Wider das Vergessen - Erinnerungsorte in Beuel - Bonn stellt sich quer
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Familie Alexander Herz - Spuren<br />
Frau Magdalene Berger, die im Nachbarhaus lebte<br />
und lebt, erzählt:<br />
Jeden Freitagabend trat die Familie [Alexander Herz<br />
mit se<strong>in</strong>er Frau und den K<strong>in</strong>dern] vor die Haustür,<br />
um dort den Untergang der Sonne abzuwarten. Sobald<br />
die Sonne untergegangen war, g<strong>in</strong>gen sie <strong>in</strong>s<br />
Haus zurück und setzten <strong>sich</strong> zu Tisch, zum Sabbatmahl.<br />
Als nach 1933 die Verfolgung der <strong>Beuel</strong>er Juden<br />
e<strong>in</strong>setzte, zogen <strong>sich</strong> die Herzens immer stärker<br />
zurück. Sie verließen <strong>das</strong> Haus nur, wenn es unbed<strong>in</strong>gt<br />
erforderlich war.<br />
Es muss kurz vor dem erzwungenen Umzug <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />
„Judenhaus” <strong>in</strong> der Wilhelmstraße 26 gewesen se<strong>in</strong>,<br />
als Frau Herz im Schutz der Dunkelheit bei der<br />
Nachbar<strong>in</strong> B. kl<strong>in</strong>gelte und ihr anvertraute, Friedel,<br />
die Tochter, werde <strong>sich</strong> nach Holland <strong>in</strong> Sicherheit<br />
br<strong>in</strong>gen. Offen<strong>sich</strong>tlich ist dieser Plan gescheitert.<br />
Am Tag der Beschneidung ihres kle<strong>in</strong>en Bruders<br />
erhielt Friedel schulfrei. E<strong>in</strong>e Mitschüler<strong>in</strong> (Frau<br />
Käthe W.) er<strong>in</strong>nert <strong>sich</strong> an ihre eigene Verwunderung;<br />
sie wusste so wenig wie die anderen K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
der Ev. Volksschule, was e<strong>in</strong>e Beschneidung war.<br />
Während der Gefangenschaft im Endenicher Lager<br />
musste Friedel Herz Zwangsarbeit <strong>in</strong> Wessels Wandplattenfabrik<br />
<strong>in</strong> Dransdorf leisten. Die damalige<br />
Vorarbeiter<strong>in</strong>, Friedel Herzmann, schloss gegen alle<br />
Vorschriften Freundschaft mit ihrer jüdischen Namensschwester<br />
aus <strong>Beuel</strong>. Sie besuchte sie im Endenicher<br />
Lager, und sie begleitete Friedel Herz bis zum<br />
Güterbahnhof <strong>Bonn</strong>, von dem aus diese am 19. Juli<br />
1942 die Fahrt nach Trost<strong>in</strong>ec antrat.<br />
STOLPERSTEINE 53