Kunstbulletin Januar/Februar 2023
Unsere Januar/Februar Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Claudia Kübler, CCS On Tour, Hands-on, Gina Proenza, uvm.
Unsere Januar/Februar Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Claudia Kübler, CCS On Tour, Hands-on, Gina Proenza, uvm.
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Eine der Stärken des Schweizer Kulturzentrums ist die transdisziplinäre Arbeit,<br />
die nicht nur, wie inzwischen allgemein üblich, für Cross-overs verschiedener Bereiche<br />
in der bildenden Kunst sorgt. Vielmehr bewirkt die offene Programmgestaltung,<br />
jeweils die übergreifende «Kunst»-Dimension zu erfahren. Sei es im Tanz oder<br />
Theater, im Grafikdesign oder in der Architektur, immer werden Positionen vorgestellt,<br />
die ihr Feld erweitern. Das ist übrigens, um hier eine persönliche Erfahrung<br />
anzuführen, auch der grosse Gewinn für einen Deutschen, der in Paris für deutschsprachige<br />
Kunstzeitschriften korrespondiert: mit Unbefangenheit unter «Zugereisten»<br />
neue Geografien kreativer Arbeit auszuloten.<br />
Agentur für Kunst<br />
«Uns geht es um die Verknüpfung», erläutert Hoffmann, «Ausstellungstätigkeit<br />
ist nur ein Bestandteil.» Und Turbat ergänzt: «Diese Tournee wird auch das Pariser<br />
Programm beeinflussen. Bestehende Partnerschaften werden gestärkt, neue eingerichtet.»<br />
Sie verweist auf die für Anfang März geplanten Einsätze des Lausanner<br />
Theatermachers Massimo Furlan im Pariser Musée de la Chasse et de la Nature. Ist<br />
die Präsentation des Italo-Franko-Schweizers etwas zu viel personifiziertes Kulturmarketing?<br />
Vor Ort wirkt es eher als europäische Realität künstlerischer Praxis –<br />
who cares about nationality?<br />
‹On Tour› tritt Furlan danach mit ‹L’animal› im Ecomuseum Rennes auf. Die bretonische<br />
Stadt wird Anfang Mai zur Festivalstation, unter anderem mit der Baslerin<br />
Basim Magdy und ihrer Ausstellung, die im dortigen FRAC Bretagne bereits im <strong>Februar</strong><br />
startet. Für den kleinen Kunstort 40mcube produziert das CCS eine Arbeit der<br />
Lausanner Malerin Romane de Watteville. Deren Leinwände sind ebenso ins globale<br />
Imago eingeschrieben wie die Installationen der Baslerin Judith Kakon. Zum Manor<br />
Kunstpreis entfaltete sie 2021 in Schaffhausen Papierobjekte, wie sie vermutlich<br />
rund um den Globus für Feste genutzt werden. Sie im Kunstzentrum La Criée in Rennes<br />
zu produzieren ist gewissermassen auch eine Stellungnahme: Das CCS steht für<br />
die Schweiz. Doch als solches findet es seine Aufgabe heute, indem es global verständliche<br />
Formen und Objekte für gemeinschaftlich genutzte Räume schafft.<br />
Noch denke ich über die Tragweite solch einer Rolle nach, da kommt Kakon herein.<br />
Ihr Auftritt soll geplant werden. Beim Gehen gratuliere ich Léopoldine für ihr Engagement<br />
als Kuratorin: In den Räumen des Basler Kunsthändlers Jean David Cahn<br />
im Pariser Vorort Bagnolet hat sie jüngst eine sehenswerte Ausstellung zu Ulrike<br />
Ottinger mit gestemmt. Auch so wirkt Schweizer «agency» transversal ins französische<br />
Kunstfeld.<br />
J. Emil Sennewald, Kritiker, Journalist, Professor für Philosophie an Kunsthochschulen in Frankreich und<br />
der Schweiz, berichtet seit 2002 über die Aktivitäten des CCS.<br />
→ ‹Centre culturel suisse – On Tour›, bis 2024, Programm siehe Website ↗ www.ccsparis.com<br />
FOKUS // CENTRE CULTUREL SUISSE ON TOUR<br />
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