HANSA 06-2019
Reparatur & Umbau | Start-Ups | COMPIT Review | CIMAC 2019 | Terminaltechnik | Batterien & Hybrid | Offshore-Flotte | U.A.E. | Cruise Ship Interiors | Zeaborn & Offen
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Schiffstechnik | Ship Technology<br />
Trend zur Serienabfertigung<br />
Scrubber, Ballastwassersysteme, alternative Antriebe – neue IMO-Vorschriften bedeuten<br />
auch für norddeutsche Werften neue Impulse. Wie macht es Blohm+Voss am Standort<br />
Hamburg seit der Übernahme durch Lürssen und der strategischen Neuausrichtung?<br />
Die aktuell solide Auftragslage der<br />
Werft zeige, dass man mit Unterstützung<br />
des Mutterhauses Lürssen und<br />
den eingeleiteten strukturellen und organisatorischen<br />
Anpassungen den richtigen<br />
Weg eingeschlagen habe, sagt Geschäftsführer<br />
Dr. Ralph Petersen.<br />
Neben dem Reparatursegment für<br />
Kreuzfahrt- und Handelsschiffe – hier<br />
setzt Blohm+Voss verstärkt auf Rahmenverträge,<br />
mit denen sich Kunden für<br />
eine längerfristige Kooperation mit der<br />
Werft entscheiden – wurde die Hamburger<br />
Werft nach der Übernahme durch<br />
Lürssen für gruppenweite Refit-Aktivitäten<br />
für Yachten strategisch ausgerichtet.<br />
Man beobachte heute eine deutlich<br />
höhere Anzahl von Anfragen in diesem<br />
Segment. Seit der Übernahme 2016 wurde<br />
ein neues Flächenkonzept für den<br />
Standort entwickelt. Dieses sieht unter<br />
anderem eine konsequenter am Materialfluss<br />
ausgerichtete Fertigung vor –<br />
zum Teil auch auf kleinerem Raum und<br />
mit weniger Lagerfläche. Darüber hinaus<br />
wurde in die Fertigungsstrukturen<br />
investiert.<br />
Grundsätzlich sei man für alle Projektvorhaben<br />
offen. »In Hamburg sind<br />
wir allerdings durch den Tiefgang der<br />
Elbe begrenzt. Zudem gibt es eine Überlandleitung<br />
über der Elbe, welche insbesondere<br />
bei Spezialschiffen die Höhe der<br />
Aufbauten begrenzt. Betroffene Schiffstypen<br />
sind allerdings eher solche, auf die<br />
wir uns nicht konzentrieren«, sagt Petersen.<br />
Was die Installation von Abgasreinigungsanlagen<br />
angeht, sieht sich die Werft<br />
technisch und personell gut aufgestellt,<br />
man habe schon frühzeitig Einbauten<br />
von Scrubbern vorgenommen – insbesondere<br />
auf Kreuzfahrtschiffen. »Aktuell<br />
sehen wir einen Trend zur Serienabfertigung:<br />
Es werden vielfach Aufträge<br />
für ganze Serien von Einbauten vergeben,<br />
wobei der eigentliche Wertschöpfungsanteil<br />
für die Werft allerdings geringer ausfällt.<br />
Hier müssen wir letztlich immer abwägen,<br />
ob die Umsetzung einer solchen<br />
Maßnahme für uns wirtschaftlich noch<br />
attraktiv ist oder ob wir verstärkt auf<br />
Projekte mit einem größeren Auftragsvolumen<br />
und einem höherem Eigenfertigungsanteil<br />
setzen«, so Petersen.<br />
Immer näher rückt der Zeitpunkt, an<br />
dem jedes Schiff mit einer Ballastwasserbehandlungsanlage<br />
ausgerüstet sein<br />
muss. Konnten viele Reeder 2015 durch<br />
eine vorgezogene Dockung den von der<br />
IMO vorgeschriebenen Einbau noch<br />
verschieben, gibt es mit dem Ablauf der<br />
nächsten Fünfjahresperiode 2020 keine<br />
Möglichkeiten zur Fristverlängerung<br />
mehr. Je nach Schiffstyp seien die Installationen<br />
teilweise sehr aufwendig, teilweise<br />
mit geringerem Aufwand verbunden,<br />
sagt Petersen. »In der Regel führen<br />
wir die Installationen von Ballastwasserbehandlungsanlagen<br />
und deren Peripherie<br />
während der regulären Werftliegezeiten<br />
durch«, erklärt der Manager. Mit<br />
sogenannten »Flying Squads« biete man<br />
seit vielen Jahren zudem einen mobilen<br />
und überaus flexiblen Service außerhalb<br />
der Werft.<br />
Neben der Einbau-Vorbereitung von<br />
BWT-Anlagen erlebt Blohm+Voss derzeit<br />
eine verstärkte Nachfrage nach Tank-Umbauten<br />
– mit dem Ziel der Reedereien, verschiedene<br />
Treibstoffe vorhalten zu können.<br />
Die Reeder möchten offenbar flexibel<br />
bleiben, wenn sich im Zuge des Inkrafttretens<br />
des neuen Schwefelgrenzwerts<br />
für die Schifffahrt ab 2020 Schiffskraftstoffe<br />
verteuern. Diese Entwicklung wäre<br />
für Blohm+Voss in der Hochpreisregion<br />
Nordseeküste nicht unbedingt von Vorteil.<br />
»Da wir aktuell aber auch eine Vielzahl<br />
von Reedereien bedienen, die nicht<br />
am Standort Hamburg ansässig sind und<br />
deren Schiffe längere Wege in Kauf nehmen,<br />
um zu uns zu kommen, könnten sich<br />
höhere Kraftstoffkosten auch zu unseren<br />
Ungunsten auswirken«, sagt er.<br />
Während sich andere Europäische<br />
Schwergewichte wie die Damen-Gruppe<br />
geografisch immer breiter aufstellen, um<br />
beispielsweise auch in Südosteuropa ein<br />
Stück vom Kuchen abzugreifen, sieht Petersen<br />
Blohm+Voss im Verbund mit den<br />
Schwesterwerften der norddeutschen<br />
Lürssen-Gruppe gut aufgestellt. »Unser<br />
Schwerpunkt liegt auf einer kontinuierlichen<br />
und an den Bedürfnissen unserer<br />
Kunden ausgerichteten Optimierung unseres<br />
Hamburger Werftstandortes«, sagt<br />
er. Man investiere daher gezielt weiter in<br />
den Standort an der Elbe, stärke damit<br />
den heimischen Schiffbau und sichere<br />
Arbeitsplätze vor Ort.fs<br />
© Blohm + Voss<br />
66 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2019</strong>