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Rudolf Steiner Nationalökonomischer Kurs - Institut für soziale ...

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das, daß nun durch das Beleihen im großen Stil unter der Ausbreitung des Bankwesens dem<br />

Menschen die Herrschaft über die Geldzirkulation eigentlich entzogen worden ist, daß nach und<br />

nach der Zirkulationsprozeß des Geldes ein solcher geworden ist, der sich - ja, ich finde keinen<br />

andern Ausdruck -, der sich unpersönlich abspielt; so daß, was ich schon erwähnt habe im ersten<br />

Vortrag, tatsächlich die Zeit heraufgezogen ist, wo das Geld nun selber wirtschaftet, und der<br />

Mensch bald droben, bald drunten ist, je nachdem er in diesen ganzen Strom der Geldwirtschaft<br />

hineingezogen wird. Er wird es nämlich viel mehr, als er es eigentlich denkt; denn es hat sich die<br />

Geldzirkulation gerade im Laufe der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts verobjektiviert, ist<br />

unpersönlich geworden. Damit komme ich - und weil es bei der Volkswirtschaft darauf ankommt,<br />

daß man das ganze Leben in unbefangener Weise beurteilt, so müssen Ausblicke auf das ganze<br />

Leben gegeben werden -, damit komme ich auf eine eigentümliche Erscheinung des 19.<br />

Jahrhunderts, namentlich seines Endes, auf eine Erscheinung, die zunächst psychologisch sich<br />

ausnimmt, die dann aber eine große volkswirtschaftliche Rolle spielt: daß Lebenserscheinungen,<br />

die sich inaugurieren aus Kräften, welche durchaus reale Kräfte im Lebenszusammenhang sind,<br />

daß diese Lebenserscheinungen dann wie durch eine Art von <strong>soziale</strong>r Trägheit weiterrollen, wie<br />

eine Kugel weiterrollt, wenn ich ihr einen Schwung gegeben habe, daß das Weiterrollen sich dann<br />

abspielt, auch ohne daß die ursprünglichen Impulse noch drinnen tätig sind. So haben wir<br />

durchaus volkswirtschaftliche Impulse in dem Leihsystem schon drinnen gehabt bis in das erste<br />

Drittel des 19. Jahrhunderts. Da fangen diese volkswirtschaftlichen Impulse an, rein<br />

finanzwirtschaftliche Impulse zu werden durch das Bankwesen. Damit wird das Ganze nicht nur<br />

unpersönlich, sondern sogar unnatürlich; es wird alles in die sich selbst bewegende Geldströmung<br />

hineingezogen. Geldwirtschaft ohne natürliches und persönliches Subjekt, das ist dasjenige, wo<br />

hintendiert hat gegen das Ende des 19. Jahrhunderts das, was ursprünglich durchaus vom<br />

persönlichen und vom natürlichen Subjekt getragen war.<br />

Und es ist eigentümlich, daß dieses subjektlose Wirtschaften, dieses subjektlose Geldzirkulieren<br />

begleitet ist von einer anderen Erscheinung. Das ist diese: daß die Staaten allerdings angefangen<br />

haben zu wirtschaften aus wirtschaftlichen Impulsen heraus, aus wirtschaftlichen Impulsen heraus<br />

zum Beispiel versucht haben zu kolonisieren. Wir werden morgen sehen, was <strong>für</strong> einen Einfluß<br />

dieses Kolonisieren auf das Wirtschaftsleben hat; auch das Entkolonisieren muß dabei betrachtet<br />

werden. Wir können zum Beispiel sehr gut beobachten in einem realwirtschaftlichen Prozeß,<br />

welche Bedeutung das Kolonisieren bei England hat; England ist im Grunde genommen kaum<br />

jemals hinausgegangen über das Kolonisieren, also sagen wir über den Imperialismus mit<br />

objektiver Substanz. Ich meine das Hereinbeziehen von wirklichen wirtschaftlichen Inhalten mit<br />

Imperialisieren. Wenn Sie aber betrachten zum Beispiel das deutsche Kolonisieren - Sie brauchen<br />

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