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Neue Grenzen
Feb 23, 2022
Dem unbedeutenden Blog steht nicht gut
zu Gesicht, aktuelle Weltpolitik zu beleuchten.
Leserbriefe in der Dorfzeitung sind das
Niveau, auf dem wir Armseligen unsere
Wortbeiträge zum Besten geben. Wir ändern
nichts. Das ermöglicht nur, Ohnmacht zu
thematisieren, über die Treppenstufen nach
oben zur Macht nachzudenken.
Die Naivität, sich bei den Lehrern beliebt zu
machen, einen attraktiven Aufsatz schreiben
und einen Preis einheimsen? So etwas mag
der Anfang sein, Nähe zu denen suchen, die
Einfluss haben. Lehrer, Eltern und Familienmitglieder
können vieles bestimmen, das wir
hinnehmen müssen, solange wir Kinder in
einer Schulklasse sind.
Zwei Lager sind typisch für Pubertierende.
Die einen bilden den Block der Schüler und
Schülerinnen, die untereinander zusammenhalten.
Auf der anderen Seite sind wenige,
die freudig jedes Thema aufgreifen, das
gelernt werden soll. Es sind nicht unbedingt
die Klassenbesten. Da sind welche gemeint,
die stets ja sagen zum Unterricht, wer auch
immer vorn am Pult steht. Jeder kennt isolierte
Klassensprecher, die nicht wahrnehmen,
was so ein Sockel auf dem sie stehen
mit ihnen macht. Die allgemeine Aufmerksamkeit,
die dem Exponierten geschieht,
verhindert sensible Zwischentöne zu spüren.
Es befördert stattdessen eine wachsende
Neurose.
# Darauf hoffen, gemocht zu werden
Wird man so zum grünen, sozialen oder alternativen,
jedenfalls hochmotivierten Politiker,
strebt danach, die Arbeit im Staatsdienst
oder Polizei zum Wohle aller im Land mitzugestalten?
Das möchte ich nicht bewerten,
bin vom geraden Weg durch Krankheit
abgekommen. Mein Leben fand nie statt. Ich
blieb fremdbestimmt und musste anderen
hinterherlaufen. Streber, aber ohne wirklich
gut zu sein (wie ich einer war), sind Kinder,
die vergleichsweise unbedarft in das Problem
geraten, einen eigenen Kurs im Leben
zu finden. Einige lernen nur allmählich, sich
durchzusetzen, später als diejenigen, die
bereits im Unterricht effektive Opposition zu
den Lehrkräften üben. Den Schulterschluss
mit den anderen suchen, hilft in der Gemeinschaft
klarzukommen. Manche Schüler
verstehen bald, eigene Netze zu weben und
lernen das soziale Gefüge mit den Gleichaltrigen
bereits vor dem Abschluss kennen.
Sie sind eindeutig bevorteilt, was die eigene
Entwicklung betrifft. Die Noten stehen
dem tatsächlich Intelligenten weniger im
Vordergrund, sondern neugierig zu sein
und erste, eigene
Erfahrungen zu
machen. Lebhafter
Austausch mit
ihresgleichen wird
einen Vorsprung
bedeuten, wenn
das Leben nach
der Schule beginnt.
Ab diesem
Zeitpunkt erwartet
die Gesellschaft
eigenverantwortliches
Handeln von
jungen Menschen.
Zunächst aber
scheinen diese
Schüler mit dem Hang, den Lehrer nachzuahmen,
besser abzugehen, weil sie Gespür
für das Empfinden der Erwachsenen haben,
welche die Welt aktuell gestalten, in die es
hineinzukommen gilt.
Das Thema kann nicht pauschalisiert werden,
ohne grobe Vernachlässigung einzelner
Schicksale. Die Welt möchte nicht
von mir erklärt oder belehrt werden.
Eine übergreifende Erfahrung;
Dinge, die mich viel zu spät geändert
haben, zu dem, der ich heute
bin. Man ist ja nicht, sondern wird
immer weiter Mensch, weil wir
nicht statisch verstanden werden
können als Lebewesen. Ich begriff
erst allmählich, unsere Bundesrepublik
Deutschland als stabile
Heimat wertzuschätzen. Ich bin
damals eines von diesen politisch
interessierten Kindern in der Schule
gewesen. Der Wunsch, Leitende
zu kennen, blieb. Meine Nähe zur
Schenefelder Dorfpolitik endete
bekanntermaßen krachend, und
heute tue ich mir als spottender
Rufer in der Wüste keinen Gefallen.
# Na und?
Was macht das schon; dem Kreativen ist die
Lust eine andere, bessere, finde ich sogar, als
Eitelkeiten einer Handlungsträgerin ausleben
zu müssen, die das eigene wie egoistische
Sozialverständnis tatkräftig anbefiehlt
und dessen Umsetzung hinbekommt. Das
wäre das Ziel der Politik oder Verwaltung im
Staat: Bedürfnisse der Menschen wahrzunehmen,
deren Bestrebungen zu respektieren
und den vielschichtigen Motivationen
gute Lenkung anzubieten. Was ich also mag
an unserem Land, ist der Rahmen, den es
uns gibt.
Ich mag die anderen Menschen nicht. Das ist
die bittere Kehrseite dieser Erfahrung. Mir
gefällt, dass Beziehungen unsere Freiheit
begrenzen. Der Schock meines Lebens
besteht in der Erfahrung, dass ich wie jeder
andere nicht wenig Macht in den Gliedern
habe und manche Angst vor mir. Der Mensch
kann töten, auch sich selbst. Viele scheinen’s
nicht als ihnen gegebene Möglichkeit
begriffen zu haben. Der böse Mensch oder
Präsident irgendwo, das könnte jeder von
uns sein, glaube ich.
:)
Feb 23, 2022 - Neue Grenzen 23 [Seite 23 bis 23 ]