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BAUEN & WOHNEN<br />
Sich in die Tradition verlieben<br />
Eine größere Summe muss in jedem Fall investiert werden,<br />
wenn ein alter Hof seine neue Liebe findet. Das Projekt „Alter<br />
Hof sucht neue Liebe“ wurde von der Allgäu GmbH ins Leben<br />
gerufen und fokussiert sich auf Eigentümer leerstehender<br />
Allgäuer Höfe, die großes Wohnraumpotenzial bieten. Das<br />
Projekt ist einmalig in ganz Bayern und mittlerweile auch<br />
Inspirationsquelle für andere Regionen. Diese Höfe sind<br />
baukulturell besonders, tragen ein Allgäuer Erbe, das es zu<br />
erhalten gilt.<br />
Ramona Riederer, Projektleiterin, ist voller Überzeugung<br />
und in ihrem Element: „Die Höfe haben Jahrhunderte dazu<br />
beigetragen, dass die Kulturlandschaft entsprechend gestaltet<br />
werden konnte. Weil sie den Landwirten Heimat<br />
geboten haben und auch neben Wohnraum, Arbeits- und<br />
Lebensraum waren.“<br />
Die Höfe werden zum Teil aus einer Erbschaft heraus bezogen<br />
oder beispielsweise als Tandem aus Mutter und Tochter erworben.<br />
Wieder andere wollen Oma’s Hof ins Leben zurückholen<br />
und dann gibt es noch die Liebhaber aus der Ferne,<br />
die sich einen Hof vor Ort gekauft haben, ganz bewusst von<br />
der Stadt aufs Land ziehen. Von jungen Menschen bis hin zu<br />
Senioren-WGs – es ist ein Lebensprojekt, um aus Wohnhaus,<br />
Scheune, Wirtschaftsgebäude, Stall und Tenne einen Ort zu<br />
schaffen, an dem eines geteilt wird: die Hofliebe.<br />
„Es gibt verschiedene Allgäuer Hofformen, die zum<br />
jeweiligen Ortsbild und zur Kulturlandschaft beitragen und<br />
allein deshalb erhaltenswert sind“, lässt uns Riederer wissen.<br />
„Sie stiften sehr viel regionale Identifikation, allein durch ihr<br />
Äußeres, aber auch dadurch, was die Höfe für uns geleistet<br />
haben. Für mich ist jeder Hof besonders. Jeder Hof erzählt<br />
seine Geschichte und es ist eine unglaubliche Ehre für mich,<br />
Eigentümern dabei zu helfen, ihren Höfen neues Leben einzuhauchen.“<br />
Im Gespräch steigert sich das Bewusstsein dafür, dass „Alter<br />
Hof sucht neue Liebe“ ein gewisses Mindset benötigt, um<br />
sich dieser Art von Bauen und Wohnen Schritt für Schritt<br />
stellen zu können. Besonders hier ist es die Zeit, die man sich<br />
nehmen muss, um sich dem Lebensprojekt zu verschreiben.<br />
„Man muss sich bewusst sein, wenn man einen alten Hof<br />
saniert, dass man nicht alles auf einmal machen kann,<br />
dass man auch Raum für Raum sanieren kann und manche<br />
Räume auch mal alt belassen werden können“, erklärt die<br />
Projektleiterin.<br />
300 Höfe haben sich beim Projekt von Riederer bereits beteiligt,<br />
alle zusammen räumlich betrachtet eine kleine Stadt.<br />
Jede Menge Potenzial, um Wohnraum im Allgäu zu schaffen.<br />
Noch viel mehr Potenzial<br />
Sich dem Potenzial im Allgäu zuzuwenden ist etwas, das wir<br />
alle gemeinsam leben müssen. Sei es im Kleinen, sei es im<br />
Großen. Die Möglichkeiten sind trotz aller Entwicklungen<br />
gegeben und noch immer bestätigen die Menschen, dass sie<br />
am stärksten sind, wenn sich die Bedingungen als schwierig<br />
erweisen. Demnach richten wir unseren Blick auf die<br />
Chancen, die vor uns liegen.<br />
Die BSG Allgäu arbeitet neben der Modernisierung weiter<br />
daran, bezahlbare Mietwohnungen im Neubau zu errichten<br />
und teilweise an Nischen, wie Wohngemeinschaften für<br />
Senioren oder Nachbarschaftshilfen. Das soziale Engagement<br />
steht momentan zwar weniger verlässlichen politischen<br />
Entscheidungen gegenüber und lässt Planungsgrundlagen<br />
in Schubladen ruhen. Und auch der Wunsch nach Abbau<br />
von bürokratischen Hindernissen und überbordenden<br />
Bauvorschriften ist präsenter denn je, um freifinanzierten<br />
Mietwohnungsneubau wirtschaftlich darstellen zu können.<br />
Allerdings ist Thalmeier davon überzeugt, „dass es gerade<br />
jetzt sehr wichtig ist, den Fokus immer wieder darauf zu<br />
richten, was einfach gut ist“. Um leistbaren Wohnraum für<br />
Menschen zur Verfügung zu stellen.<br />
Auch Breher betrachtet die Vorschriften mit einem kritischen<br />
Auge. „Wir müssen vernünftig mit ihnen umgehen, dem<br />
Kunden wieder mehr überlassen können, was er bauen möchte<br />
und was sinnvoll ist. Nicht überall macht KFW40 Sinn.“<br />
...<br />
© Philip Herzhoff | Isenhoffs Büro<br />
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