Wider das Vergessen - Erinnerungsorte in Beuel - Bonn stellt sich quer
Wider das Vergessen - Erinnerungsorte in Beuel - Bonn stellt sich quer
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verwehrt wird. Wenn Flüchtl<strong>in</strong>ge bei uns ke<strong>in</strong>e <strong>sich</strong>ere Zuflucht<br />
f<strong>in</strong>den können. Wenn Obdachlose, Homosexuelle oder<br />
Zigeuner verjagt und verprügelt werden. Wenn festge<strong>stellt</strong><br />
wird, <strong>das</strong>s faschistische Gruppierungen offen und im Verborgenen<br />
existieren und sie Dörfer oder Stadtteile terrorisieren;<br />
wenn Jugendliche <strong>sich</strong> <strong>in</strong> ihrer Perspektivlosigkeit ihnen<br />
anschließen. Wenn <strong>das</strong> „Tagebuch der Anne Frank“ verbrannt<br />
oder der Holocaust geleugnet wird. Wenn menschenverachtendes<br />
Gedankengut und Hass gepredigt werden, sei es an<br />
Stammtischen oder <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terzimmern, auf Schulhöfen, <strong>in</strong><br />
Musik- oder Sportveranstaltungen, <strong>in</strong> den Medien, besonders<br />
aber auf der Bühne der Politik, ausgesprochen von Me<strong>in</strong>ungsführern<br />
politischer Parteien.<br />
Wenn wir uns an die Vergangenheit er<strong>in</strong>nern, geht es uns also<br />
um die Gegenwart und damit auch um die Zukunft unserer<br />
Gesellschaft. Deshalb wollen wir die Vergangenheit nicht<br />
ruhen lassen, sondern orientieren uns an dem Leitmotiv von<br />
Elie Wiesel: „Er<strong>in</strong>nere dich und halte <strong>das</strong> Gedenken lebendig.“<br />
Unsere Ausstellung ist e<strong>in</strong> Beitrag dazu.<br />
Diese Gedanken begleiteten uns bei der Zusammenstellung<br />
und erstmaligen Präsentation unserer Ausstellung. Zu dieser<br />
Zeit gab es bereits e<strong>in</strong>ige Opfer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mordserie, die<br />
jetzt, während der Arbeit an der 3. Auflage des Kataloges,<br />
bekannt wurde. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund fremdenfe<strong>in</strong>dlicher<br />
Stimmungen <strong>in</strong> der Bevölkerung und populistischer Debatten<br />
<strong>in</strong> der Öffentlichkeit und begünstigt durch dubiose Fehler<br />
von Ermittlungsbehörden ermordeten rassistisch motivierte<br />
Neonazis m<strong>in</strong>destens neun Männer und e<strong>in</strong>e Frau. Diese<br />
schockierenden Nachrichten bewirkten, <strong>das</strong>s der Naziterror<br />
nicht mehr als „E<strong>in</strong>zeltaten“ verharmlost wird, sondern als<br />
durchgängige L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>es überaus gefährlichen Terrorismus,<br />
gut vernetzt und versorgt durch Unterstützerkreise, wahrgenommen<br />
wird. Wir sehen und befürworten die Notwendigkeit<br />
von Konsequenzen der „großen“ Politik. Zugleich s<strong>in</strong>d die<br />
Geschehnisse auch für uns erschreckend und e<strong>in</strong>e bedrückende<br />
Bestätigung für die Notwendigkeit unserer Arbeit<br />
und die der vielen andern antifaschistischer Initiativen.<br />
Susanne Rohde<br />
WARUM ERINNERN? 11