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Blogtexte2022_1-Halbjahr

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Damals erschien diese Zeitung bereits im

kleinen Format, und einige Jahre haben wir

sie gelesen. Als kleine Schwester der Bildzeitung

ist es unnötig, sie noch zu kaufen.

Es steht nichts mehr drin, was annähernd

dem individuellen Witz einer Hamburger

Spezialität entspricht. Vielleicht doch? Ich

kaufe keine Mopo mehr und bekomme es

nicht mit.

Schwachsinn

8 Mrz, 2022

Das Schicksal liebt mich.

Wenigstens das aus dem

Tageblatt, davon bin ich

überzeugt. Als ich im

zarten Alter von Mitte

zwanzig meine Leidenschaft

für Kreuzworträtsel

entdeckte, war es

weniger die Begeisterung, diese zu lösen als

eigene zu entwerfen. Es gab ja noch nicht

das Internet, und so lasen Menschen Zeitungen

aus Papier. In jeder Zeitschrift, die etwas

auf sich hält, finden sich Horoskop, Rätsel

und ein paar Comics. Meine Eltern kannten

noch „Dankwart“ (in der Morgenpost) und

zitierten manches.

So etwa Freundinnen über ihre Männer:

„Heute muss ich noch mit zum Fussball.“

„Wieso ,heute’?“

„Nächste Woche sind wir verheiratet.“

Nach dem Studium bin ich jahrelang freier

Mitarbeiter der Zeitschrift „Yacht“ gewesen.

Ich bot denen auch einmal ein eigenes

maritimes Rätsel an, stieß aber nicht auf

Interesse. Dann habe ich deswegen, mich

zu erkundigen wie man es macht, bei einer

Hamburger Redaktion angerufen. Früher

hätten alle noch einen beschäftigt, der die

Rätsel entwickelt, sagte man mir. Heute

montierten sie lediglich vom Computer

errechnete Layouts. Man müsse so eine

Datei schon auf dem neuesten Stand halten,

meinte der freundliche Redakteur. Das hieße

immer mal neue Wörter und interessante

Begriffe einzupflegen, wie er das nannte. Das

Programm enthielt also einen Stammwortschatz,

und die Zeitung konnte die äußere

Form dem Zeitungslayout einer Rätselecke

anpassen, erläuterte er.

Wir hatten bis vor einigen Jahren Sonntagszeitungen,

die sich lohnten. Das einzig

verbliebene Blatt ist die BamS, und die kaufe

ich tatsächlich. Ich schäme mich nicht! Die

anderen, inklusive unseres Tageblatts, sind

bereits am Sonnabend für das Wochenende

komplett. Mehr ist nicht wirtschaftlich. Eine

traurige Entwicklung. Unser Tageblatt, welches

seit je her inhaltlich in weiten Teilen

mit anderen Zeitungen der Redaktion in

Pinneberg übereinstimmt, ist der armseligste

Rest Schenefelder Berichterstattung, den

sich ein Leser nur

denken kann.

Ich erlebte Vitt,

Katy Krause,

Christian und Tanja,

dann noch die

hilflosen Versuche

von Cindy Ahrens,

und nun ist es ganz

aus. Verschiedene

schreiben einige

banale Spalten

vorne links, und wer ist Ann-Kathrin Just?

Das ist kein Schenefelder Tageblatt, es ist

ein Witz. Das Horoskop ist noch das Beste

dran. Natürlich gibt es insgesamt weiter

gute Berichte in dieser Zeitung aus unserem

Kreis. Sie zu lesen bedeutet mir wenigstens,

auf dem Laufenden zu sein, was in

Schleswig-Holstein und vor allem

rund um Pinneberg geschieht. Ich

mag Papier zum Frühstück. Das ist

die absolute Luxuszeitung beim

Bäcker. (Ich kaufe sie jeden Tag).

Schwachsinn, es weiter zu bezahlen,

das Tageblatt – für diesen

Preis. Aber schwachsinnig bin ich

ja ganz gern.

:)

Die Kombinationen? Darüber zerbrach sich

kein Mensch noch den Kopf wie ich. Bei den

Horoskopen wird es ähnlich laufen. Unsere

Sternzeichen mit der Tagesvoraussage, die

meine Frau und ich am Tag unserer Hochzeit

in der Mopo vorfanden, war so geistreich,

dass wir das ausgeschnitten haben. Es hängt

gerahmt in der Küche bis heute bei uns.

Mrz 8, 2022 - Schwachsinn 38 [Seite 38 bis 38 ]

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