Sammelband biodynamische landwirtschaft i ... - Demeter
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Grundelemente der Umwandlungsprozesse<br />
während der Kompostierung<br />
Florian Amlinger<br />
Einleitung<br />
Seite 44<br />
„.Und solang du das nicht hast,<br />
Dieses: Stirb und werde!<br />
Bist du nur ein trüber Gast<br />
Auf der dunklen Erde.” 1<br />
Was Goethe vor langer Zeit zum Ausdruck brachte, ist<br />
eine wichtige Erkenntnis für die Grundlage der <strong>biodynamische</strong>n<br />
Landwirtschaft und formuliert eine Grundeigenschaft<br />
des Lebendigen auf unserer Erde. Gemeint sind<br />
Transformationsprozesse und Entwicklungen, denen<br />
wir als Menschen, genauso wie der Boden, unterworfen<br />
sind. Wenn wir versuchen uns dem Boden anzunähern,<br />
erwerben wir ein Grundverständnis für die Prozesse von<br />
Aufbau und Abbau und damit auch für die Kompostierung.<br />
Dieser Aufbau und Abbau geschieht in der Natur<br />
laufend und in der Landwirtschaft versuchen wir Menschen<br />
diesen Prozess so zu steuern, dass wir ein ganz<br />
bestimmtes Endmaterial erhalten. Das ist eine der Tätigkeiten<br />
des Menschen, wo er daran teilnehmen kann,<br />
wie Neues geschaffen wird. Wenn wir nicht mit der Natur<br />
denken und arbeiten, sondern den Fehler machen gegen<br />
die Natur zu wirken, verhalten wir uns auf eine unnatürliche<br />
Weise und die kurzfristig auftretenden Vorteile davon<br />
verschwinden sehr schnell.<br />
1 Goethe, Johann Wolfgang: „Der west-östliche Divan“, Insel<br />
Verlag, Frankfurt am Main, 1974<br />
Grundelemente der Umwandlung<br />
Das können wir beispielsweise bemerken, wenn wir<br />
den „ökologischen Fußabdruck“ des Menschen näher<br />
betrachten. Bereits die Überkonsumtion und Überausbeutung<br />
durch einige wenige Länder ermöglichen es,<br />
die regenerativen Kräfte der Erde zu überschreiten und<br />
somit die gesamte Welt in eine nicht nachhaltige Situation<br />
zu bringen. Für viele Menschen ist unnachhaltiges<br />
Handeln und Leben normal geworden.<br />
Nachhaltigkeit, als notwendiges Prinzip des Lebendigen,<br />
können wir uns sehr gut vergegenwärtigen, wenn<br />
wir uns dem Boden annähern. Hier sehen wir, dass die<br />
lebenserhaltende Qualität der Böden in Gefahr ist, etwa<br />
durch Abschlämmung oder Bodenabtrag, durch Verdichtung<br />
und auch durch den Kohlenstoffverlust. Wir<br />
lernen, dass wir dem Boden mit der Düngung etwas<br />
zurückgeben müssen, damit die organische Substanz erhalten<br />
oder vielleicht sogar gesteigert werden kann.<br />
Humusbildung und Düngung stehen in einem engen<br />
Zusammenhang.<br />
„Man muss wissen, dass das Düngen in der Verlebendigung<br />
der Erde bestehen muss, damit die<br />
Pflanze nicht in die tote Erde kommt und es schwer<br />
hat, aus ihrer Lebendigkeit heraus das zu vollbringen,<br />
was bis zur Fruchtbildung notwendig ist.”2<br />
Da bei der Bodenbildung komplexe und empfindliche<br />
Prozesse ablaufen, kommt gerade der Kompostierung<br />
hohe Bedeutung zu. Während wir die Kompostierung<br />
begleiten, versuchen wir etwas aus dem Geistigen ins<br />
Verstehen zu bringen und nicht blind Rezepte anzuwenden.<br />
Da die Erde selbst als ein komplexer Organismus be-<br />
2 Steiner, Rudolf: „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum<br />
Gedeihen der Landwirtschaft“, Landwirtschaftlicher Kurs;<br />
Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1985