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Schon Laura Whitcombs Debütroman SILBERLICHT stellt im Genre der seit einiger Zeit den Buchmarkt überflutenden esoterischen<br />

Phantastik eine wohltuende Ausnahme dar. Mit SEELENHÜTER ist der Autorin ein weiteres Werk der Extraklasse gelungen.<br />

Seelenhüter – am ehesten vielleicht noch mit Engeln vergleichbar, jedoch charakterlich »unbelastet« durch biblische Beschreibungen –<br />

sind ganz neue Figuren in der Fantasy, schöne, tröstliche Figuren. Calder, Whitcombs wirklich sympathische Hauptfigur, ist glücklicherweise<br />

nicht »perfekt«, sondern trotz seines Jahrhunderte dauernden Dienstes noch immer ein »leicht entflammbarer«, hitzköpfiger<br />

Jugendlicher, der die Konsequenzen seines Handelns nicht überschaut.<br />

Wie bei Laura Whitcomb eigentlich nicht anders zu erwarten, bietet SEELENHÜTER nicht nur Spannung und viel Gefühl, sondern auch eine<br />

Überraschung, auf die der Klappentext mit keinem Wort hinweist. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich darauf eingehen soll. Obwohl<br />

ich damit etwas vom Inhalt vorweg nehme, habe ich mit dafür entschieden, denn die Autorin spricht damit all jene an, die sich zumindest<br />

oberflächlich für historische Figuren interessieren. Ein Großteil des Buches beschreibt – ohne deswegen ein historisierender Roman zu<br />

sein, der Anspruch auf eine korrekte Wiedergabe der Fakten erheben kann – die letzte russische Zarenfamilie. Der sterbende Junge ist<br />

niemand anders als des Alexis, Sohn des Nikolaj Alexandrowitsch Romanow, bekannt als Zar Nikolaus II. und der Marie Sophie Frederikke<br />

Dagmar, Prinzessin von Dänemark, genannt Marija Fjodorowna. Das kleine Mädchen, das Calder ebenfalls sehen kann, ist Anastasia<br />

Nikolajewna Romanowa, um die sich – als angeblich einzige Überlebende der Zarenfamilie – eine eigene Legendenbildung rankt. Und<br />

natürlich hat auch einer der umstrittensten Charaktere am Zarenhof seinen großen Auftritt: Grigori Jefimowitsch Rasputin, der berühmtberüchtigte<br />

Wanderprediger und Geistheiler. Wie Laura Whitcomb diese Figuren in ihre Fantasystory einbaut, hat wahrlich kaum etwas<br />

mit dem historischen Geschehen zu tun, ist aber ungemein spannend und in sich schlüssig erzählt.<br />

Wie schon SILBERLICHT ist auch SEELENHÜTER gespickt mit literarischen Anspielungen, die – wie die historischen Figuren – dazu<br />

anregen (sollen!), sie thematisch aufzugreifen und ihnen nachzulesen. Ich liebe das und hoffe immer, dass es bei möglichst vielen jungen<br />

Lesern funktioniert.<br />

Über Whitcombs wunderbaren Stil und Sabine Thieles erstklassige Übersetzung muss ich mich sicherlich nicht weiter auslassen; die<br />

beiden haben sich schon bei SILBERLICHT als kongeniales Team erwiesen.<br />

SEELENHÜTER ist ein einfallsreicher, wunderschön geschriebener und sehr unterhaltsamer Roman, dessen schöne Gestaltung das<br />

ihre dazu beiträgt, dass man ihn gerne liest und gerne immer wieder genießt.<br />

47<br />

Griseldis Malkowsky-Bren

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