download - Literaturzirkel
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Bruno ist einer jener genügsamen Menschen, die freiwillig auf eine Karriere und die dazu gehörenden Annehmlichkeiten verzichten und<br />
ihren Lebensinhalt im Wirken für das Gemeinwohl finden. Selbstbewusst aber nie arrogant, mit Nachdruck, aber nie sein Amt<br />
missbrauchend, kümmert er sich um die Belange seiner Mitmenschen. Bruno ist Rugby-Trainer, Headhunter und Seelsorger in<br />
Personalunion oder mimt glänzenden Kinderaugen zuliebe schon mal den Weihnachtsmann. Ihm entgeht nichts, sei es ein Falschparker,<br />
die Plattitüden im Wahlprogramm eines Bürgermeisterkandidaten oder Migrantenkinder, die nach französischem Gesetz eingeschult<br />
werden müssen.<br />
Doch trotz seiner Bemühungen ist im Périgord die Welt keineswegs so in Ordnung, wie es auf den ersten Blick erscheint.<br />
Und sein aktueller Fall nimmt eine dramatische Wendung, als ein furchtbar brutaler Mord begangen wird – an Brunos altem Jagdfreund<br />
Hercule, dem größten Trüffelexperten der Region. Bruno steht nun vor der Herausforderung, die Verbindung zwischen diesem und einigen<br />
lange zurückliegenden Verbrechen zu finden, die eng mit Frankreichs unrühmlicher kolonialer Vergangenheit in Indochina verknüpft sind<br />
– und läuft, wie immer in äußerst schwierigen Situationen, zu Hochform auf. Die Nachwirkungen historischer Konflikte und aktuelle<br />
politische Probleme wie illegale Einwanderung und Veruntreuung öffentlicher Fördergelder sind die bestimmenden Aspekte dieses<br />
komplexen Falls.<br />
Der Roman, eine Geschichte mit Dominoeffekt, die als beschauliche Erzählung über eine kulinarische Spezialität beginnt und sich zu<br />
einem rasanten Thriller steigert, der mehrere Kontinente und ein halbes Jahrhundert umspannt, ist aus vielen Gründen faszinierend.<br />
Spannend, lehrreich und unnachahmlich gut schildert Martin Walker voller Begeisterung für dieses Fleckchen Erde und die französische<br />
Lebensart wie das globalisierte Verbrechen in eine scheinbar geordnete Welt einbricht.<br />
Zum unverwechselbaren Charme dieses amüsanten Krimis gehört unbedingt das durch nichts zu erschütternde Vertrauen in das Gute und<br />
die gelassene Lebensfreude seiner Hauptfigur. Walker stattet Bruno Courrèges – wie auch die meisten seiner Nebenfiguren – mit einer<br />
emotionalen Tiefe aus, wie sie im Krimigenre nur sehr selten zu finden ist.<br />
Johannes Steck, der mit seiner sonoren Stimme wunderbar variantenreich liest, macht nicht nur die atmosphärische Dichte dieses<br />
Romans hör- und erlebbar, sondern vermittelt auch auf wunderbar lebendige Weise das emotionale Beziehungsgeflecht zwischen den<br />
Figuren. Ihm ist in dieser Produktion erneut eine Lesung von bestechender Qualität gelungen.<br />
Den Genuss dieses Hörbuchs sollten Sie sich unbedingt gönnen – allerdings keinesfalls mit leerem Magen, denn hungrige Zuhörer dürften<br />
sich bei Walkers Schilderungen erlesener Weine und vorzüglicher Speisen kaum konzentrieren können. Das aber wäre ausgesprochen<br />
schade, denn man mag nicht eine Nuance dieses intelligent konzipierten und vielschichtigen Krimis missen!<br />
65<br />
Maran Alsdorf