Bericht des Rechnungshofes - Der Rechnungshof

Schuldnerberatung
Leistungen und
Wohlfahrtseffekte
19.3 Laut Stellungnahme des Wiener Stadtsenats werde die Empfehlung des
RH aufgegriffen und eine länderweise Regelung beim BMJ angestrebt.
20.1 Die Schuldnerberatung bot für verschuldete Einzelpersonen, Familien
und Haushalte Hilfe zur Selbsthilfe mit dem Ziel an, die mannigfaltigen
Folgeprobleme von Ver– oder Überschuldung zu beseitigen oder
zu verringern.
Zum Klientenkreis der Schuldnerberatung zählten Wiener, die aktuell
nicht unternehmerisch tätig waren. Das Durchschnittseinkommen
pro Kopf betrug zwischen 500 EUR und 1.100 EUR.
Die Schuldnerberatung berücksichtigte durch mehrsprachige Informationsangebote,
dass — nach ihren Angaben — mehr als die Hälfte der
Klienten einen Migrationshintergrund aufwiesen. Ein Drittel der Klienten
war arbeitslos.
Im Jahr 2007 fanden in der Schuldnerberatung Wien insgesamt
13.509 Beratungsgespräche statt. In 1.033 Fällen konnte die Schuldnerberatung
gemeinsam mit den Klienten einen Ausgleich ohne Inanspruchnahme
der Gerichte erzielen. Die Zahl der mit Klienten vorbereiteten
und/oder begleiteten Privatkonkurse, die im Jahr 2007 eröffnet
wurden, betrug 1.786.
Die ökonomischen Effekte (Wohlfahrtseffekte) der Schuldnerberatung
waren laut einer im Jahr 2006 von der Wirtschaftsuniversität Wien
vorgestellten Evaluierung der Schuldnerberatung in Österreich zumindest
mehr als doppelt so hoch wie die damals rd. 8 Mill. EUR an eingesetzten
Förderungen. In einer in der Studie ebenfalls vertretenen Variante
war es das Vierfache. Noch nicht enthalten waren darin Effekte
wie bspw. die Wiedererlangung der Kaufkraft.
Der RH führte unter Zugrundelegung der Studie der Wirtschaftsuniversität
an, dass den in der Wiener Schuldnerberatung eingesetzten rd.
2 Mill. EUR positive ökonomische Effekte von 4 Mill. EUR bis 8 Mill.
EUR gegenüberstanden.
20.2 Der RH wies darauf hin, dass eine erfolgreiche Schuldnerberatung die
wirtschaftliche Situation der Klienten festigt und letztlich dazu beiträgt,
Sozialhilfeausgaben zu vermeiden. Daher empfahl der RH, die
Präventionsarbeit für gefährdete Personengruppen in Zusammenarbeit
mit anderen Einrichtungen, wie z.B. mit dem AMS, zu verstärken.
114 Wien 2010/2