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REISE | SÜDTIROL „Wir dürfen ankommen, Gemächlichkeit leben, unserem eigenen Rhythmus folgen...“ © IDM Südtirol–Alto Adige | Patrick Schwienbacher 184
REISE | SÜDTIROL Waale und Buschen TRADITIONEN VON WASSER UND WEIN © IDM Südtirol–Alto Adige | Alex Filz Südtirols Vielfalt ist grenzenlos, wie die Wege, die dorthin führen. Gefühlt liegt Südtirol im Zentrum der Welt. Aus allen Himmelsrichtungen können wir die Sonnenregion erreichen. All unsere Wünsche lässt das Land auf der Südseite der Alpen wahr werden. All unsere Hoffnungen münden in Gewissheit, wenn wir dort in unseren Urlaub eintauchen. Südtirols Facetten sind außergewöhnlich und doch hinterlässt es stets ein Gefühl des Alltäglichen, des Unaufgeregten und der Bodenständigkeit. Wir dürfen ankommen, Gemächlichkeit leben, unserem eigenen Rhythmus folgen – ohne den Zwang etwas erledigen zu müssen. Das entschleunigt und weckt das Bedürfnis, noch mehr von dieser Lebensart zu entdecken. In diesem Fall erfahren wir von den Traditionen, die im Wasser und im Wein liegen. Beides sind sie wesentliche Merkmale der Region, sind miteinander verwoben, lassen sich am besten an einem warmen <strong>Frühling</strong>smorgen oder einem lauen Herbstnachmittag miteinander verbinden. Die Wege der Wasserhüter Aussichtsreich, geschichtsträchtig und im Licht-Schatten- Spiel der Bäume bewegen wir uns auf den Waalwegen. Die beliebten Spazierwege, entlang der historischen Bewässerungskanäle laden geradezu zum Flanieren und Entspannen ein. Vor Jahrhunderten, erstmals im 13. Jahrhundert, wurden diese Wasserläufe zum Bewässern von Wiesen und Feldern angelegt. Besonders rund um Meran und im Vinschgau wurden die typischen Bäche geschaffen, um den seltenen Niederschlägen zu begegnen. Wasserhüter, die sogenannten „Waaler“ achteten darauf, dass jeder Bauer gleichermaßen versorgt wurde. Für uns ein herausragendes Beispiel für die Nutzung der Ressourcen im Einklang mit dem Kreislauf der Natur. Für die UNESCO so außergewöhnlich, dass sie den Weg der Malser Heide im Obervinschgau zum Weltkulturerbe erklärt. Heute sind alle Waalwege beinahe ganzjährig begehbar und verlaufen größtenteils in der Ebene. Darum also die Lust zum Schlendern. Besonders reizvoll sind die schmalen Wege im Mittelgebirge im <strong>Frühling</strong> zur Blütezeit und im Herbst durch alle Farben hindurch. Äußerst genussvoll ist die Meraner Waalrunde. Elf Waalwege führen stets begleitet von einem sanften Plätschern rund um das Meraner Becken. Doch nicht weniger reizvoll sind alle anderen Wasserhüter-Wege, durch Wälder, Apfelwiesen und Weinreben. Vorbei an Burgen, Schlössern und Kapellen. Und zu den berüchtigten Buschenschänken. Zu Tisch in Südtirol Hof- und Buschenschänken teilen sich eine Tradition und hegen eine gemeinsame kulinarische Leidenschaft. Gemütlichkeit, Heimeligkeit, unter Rebenlauben und in holzgetäfelten Stuben. Hier servieren die Bauern ein echtes Stück Südtirol. Aromatische Bergkräuter verbreiten ihren einzigartigen Duft. Frisch gebackenes Bauernbrot und herzhafte Marenden gesellen sich an die Tafel. Klassiker wie Schlutzkrapfen und Knödel bereichern die Runde. Eine geschmacksintensive Schwarzwurzelsuppe darf gerne noch vorweg. Dazu hofeigenen Wein oder hausgemachten Johannisbeersaft. Das ist Gastlichkeit, die von Herzen kommt. Das bedeutet zu Tisch sein in Südtirol. Nirgendwo ist dies mehr spürbar als bei einer Einkehr in den charakteristischen Hof- und Buschenschänken – mit ihrer gleichgesinnten Passion. Einziger Unterschied zwischen ihren Gemeinsamkeiten liegt in der Verortung. Hofschänken liegen außerhalb der Weinbaugebiete und schenken keinen selbst angebauten Rebsaft aus. Dafür ausgezeichnete Weine von ausgewählten Südtiroler Kellern und Weingütern. Buschenschänken sind inmitten der Weinberge zu finden. Dort wird der eigene Wein gekeltert, dort entspringt das traditionelle „Törgglen“. Ein Brauch, der daher rührt, dass früher nach der Lese die Bauern zur Weinverkostung in ihre Keller einluden. Weinhändler, Genießer und Winzer erfreuten sich an den neuen Jahrgängen und den geselligen Runden. Kredenzt wurden zufällig würziger Käse, heimischer Speck und warme Bauerngerichte. Eine Bereicherung damals. Eine Bereicherung für uns heute, zur Törggele-Zeit zwischen Oktober und Ende November, wenn sich die Stuben öffnen, der Wein fließt und die Kulinarik begeistert. Da darf es doch zweitrangig sein, ob wir in einem Hof- oder einem Buschenschank verweilen und die Zeit vergessen. Autorin: Anja Buntz 185
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