEM ist hochempfindlich gegenüber<br />
Verunreinigungen im Wasserstoff,<br />
wie Schwefel und CO, erfordert ein komplexes<br />
Wassermanagement bei moderater<br />
Lebenserwartung, wenn andere Primärbrennstoffe<br />
als reiner Wasserstoff verwendet<br />
werden. »Dies sind nur zwei der<br />
Gründe, warum große Anstrengungen<br />
unternommen werden, um die Entwicklung<br />
der SOFC-Technologie zu beschleunigen.<br />
Durch den Betrieb bei hohen Temperaturen<br />
(bis zu 800° C) wird erwartet,<br />
dass die SOFC in Zukunft einen Wirkungsgrad<br />
von bis zu 85% einschließlich<br />
der Abwärmenutzung erreichen kann«,<br />
sagt Räsänen. SOFC könne innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre zu einem bedeutenden<br />
Wettbewerber werden.<br />
Mit der SOFC an Bord von Schiffen<br />
wurden bereits einige Erfahrungen<br />
gesammelt, darunter Tests auf dem<br />
Frachter »Forester« im SchiBZ-Projekt.<br />
Räsänen erwartet, dass eine einzelne<br />
SOFC-Einheit in naher Zukunft von heute<br />
50kW auf 120kW skalierbar sein wird,<br />
mit Baugrößen bis zu 10MW, wenn einzelne<br />
Einheiten kombiniert werden.<br />
Betrieb mit Brennstoffzellen<br />
Weitere technische Fragen werden aus betrieblichen<br />
Gründen entschieden. So ist<br />
beispielsweise für die variable Last mit<br />
relativ schneller Start-Stopp-Sequenz die<br />
PEM-Technologie am besten geeignet. Für<br />
stabile Last bei hohem Leistungsbedarf<br />
bietet sich wiederum die SOFC-Technologie<br />
an. Für beide Lösungen wird oft ein<br />
Batteriesystem für Spitzenlasten benötigt,<br />
um die Last für die Brennstoffzellen<br />
stabil zu halten und so die Lebensdauer<br />
zu verlängern. Die höhere Betriebstemperatur<br />
von SOFC-Lösungen gegenüber<br />
ihren PEM-Pendants (800° C vs. 75° C)<br />
führt dazu, dass die Systemkomponenten<br />
teurer und komplexer sind, mit deutlich<br />
längeren An- und Abschaltzyklen sowie<br />
langsameren Lastwechseln.<br />
»Da es mehrere kommerzielle Pilotprojekte<br />
im Bereich von Hunderten von<br />
Kilowatt pro Anlage gibt, ist davon auszugehen,<br />
dass Brennstoffzellen in den<br />
nächsten zehn Jahren auf Schiffen immer<br />
häufiger eingesetzt werden. Der nächste<br />
Schritt sind Installationen im Megawattbereich«,<br />
sagt der Experte. Die Leistungsdichte<br />
werde sich verbessern, während der<br />
Preis pro Kilowatt sinken werde. Beide<br />
Technologien hätten jedoch vorerst relativ<br />
hohe Kosten gemessen am Energieertrag.<br />
Welcher Brennstoff macht’s?<br />
Heute nutzen alle Brennstoffzellentechnologien<br />
Wasserstoff bei der Umwandlung<br />
chemischer in elektrische und thermische<br />
Energie durch Oxidation. Andere<br />
mögliche Primärbrennstoffe sind Erdgas<br />
bzw. LNG, Biogas bzw. LBG, Methanol,<br />
Ethanol und andere Kraftstoffe mit niedrigem<br />
Flammpunkt wie Diesel.<br />
Abstract: Energy returns catch up with battery footprint<br />
Methanol ist leicht zu handhaben, stabil<br />
zwischen -93° C und +65° C und kann<br />
intern sowie extern reformiert werden.<br />
Preislich liegt es über MGO und benötigt<br />
aufgrund des geringen Heizwertes<br />
das zweifache Tankvolumen bei gleicher<br />
Energiemenge. LNG mit der Hauptkomponente<br />
Methan ist der Kohlenwasserstoffkraftstoff<br />
mit dem niedrigsten Kohlenstoffgehalt.<br />
Wegen des Siedepunkts<br />
bei -163° C bei 1 bar benötigt LNG eine<br />
isolierte Lagerung. SOFC-Systementwickler<br />
bevorzugen LNG, das entweder<br />
intern oder extern reformiert werden<br />
kann (bei PEM immer extern). »Da Methanol<br />
heute hauptsächlich aus Erdgas<br />
hergestellt wird, ist der Schritt der Umwandlung<br />
ein zusätzlicher Faktor für die<br />
Bevorzugung der SOFC-Option im marinen<br />
Kontext«, so Räsänen.<br />
Wasserstoff ist mit seinem Siedepunkt<br />
von -253° C bei 1bar, schwer zu speichern<br />
und hat flüssig (LH2) den vierfachen<br />
Platzbedarf von MGO. H2 kann aus<br />
Meerwasser durch Elektrolyse oder aus<br />
reformiertem Erdgas (wie heute der größte<br />
Teil des Wasserstoffs) gewonnen werden,<br />
ist aber im IGF-Code noch nicht als<br />
Kraftstoff definiert. Zudem hält Räsänen<br />
die Speicherung an Bord größerer Schiffe<br />
heute nicht für möglich.<br />
Also PEM oder SOFC? Ein Gewinner<br />
steht jedenfalls schon fest, sagt Räsänen:<br />
»Da sowohl die PEM- als auch die SOFC-<br />
Technologie eine stabile, hohe Last erfordern,<br />
um effizient zu arbeiten werden<br />
Batterien eine wichtige Rolle spielen.« n<br />
Batteries have become accepted as an alternative energy source on board ships. While<br />
energy density and charging technology evolve further, cell prices are nearing raw material<br />
levels. From a price perspective, it does not make much sense to wait any longer<br />
with an investment decision, an expert from Finnish design and engineering company<br />
Foreship says. At the same time, fuel cell technology is maturing towards commercial<br />
applications. Efficiency gains are still possible, and within ten years, the fuel cell<br />
might be in use on quite a number of ships. But even then, batteries will be needed on<br />
board to make the systems work efficiently and last long.<br />
Further information: redaktion@hansa-online.de<br />
<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2019</strong><br />
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