Kunstbulletin Januar/Februar 2023
Unsere Januar/Februar Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Claudia Kübler, CCS On Tour, Hands-on, Gina Proenza, uvm.
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Solothurner Filmtage<br />
Solothurn — In 77 Lang- und 79 Kurzfilmen<br />
bieten die 58. Solothurner Filmtage Einblick<br />
ins aktuelle Filmschaffen der Schweiz und<br />
zugleich eine Plattform für den professionellen<br />
Austausch. Das Prinzip «Hoffnung» wird in vielen<br />
Filmen aufblitzen. So im Eröffnungsfilm, der<br />
von der Perestroika in die kriegerische Gegenwart<br />
führt, oder in Filmen junger Menschen, die<br />
sich in einer fragmentierten Welt zurechtfinden<br />
müssen auf der Suche nach einer eigenen Identität.<br />
In der Sektion ‹Fokus› wird die zunehmende<br />
künstlerische Verwendung von Archivbildern<br />
in Spiel- und Dokumentarfilmen zur Diskussion<br />
gestellt. Die Sektion ‹Rencontre› ehrt mit<br />
Katarina Türler erstmalig eine Filmeditorin und<br />
rückt mit dem Filmschnitt eine wenig beachtete<br />
Disziplin ins Zentrum. Denn auch wenn Filme<br />
heute auf jedem Smartphone geschnitten werden<br />
können, bleiben Fragen nach Dramaturgie,<br />
Rhythmus und Erzählstruktur zentral. Das lässt<br />
sich auch in den Filmen aus dem Kunstbereich<br />
überprüfen. So im gut getakteten Porträt<br />
‹Anker – Malstunden mit Raffael› (→ <strong>Kunstbulletin</strong><br />
12/2022, S. 121) oder in ‹I Giacometti› von<br />
Susanna Fanzun. Letztere spürt den Spuren<br />
der Künstlerfamilie in Stampa nach und richtet<br />
dabei ein besonderes Augenmerk auf Annetta,<br />
die starke Frau an Giovanni Giacomettis Seite,<br />
unter derer mütterlicher Fürsorge auch Alberto,<br />
Diego, Ottilia und Bruno zu kreativen Persönlichkeiten<br />
heranwachsen konnten.<br />
AUSSENPROJEKTE<br />
Chloé Delarue<br />
Yverdon-les-Bains — Seit 2018 wird in der<br />
wachsenden Stadt Yverdon bei jedem öffentlichen<br />
Bau ein Prozent für Kunst am Bau<br />
aufgewendet. Für Vorbereitung und Umsetzung<br />
der Wettbewerbe ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Eveline Notter am örtlichen Centre<br />
d’art contemporain zuständig. Zuletzt ist eine<br />
Neoninstallation der Genfer Künstlerin Chloé<br />
Delarue (*1986) für das 2017–2019 erbaute<br />
Collège de Rives eingeweiht worden. Sie setzt<br />
ein warmes, farbiges und leicht lesbares Signal<br />
auf dem geteerten Pausenplatz zwischen zwei<br />
Regenunterstände aus Beton. Zu sehen ist ein<br />
Riesenfuss mit Reflexzonen, über die gemäss<br />
asiatischer Medizin Verspannungen gelöst und<br />
Schmerzen im ganzen Körper gelindert werden<br />
können. Die körperliche Ebene kommt in der<br />
Schule in allen Fächern zu kurz, oft auch im<br />
kompetitiven Turnunterricht. Das Lehren einer<br />
Aufmerksamkeit gegenüber dem Körper könnte<br />
jedoch dazu beitragen, dass Jugendliche mit<br />
dem Stress durch Selektionsmechanismen und<br />
der Digitalisierung besser umgehen können.<br />
Damit gewänne die Schule an Relevanz. KHO<br />
I Giacometti, 104’, Regie: Susanna Fanzun,<br />
Produzent: Samir © ProLitteris<br />
→ 18.–25.1. ↗ solothurnerfilmtage.ch<br />
Chloé Delarue · Tafaa – Signal (Le Chant des<br />
lucioles), 2022, Pourcent culturel, Collège des<br />
Rives, Yverdon-les-Bains. Foto: Cyril Zingaro<br />
NOTIERT // GROSSANLÄSSE / AUSSENPROJEKTE 111