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Sinn des
Lebens
Jan 25, 2022
Jeder meint
zu wissen,
was Gefühle
sind. Aber so
einfach ist es
nicht. Emotionen haben ihre Namen, und es
sind wohl die Eltern, die uns damit vertraut
machen wie etwas heißt. Das ist „der Stuhl“,
jetzt kommt gleich Oma oder: „Du bist
traurig.“ Oma und den Stuhl können wir
anfassen; viele Begriffe sind Erklärungen,
die nur mit dem Intellekt verstanden werden
können. Ich benötige meinen Verstand, um
dem Wort von
der Traurigkeit
das entsprechende
Gefühl
zuzuordnen,
bei mir und bei
anderen. Es ist
ein Lernprozess
wie das Sprechenlernen
selbst. Denken,
mithilfe von
Worten, kann
mit dem
Erlernen
einer fremden
Sprache verglichen werden. Man kann wohl
annehmen, dass wir auch innerlich still,
ohne Worte zu verwenden, denken. Manche
nehmen diese Möglichkeit aktiv wahr,
entwickeln ein Gespür dafür. Albert Einstein
dachte in Bildern, sagt man.
Wenn es die Eltern sind, die uns die Welt
erklären, kommt es darauf an, inwieweit
diese zulassen, dass wir eigene Rückschlüsse
ziehen. Wenn es nicht gefällt, dass ein Kind
unglücklich ist oder brüllt, entscheiden die
Regelmäßigkeit und die Entschiedenheit
und nicht zuletzt die verwendeten Mittel
der Grenzziehung, wie das Kind Emotionen
versteht.
Als der Film „Gandhi“ mit Ben Kingsley im
Fernsehen gezeigt wurde, habe ich das gesehen,
weil mein Vater uns darauf aufmerksam
machte. Wir saßen also alle vor dem
Fernseher und sahen, wie Gandhi mit nur
einem Cent ausgestattet in seine Mission
startet. Vor einigen Tagen gab es ein Zitat im
Tageblatt: Wo Liebe wächst, gedeiht Leben
– wo Hass aufkommt droht Untergang.“
Darunter stand: Mahatma Gandhi, Politischer
Führer. Bemerkenswert daran finde ich die
Darstellung der wachsenden Liebe, ein
Vergleich mit der Pflanze, die sich im Vergleich
zum Menschen und Tier eher passiv
verhält und die Bewertung im Wort
„aufkommen“ beim Hass. Das ist wie
ein böses Wetter, das aufzieht, eine
Art übergriffige Macht, weniger der
„böse Mann“ der kommt. Der Hass
kommt über den Menschen, und
dann – so etwa.
Nolde wäre ein „schlechter Mensch“,
hieß es im selben Tageblatt vor
nicht allzu langer Zeit. Tatsächlich,
es könnte stimmen. Nicht wegen
der Nazis: „Ein großer Frauenhasser“,
meinte mal einer zu mir (im
Vertrauen), der im selben Dorf lebte
wie der Maler und noch familiär
bekannt war mit dem Kreativen.
Der muss es wissen. Das Schlechte
lebt, und die Frauen sind sowieso
an allem schuld. Oder die Männer?
Die Maler.
Gerade ist es die katholische
Kirche, wo die Bösen unterschlüpfen.
Ich glaube das nicht: Mir fällt
es ganz leicht, größer zu denken.
Das Böse als ein Teil der Welt, daran will
ich nicht allein schuld sein. Ginge es nach
der breiten Gesellschaft, bekäme jeder
„Lebenslang“, und wir wären im Mittelalter
geblieben. Die Menschen müssen ihre
Gesetze erst erlernen, und die Gebote sind
keine Verbote, sondern ein Angebot an den,
der sie ernst nimmt. Du „kannst“ nicht töten,
müssten wir erfahren, aber die
Bibelübersetzer waren dumm (wie
die Polizei). Der Täter würde sich
zum Opfer umdarstellen, heißt es
oft voller Zorn von denen, die selbst
nicht schuld dran sein wollen,
wenn sie angegriffen wurden?
Das hilft kaum. Ein Gefühl
sollte eine Kleidung sein, ein
Pullover, den man mal trägt
und keine Zwangsjacke, die
andere festzurren.
Kindern stopft man mit Sinnsprüchen
das Maul, habe ich
gelesen. Manche Erwachsene
reflektieren nicht wie’s ihnen geschieht
und fahren damit fort, Sprüche zu plakatieren,
als könnten sie sich dahinter
verstecken. Wer nicht gelernt hat, Hass in
sich zu bemerken und andere zu schlagen
oder beleidigen – die provozierten, denn so
kommt ja Wut erst auf – die Konsequenzen
tragen musste, wird die Kräfte seines Ärgers
gegen die eigene Person anwenden. Und
selbst daran
erkranken. Damit
kommt ein
Prozess in Gang,
der im Spruch
„die linke Hand
wüsste nicht,
was die rechte
tut“ ein Bild hat.
So wird unkontrollierter
Hass
beschrieben,
eine Motivation,
bei der niemand
voraussagen
kann, in welche
Richtung sich
das entwickelt:
nach innen oder
irrational gegen
andere.
# Dummheit regt zur Bosheit an
„Oh, wie blöd ist der? Schaut mal, wie einfach
wir ihn vorführen und verarschen können“,
das ist immer der Anfang. Dann kapiert
der Doofe irgendwann; anschließend gibt es
Haue. Einer war noch dümmer, noch frecher
und wird verbeult. Es scheint so einfach, ist
es aber nicht. In diesem Spiel kann keiner
gewinnen.
Der Sinnspruch macht nur Sinn, wenn Hass
als etwas begriffen wird, das zum Leben
gehört wie das Wetter. Wir können einen
Schirm aufspannen. Mit dem Schirm haben
wir Schutz gegen den Regen, eine Waffe
möglicherweise, um einen Räuber zu schlagen
– aber das Gewitter am Himmel können
wir nicht verprügeln. Wut im Bauch, Hass
im eigenen Leib? Das gehört dazu. Gewalt
ist eines der Mittel, sich Luft zu verschaffen.
Alternativ: Das Spiel vom „Schwarzen Peter“
regt zur Geschicklichkeit an, diesen weiterzugeben.
So zu leben
macht mehr
Sinn als zu
ermahnen.
:)
Jan 25, 2022 - Sinn des Lebens 7 [Seite 7 bis 7 ]