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BAUEN & WOHNEN<br />
Die Zukunft des Bauens<br />
und Sanierens im Blick.<br />
EIN BESUCH IM PLANUNGSBÜRO HERZ & LANG IN WEITNAU.<br />
Weitnau. Allgäu. Ein Besuch im Planungsbüro Herz<br />
& Lang ist automatisch auch immer ein Besuch bei<br />
Energieeffizienzexperten, die es mit dieser Tiefe an<br />
Expertise wohl nur noch selten bei uns in der Region<br />
gibt. Dieter Herz und Florian Lang haben sich als<br />
Passivhaus-Spezialisten einen Namen gemacht. Bereits<br />
vor 25 Jahren legte Herz mit den ersten Passivhäusern<br />
auch eine Grundlage für die firmeneigene Planung von<br />
Projekten fest. Das hat sich bis heute nicht geändert.<br />
Leider hat sich das Passivhaus in unseren Gefilden nicht<br />
als Standard durchgesetzt. Was sich allerdings in den<br />
ganzen Jahren geändert hat, ist die Sicht darauf, wie<br />
wir Bauen und Sanieren – und dass durch Energieeffizienz<br />
ein nachhaltiger Beitrag zu mehr Klimaschutz und<br />
unser aller Verantwortung für die Natur und unsere<br />
Nachfahren geleistet werden kann. Darum geht es auch<br />
bei unserem Besuch bei Herz & Lang.<br />
DIETER HERZ<br />
FLORIAN LANG<br />
Die Zukunft des Bauens und Sanierens muss einhergehen<br />
mit bewusstem Verzicht und der Konzentration auf das<br />
Wesentliche – jedoch ohne Komfortverlust.<br />
Lassen Sie uns aber zunächst einmal einen Blick auf die verschiedenen<br />
Abteilungen werfen. Im Hochbau hat sich das<br />
Unternehmen auf die Beratung, Planung und Ausführung zukunftsfähiger<br />
Gebäude im Alt- und Neubau spezialisiert. Der<br />
Bereich der Bauphysik wird bei Herz & Lang aktuell aufgrund<br />
steigender Nachfrage immer dominanter. In den Bereich<br />
fallen Baukonstruktion und Statik, Akustik, Ökologie, Wärme-,<br />
Feuchtigkeits- und Schallschutz von Gebäuden. Des Weiteren<br />
wird der Ingenieurbau durch Gutachten, Brandschutz und<br />
Baumessungen von den Weitnauer Experten besetzt.<br />
Wenn heutzutage alle Welt von Klimaschutz und<br />
Nachhaltigkeit und den möglichen Lösungen spricht, können<br />
Dieter Herz und Florian Lang oftmals nur schmunzeln. Das<br />
mag vor allem daran liegen, dass die Gestaltung einer<br />
lebenswerten Zukunft seit jeher Kern der Philosophie des<br />
Planungsbüros für energieeffizientes Bauen ist.<br />
Andererseits aber können die beiden Passivhaus-Pioniere aus<br />
dem Allgäu die aktuellen Strömungen am Markt kaum mehr<br />
sinnvoll kanalisieren. Daraus macht Dieter Herz bei unserem<br />
Besuch in der Firmenzentrale keinen Hehl: „Leider ist durch<br />
die vielen Verschiebungen und Änderungen im Bereich der<br />
Förderungen für Neubauten aber auch bei Sanierungen<br />
kein klares Profil herauszuarbeiten. Die Förderungen sollen<br />
ja grundsätzlich etwas anschieben, und nicht blockieren.<br />
Das Thema durch Dämmung dauerhaft Energie einzusparen<br />
kommt in den aktuellen Förderbereichen leider viel zu kurz.<br />
Nur Technik in Form von leistungsfähigen Wärmepumpen<br />
einzubauen, reicht nicht. Die Gesamteffizienz ist aus unserer<br />
Sicht entscheidend“, so Herz.<br />
Die Zukunft des Bauens und Sanierens:<br />
bewusster Verzicht, Konzentration auf<br />
das Wesentliche – ohne Komfortverluste.<br />
Dieter Herz weiß aus Erfahrung, dass geniale Dinge einfach<br />
sind, und dass ein höherer Komfort nicht zwingend<br />
komplexe Systeme benötigt. Die Zukunft des Bauens und<br />
Sanierens müsse einhergehen mit bewusstem Verzicht<br />
und der Konzentration auf das Wesentliche – jedoch ohne<br />
Komfortverlust. „Ein Gebäude mit guter Architektur,<br />
variablem Nutzungskonzept und solider Konstruktion<br />
wird den heute für Nachhaltigkeitsnachweise angesetzten<br />
Lebenszyklus von 50 Jahren sicher überdauern, das zeigt<br />
unsere Erfahrung in der Sanierung. Die heute in der<br />
öffentlichen Diskussion nach vorne gestellte, in der Regel<br />
wartungsintensive, IT-basierte Gebäudetechnik aber wird in<br />
diesem Zeitraum mindestens zwei mal ausgetauscht“, gibt<br />
Dieter Herz zu bedenken.<br />
Darum lege er primär den Fokus auf ein Gebäude mit<br />
effizienter Hülle, das im Betrieb dauerhaft Energie einspart,<br />
damit wenig abhängig macht von Energiepreisen. Das Ganze<br />
natürlich in idealer Kombination mit effizienter, einfach zu bedienender<br />
Gebäudetechnik und mit möglichst nachhaltigen<br />
Baustoffen und Bauweisen. Was schlichtweg einleuchtend<br />
und praxisnah klingt, findet bei Herz & Lang unter dem<br />
Begriff „Low Tech“ seine Anwendung.<br />
Im Grunde geht es also um wirksame Maßnahmen, die<br />
Bau- und Unterhaltungskosten einsparen. Selbstverständlich<br />
ohne dabei auf hohe Bauqualität und Energieeffizienz verzichten<br />
zu müssen, sprich ohne den Verlust von Komfort<br />
– für einen wirtschaftlichen und gleichzeitig klimafreundlichen<br />
Zyklus. LowTech wird vom Grundsatz untermauert,<br />
Planung, Handwerk und Produkte aus der jeweiligen Region<br />
zu beziehen. Weiters werden Bauweise und -komponenten<br />
standardisiert, sowie Prozesse mit geringem Energieaufwand<br />
eingeplant. Letztlich geht es um Lebensqualität und<br />
Wertsteigerung.<br />
Beispiele gefällig? Vom Museum des Hauses der<br />
Bayerischen Geschichte bis zum Hallenbad Lindenberg<br />
Sicht- und vor allem messbar wird das Konzept in den<br />
vielen, erfolgreichen Projekten, an welchen Herz&Lang beteiligt<br />
war. Wie beispielsweise der Weg des Museum des<br />
Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu einem<br />
Vorzeigeprojekt im Bereich des Passivhausbauens in Bayern.<br />
Von Anfang an war es das klare Ziel des Freistaats Bayern,<br />
das neue Museum gemäß den international anerkannten<br />
Passivhauskriterien des Passivhaus Instituts Darmstadt zu errichten,<br />
um einen zukunftsfähigen Standard zu gewährleisten.<br />
Dies bedeutete im Wesentlichen, dass das Gebäude eine<br />
hochwärmegedämmte Hülle in luftdichter, wärmebrückenfreier<br />
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