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Und gerade, als die Ermittlungen in Gang kommen, tauchen die nächsten Leichen auf.<br />
Von den ausgetrockneten Flussbetten der Kalahari bis hinauf in die Chefetagen eines internationalen Diamantenkonzerns folgt Kubu den<br />
blutigen Spuren eines Falles, in den einflussreiche Personen verwickelt zu sein scheinen, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Doch Kubu<br />
trägt seinen Spitznamen nicht umsonst: Das Nilpferd, scheinbar so gutmütig, ist eines der gefährlichsten Tiere des Kontinents ...<br />
Botswana als Handlungsschauplatz einer Krimiserie ist nicht ganz neu – wer Ethnokrimis liebt, kennt sicherlich Alexander McCalls Mma<br />
Ramotswe-Romane. Vergleiche sind allerdings unangebracht, denn Michael Sears und Stanley Trollip gehen mit ihren Romanen ganz eigene<br />
Wege. Sie präsentieren ein Afrika, das man so bislang selten kennen gelernt hat. Im Gegensatz zu den umliegenden Ländern Angola,<br />
Simbabwe oder Südafrika ist Botswana ein politisch äußerst stabiles Land. Seit es 1966 vom britischen Protektorat in die Unabhängigkeit<br />
entlassen worden ist, hat es sich, auch dank des Tourismus und der äußerst ertragreichen Diamantenminen, rasant entwickelt. Geleitet von<br />
einer friedlichen Demokratie, verfügt das Land dabei unter anderem über engagierte und effiziente Polizeikräfte, sowie ein Rechtssystem, das<br />
auf Bestrafung und Rehabilitation setzt. Für westliche Leser ein ungewohnter Aspekt, da man aufgrund der Weltnachrichten Afrika vor allem<br />
mit Chaos, Hungersnöten und rauer Wildnis verbindet. Oberflächlich betrachtet scheint es, als würde das Autorenduo eine heile Welt<br />
präsentieren; wer aber genau liest, merkt, dass sie die Probleme des Landes keineswegs verschweigen.<br />
Dass in Botswana trotz einer bereits 1980 von der Regierung gestarteten Alphabetisierungskampagne immer noch keinerlei Schulpflicht<br />
besteht, wird ebenso thematisiert, wie die Diskriminierung und die Zwangsumsiedlungen der San, wenn auf deren angestammtem Land<br />
Bodenschätze ausgebeutet werden sollen, das AIDS-Problem, das in trotz des inzwischen fast flächendeckend arbeitenden staatlichen<br />
Therapieprogramms Masa 23,9 % der erwachsenen Bevölkerung betrifft, oder das Problem der Flüchtlinge und illegalen Einwanderer aus<br />
Simbabwe, deren Zahl Ende 2008 auf fast 800.000 geschätzt wurde. Sears und Trollip stellen diese und andere Probleme des Landes jedoch<br />
nicht in den Mittelpunkt – ihre Leser erfahren davon, wenn Kubu im Zuge seiner Ermittlungen Überlegungen anstellt. So wird im ersten Fall<br />
auch der Schmuggel von Blutdiamanten aus Anglola erfrischend neu interpretiert und intelligent in den Plot eingeflochten und die Korruption in<br />
Regierung und Verwaltung aufgezeigt.<br />
Kubu selbst stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Dank der guten Beziehungen eines Geistlichen erhielt er ein Stipendium und somit eine<br />
hervorragende Schulbildung. Bei der Polizei hat er sich schnell nach oben gearbeitet. Er singt gerne (wenn auch nicht gut) Mozartarien, diniert<br />
mit Joy (der besten Ehefrau von allen! [Verzeihung, Ephraim Kishon, für diese Anleihe!]) auf der Terrasse seines Hauses, trinkt teuren Wein<br />
und betrachtet verträumt den Sternenhimmel. Mindestens einmal in der Woche stattet er seinen Eltern einen Besuch ab, der von traditionellen<br />
Regeln und Respektsbezeugungen geprägt ist. Und immer wieder muss Kubu sich dabei eingestehen, dass er die Lebensweise seiner Eltern<br />
nicht mehr versteht – so, wie sie die seine nicht verstehen.<br />
In KUBU UND DER TOTE IN DER WÜSTE agiert Assistent Superintendent David Bengu zunächst sehr behäbig. Die Autoren lassen sich viel Zeit<br />
und Raum, ihre Hauptfigur einzuführen und dabei einen sehr genauen Blick auf die botswanische Polizeiarbeit zu werfen. Das ist sehr gut<br />
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