blinker_12_20221115

EDITORIAL
Rotaugen on the
rocks, hier bereits
aufgetaut. Zwei
spannende Köfi-
Artikel finden Sie ab
Seite 6!
Lang lebe der tote Köderfisch!
Meine ersten großen Hechte fing
ich vor 40 Jahren mit Köderfisch.
Und das auch noch nachts! Es
waren, ehrlich gesagt, Zufallsfänge. Denn
zusammen mit meinem Freund Achim
war ich eigentlich auf Zander aus. Die
Hechtangelei hatten wir in unserem Vereinssee
längst an den Nagel gehängt. Obwohl
wir es mit Wobblern, Blinkern und
sogar lebenden Köderfischen auf Hecht
versuchten, wir fingen keinen einzigen.
Mir ist längst klar: Wir haben beim Spinnfischen
und mit dem lebenden Köderfisch
auf die „Jäger“ unter den Hechten
geangelt, während die „Sammler“ von uns
unbehelligt größer und dicker wurden.
Ganz heimlich, still und leise. Denn im
Gegensatz zu den jagenden Hechten, die
sich bei ihren Raubzügen durch einen
großen Schwall und panisch flüchtende
Beutefische verrieten, schwammen die
Sammler unter den Hechten ruhig an
den Kanten entlang und sammelten mit
minimalen Energieaufwand Protein riegel
in Form gestorbener Fische ein. Und
davon gibt es in einem Gewässer mehr als
man glauben mag.
Früher, in der hohen Zeit des
Wettkampfangelns, starben immer wieder
Fische, die vorher im Setzkescher waren.
In jedem Fall gab und gibt es Hechte, die
diese bequeme Nahrungsquelle für sich
entdeckt haben. Und oft sind diese Sammler
unter den Hechten richtige große
Exemplare! Wer große Hechte fangen will,
der sollte einmal intensiv über den Einsatz
eines toten Köfis am Grund nachdenken.
Wo wir gerade bei dem Thema sind:
Vor zwei Minuten fragte mich Florian
Pippardt, der mir am Schreibtisch gegenübersitzt:
„Micha, sag‘ mal, wann wollen
wir eigentlich mal zum Deadbaiting auf
Hecht fahren?“ Noch bevor ich antworten
konnte, hörte ich André Pawlitzki: „Ich
habe noch schöne Köfis im Tiefkühler,
wenn ihr die braucht.“
„André, wir brauchen nicht nur Deine
Köderfische nicht – wir brauchen auch
Dich! Du kommst mit zum Hechtansitz,
das ist doch klar …“
Nun weiß ja nicht, was Sie in den
kommenden Wochen vorhaben. Doch was
halten Sie davon, einmal mal wieder mit
dem toten Köderfisch auf Hecht anzusitzen,
am besten mit einem alten Freund.
Ein guter „Fishtalk“ ist dann sicher, und
damit lässt sich die Zeit bis zum Biss am
besten überbrücken.
Ich wünsche Ihnen einen raubfischreichen
Herbst, Ihr
Michael Werner
Gesamtredaktionsleiter
Angeln
Foto: W. Krause
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