Wider das Vergessen - Erinnerungsorte in Beuel - Bonn stellt sich quer

verlangte. Auch die Auskunft der Beueler Behörde, dass sie
mit gültigen Papieren eingereist sei und ihr Vater für ihren
Lebensunterhalt sorge, änderte nichts daran. Am 2.11.1936
wurde Edith Sternschein ausgewiesen, mit der lapidaren Begründung
„Ihr weiterer Aufenthalt im Reichsgebiet ist unerwünscht.“
In Paris traf sie sich mit ihrem Mann, beide gingen
nach Jugoslawien, während Horst Michael noch bis 1939
bei den Großeltern in Beuel blieb. Dann reiste er zu den Eltern
nach Zagreb. Aus der Zeit in Jugoslawien berichten zwei
Fotos, die eine Jugendfreundin von Edith erhielt. Eines zeigt
Edith 1940 in einem Badeort bei Split, das zweite stammt aus
Split, wo sie mit ihrem Sohn 1942 porträtiert wurde. Dies ist
das letzte Lebenszeichen von Edith Sternschein. Nachdem im
September 1943 die deutsche Wehrmacht die bis dahin italienisch
kontrollierten Gebiete Jugoslawiens besetzt hatte,
wurde Edith in verschiedenen Lagern interniert, zuletzt auf
der Insel Rab. Edith und Julius Sternschein, die jahrelang und
letztlich vergeblich bemüht waren, irgendwo in Europa einen
Platz zu finden, wo die junge Familie in Frieden leben konnte,
kamen vermutlich 1944 ums Leben und mussten für tot
erklärt werden. Horst Michael Sternschein wurde von einem
Freund seines Vaters in Sicherheit gebracht und überlebte den
Holocaust, er lebt heute in Israel.
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