Sammelband biodynamische landwirtschaft i ... - Demeter
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Tierzucht im geschlossenen Organismus<br />
einer Landwirtschaft<br />
Leopold Selinger<br />
Ein wesentlich anderer Blick<br />
In diesem Vortrag weist Dr. Selinger auf geisteswissenschaftliche<br />
Zusammenhänge hin zwischen Mensch und<br />
Tier, welche sich bis hinein in die Physiologie und Anatomie<br />
zeigen. Praktische Aspekte der Tierhaltung – im<br />
Sinne von Haltungsanleitungen – werden in diesem Vortrag<br />
nicht behandelt.<br />
Es sind Bilder und Fakten, welche den bäuerlichen Menschen<br />
zum Nach-Denken bringen können.<br />
Es bleibt uns nicht erspart, diese Bilder selbst geistig zu<br />
einem Ganzen zusammenzufügen.<br />
Tierhaltung<br />
Tierzucht, Tierfütterung, Tierhaltung gehen als Tätigkeiten<br />
vom Menschen aus. In der Praxis enthält daher<br />
immer jeweils die eine Tätigkeit auch die beiden anderen.<br />
Sie stehen zueinander in einem ähnlichen Verhältnis<br />
dreigegliedert, wie die menschliche Erscheinung selber<br />
dreigliedrig organisiert erscheint in den Tätigkeiten, die<br />
sich über die Kopforganisation, die Brustorganisation,<br />
die Gliedmaßenorganisation vollziehen.<br />
Diese Tätigkeiten gehen vom Bewusstsein aus.<br />
Und dieses ist in Bezug auf die Landwirtschaft ein<br />
differenziertes.<br />
Im Bewusstsein des Menschen, vor allem des Landwirtes,<br />
der Landwirtin entwickelte sich die Vorstellung:<br />
Landwirtschaft ist ein Gewerbe, welches zum Zwecke<br />
hat, durch Produktion von vegetabilischen und tierischen<br />
Substanzen Gewinn zu erzeugen oder Geld zu<br />
erwerben. 1<br />
1 Vgl. Thaer, Albrecht Daniel: „Grundsätze der rationellen LW“<br />
Seite 96<br />
Biodynamischer TierzuchtLandbau<br />
Verständlicherweise erstrebt heute ein fortschrittliche/r<br />
Landwirt/in den finanziell notwendig erscheinenden Gewinn<br />
durch Leistungssteigerung. Er/sie läuft Gefahr, das<br />
Maß zu verlieren.<br />
Der/die traditionelle Landwirt/in wiederum hält fest an<br />
Methoden, die sich in der Vergangenheit bewährt haben;<br />
er/sie läuft Gefahr, neue Ideen, wie sie die Entwickelung<br />
fordert, nicht oder nicht rechtzeitig zu ergreifen.<br />
Der/die so genannte alternative Landwirt/in erkennt<br />
wohl die Gefahren beider Richtungen; rein naturwissenschaftliche<br />
Erkenntnismöglichkeit vermag ihm/ihr aber<br />
nicht die nötige innere Sicherheit zu geben für ihr/sein<br />
Bemühen. Er/sie läuft Gefahr, idealistischen Vorstellungen<br />
zu sehr Raum zu geben. Naturgemäß bot sich<br />
dem/der fortschrittlichen Landwirt/in die Hühnerhaltung<br />
an. Die Vogelnatur des Huhnes ist weitgehend bodenunabhängig<br />
und schien deshalb geeignet für nahezu<br />
vollkommen klimatisierte, automatisierte Käfighaltung<br />
und komplettiertes Alleinfutter als Fertigfutterkonserve.<br />
Wirtschaftlich verlockend schien es dann, auch in der<br />
Kuhhaltung ebenso zu verfahren. Die Kuh aber ist weitgehend<br />
bodenabhängig. Sie wurde bald zum Paradebeispiel<br />
für symptomlose Sterilität, unspezifische Katarrhe<br />
und ihre Virusbegleitung, Spurenelementemangel und<br />
Wurmbefall. Eine Neuorientierung wurde notwendig, so<br />
genanntes biologisches Denken.<br />
Notgedrungen lernen wir heute die Erde nicht mehr<br />
ansehen als ein Staubkorn im Weltall, sondern als eine<br />
Art lebendigen Organismus und den Menschen als ein<br />
geistiges Wesen, welches das Antlitz der Erde verändert.<br />
Es lässt seine Menschlichkeit einfließen in das Leben<br />
dieser Erde – freilich auch alles, was am Menschen des<br />
Menschen unwürdig erscheint.<br />
Anthroposophisch orientierte, das heißt vom Menschen<br />
ausgehende geisteswissenschaftliche Erkenntnis, sagt:<br />
Wenn der Mensch geboren wird, wird er durch den Tier-