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Kunstbulletin Januar/Februar 2023

Unsere Januar/Februar Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Claudia Kübler, CCS On Tour, Hands-on, Gina Proenza, uvm.

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Jain sein<br />

Zürich — Es geht hinunter im «Smaragd» im<br />

Rieterpark, tief hinein in die Welt des Jainismus<br />

und einer Ausstellung mit über 200 Exponaten<br />

aus fast 2000 Jahren, welche diese ausserhalb<br />

Indiens relativ unbekannte Religion vorstellt.<br />

Ihr Fundament ist die Gewaltlosigkeit und<br />

die Achtung aller Lebensformen. Mönche<br />

wischen daher mit einem weichen Besen den<br />

Weg vor ihren Füssen, um keine Insekten zu<br />

zertreten, und sie fahren auch nicht Auto. Ihre<br />

langen Wanderungen unterbrechen sie in der<br />

Regenzeit und werden mit aufwendig gestalteten<br />

Briefen willkommen geheissen, denn für<br />

die Gemeinden war es eine besondere Ehre,<br />

wichtige Mönche zu beherbergen. Auch wenn<br />

Askese eine der Leitlinien für die Gläubigen ist,<br />

verschränken sich Kunst und Haltung in verschiedenen<br />

Werken. Kleine Altäre aus Bronze<br />

zeigen die zwölf oder 24 Jina – die «Furtbereiter»<br />

–, kraftvolle Gemälde führen die Qualen<br />

jainistischer Höllen vor Augen, auf einer feinen<br />

Seidenstickerei kämpfen acht der 16 Weisheitsgöttinnen<br />

mit ihren Schwertern gegen die<br />

Unwissenheit, und eine reich verzierte quadratische<br />

Steinplatte aus dem 1. Jahrhundert aus<br />

dem State Museum in Lucknow gedenkt den<br />

Jinas und ihrer Lehre.<br />

Unser beliebtes Leiterlispiel hat mit ‹Snakes<br />

and Ladders› auch indische Wurzeln; es wurde<br />

im Rietberg neu konzipiert und lädt unter dem<br />

Titel ‹Und Du?› zum interaktiven Mitspielen ein.<br />

Die zu beantwortenden Fragen werden hierbei<br />

laufend durch Vorschläge der Besucher:innen<br />

ergänzt. In der Parkvilla sind wunderbare<br />

Handschriften zum ‹Kalpasutra› ausgestellt.<br />

Die so filigranen wie präzisen Blätter im<br />

Querformat zählen zu den ältesten Zeugnissen<br />

indischer Buchkunst und erzählen aus dem<br />

Leben des nur in Legenden überlieferten Jina<br />

Mahavira, der als Gründer des Jainismus gilt.<br />

Text, Farben und Illustrationen bilden hierbei<br />

eine genau abgewogene Einheit; eine moderne<br />

Animation ergänzt mit einer Prise Augenzwinkern<br />

die strengen Blätter. Den thematischen<br />

und kunsthistorischen Bogen schliessen sieben<br />

ausführliche Interviews mit Jains, die aufzeigen,<br />

wie jainistische Prinzipien im heutigen<br />

Leben angewandt und den Stürmen der Welt<br />

entgegengesetzt werden können. Die reiche, in<br />

den Grundfarben der Bilder akzentuierte Ausstellung<br />

erfordert Aufmerksamkeit und Zeit,<br />

was ihr unbedingt gegeben werden sollte, bevor<br />

man wieder vom (zu) geschäftigen Alltagsleben<br />

mitgerissen wird. TS<br />

Jainistische Mönche und Nonnen beim<br />

Wandern, Dokumentarfilm in der Ausstellung,<br />

Courtesy Green Barbet, Indien<br />

Einladungsbrief an einen Mönch für den<br />

Aufenthalt während der Regenzeit, Indien,<br />

Gujarat, spätes 18. oder frühes 19. Jh., Malerei<br />

auf Papier, Geschenk Eberhard und Barbara<br />

Fischer, Museum Rietberg<br />

→ Museum Rietberg, bis 30.4.; mit Publikation<br />

zur Ausstellung und Reclam-Heft zur Religion<br />

↗ www.rietberg.ch<br />

↗ www.arihanta-academy.com (für Interviews)<br />

HINWEISE // ZÜRICH<br />

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