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wd Frühling 24

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<strong>wd</strong> PORTRAIT<br />

„Die Lösung liegt<br />

irgendwo im Raum“<br />

LANDRÄTIN INDRA BAIER-MÜLLER ÜBER WIDRIGE BEDINGUNGEN,<br />

DIE PFLICHT DER GEMEINSCHAFT UND IHRE LIEBE ZUR HEIMAT<br />

Ein sonniger Nachmittag in Sonthofen, an dem mich<br />

Indra Baier-Müller begrüßt. Mit Blick auf die Nagelfluhkette,<br />

darf ich mich heute mit ihr auf eine aufschlussreiche<br />

Reise durch ihre Geschichte begeben, kritischen<br />

Gesichtspunkten stellen und sie mit meinen Fragen<br />

zum Schmunzeln bringen. 2020 wird sie in das Amt<br />

der Landrätin Oberallgäu berufen, führt den Landkreis<br />

unmittelbar aus der Pandemie und widmet sich seither<br />

zeitgenössischen und futuristischen Themen. Sie ist<br />

Gestalterin, Bindeglied und Knotenpunkt, Zuhörerin<br />

und Stimmgeberin, Führungskraft und Teamplayer, nah<br />

an den Bürgern und hinter ihrem verantwortungsvollen<br />

Auftrag auch Mensch – mit Bewegungsdrang.<br />

Frau Baier-Müller, wie reifte in Ihnen der Wunsch,<br />

in die Politik zu wechseln?<br />

Es war eine sehr bewusste Entscheidung, in die regionale<br />

Politik einzusteigen. Bis dato war ich nie in kommunalpolitischen<br />

Gremien engagiert. Eher auf fachlicher Ebene<br />

in der Sozialpolitik und auf Landesebene, zum Beispiel<br />

als stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen KITA-<br />

Verbandes oder des Diakonischen Rates. Ich agierte in starker<br />

Verzahnung mit den Ministerien und war an dieser Stelle sehr<br />

viele Jahre aktiv. Es gab sozusagen immer eine Verbindung,<br />

doch ich war nie in der Kommunalpolitik tätig.<br />

Was war letztendlich der Antrieb,<br />

als Landrätin zu kandidieren?<br />

Die Dinge mitgestalten und etwas bewegen zu können. Die<br />

Wirksamkeit, die ich als Mensch in einer Position als Landrätin<br />

habe, diese möglichst auszufüllen, dass daraus etwas Gutes<br />

entstehen kann, das war mein Antrieb, in die Politik hier im<br />

Landkreis einzutreten. Daran gekoppelt die Aufgaben, die es<br />

für die Zukunft umzusetzen gilt, beispielsweise die großen<br />

Herausforderungen im demografischen und sozialen Bereich.<br />

Diese aktiv mitzugestalten, sie nicht nur als Unternehmerin<br />

umzusetzen, sondern sie konzeptionell anzugehen, war mitunter<br />

entscheidend für den Entschluss zu kandidieren. Dazu<br />

musste ich mir allerdings auch die Frage beantworten, neben<br />

der Entwicklung der Region, ein Landratsamt leiten zu wollen<br />

und zu können. Dabei über fünfhundert Kolleginnen und<br />

Kollegen zu führen und sie in ihren Aufgaben zu begleiten.<br />

Die Übersetzungsarbeit zu leisten, zwischen Verwaltung,<br />

sowie den Vorgaben, denen Folge geleistet werden muss<br />

und den Themen der Menschen. Diese Verbindung gut umzusetzen,<br />

ist meiner Meinung nach die Aufgabe einer Landrätin<br />

und ist nach wie vor mein Antrieb.<br />

Was haben Sie in den vergangenen<br />

vier Amtsjahren als besonders empfunden?<br />

Es gab viele Besonderheiten, doch zwei Dinge, die vielleicht<br />

auch aus Sicht der Menschen im Allgäu prägend waren:<br />

Wir hatten eine Pandemie und während dieser Zeit eine<br />

Nordische Skiweltmeisterschaft, welche unter völlig widrigen<br />

Bedingungen und ohne Zuschauer stattfand. Dass das<br />

funktionierte, ist sehr vielen Personen zu verdanken, die<br />

Tag und Nacht gearbeitet haben. Bis hin zu, dass wir zwei<br />

Wochen vor Beginn ein komplettes Software-Programm auf<br />

die Beine stellen mussten, um sicherstellen zu können, dass<br />

alle Beteiligten getestet wurden, die Ergebnisse valide sind<br />

und jeder seinen Zugangsschein bekommt, damit er in dieser<br />

Blase bleiben darf. Das war eine sehr große Herausforderung,<br />

welche die Menschen aber super gemeistert haben.<br />

Dann aber auch zu erleben, dass eine Vierschanzentournee<br />

mit 20.000 Besuchern stattfindet und dass die Menschen<br />

wieder vor Ort sind, die Freude am Sport empfinden,<br />

jubeln – das ist mir sehr im Gedächtnis geblieben. Weil es<br />

beweist, dass wir Menschen soziale Wesen sind, die das<br />

Zusammenkommen ein Stück weit brauchen.<br />

Die Skiweltmeisterschaft war toll, doch zu erleben, wie es<br />

sich anfühlt bei einer Veranstaltung mit 20.000 Menschen<br />

vor Ort, das ist eine völlig andere Hausnummer. Das hat mir<br />

gezeigt, unter welchen besonderen Bedingungen wir in der<br />

Vergangenheit gearbeitet haben.<br />

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