Rudolf Steiner Nationalökonomischer Kurs - Institut für soziale ...
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Achter Vortrag<br />
Dornach, 31. Juli 1922<br />
Wir werden uns heute noch damit zu beschäftigen haben, einige Begriffe zu korrigieren, die<br />
vorhanden sind, und die einfach stören denjenigen, der eine sachgemäße, eine<br />
wirklichkeitsgemäße volkswirtschaftliche Betrachtung anstellen und sich dann mit einer solchen<br />
Betrachtung auch hineinstellen will in den Gang des volkswirtschaftlichen Lebens. Es hat ja<br />
eigentlich eine Volkswirtschaftswissenschaft, die nicht auch das praktische Leben befruchten<br />
kann, nicht einen eigentlichen Wert. Und Begriffe, die aus einer solchen nur betrachtenden<br />
Volkswirtschaftswissenschaft heraus gewonnen sind, die müssen eigentlich immer zu einer<br />
gewissen Unzukömmlichkeit führen.<br />
Da wir ja vielleicht bereits eingesehen haben, daß innerhalb der volkswirtschaftlichen<br />
Betrachtung das wichtigste die Preisfrage ist, so handelt es sich darum, nun den Preis in dem Sinn,<br />
wie ich es gezeigt habe, anzusehen: daß er uns eigentlich angibt, je nachdem er steigend oder<br />
fallend oder stabil ist oder nach einer gewissen Empfindung <strong>für</strong> gewisse Produkte zu hoch oder zu<br />
niedrig ist, daß er uns angibt, ob die Dinge im volkswirtschaftlichen Organismus in Ordnung sind<br />
oder nicht. Denn das ist, was den Assoziationen zufallen muß: nach dem Barometer der<br />
Preisstände das herauszufinden, was im übrigen volkswirtschaftlichen Leben zu tun ist.<br />
Nun wissen Sie ja, daß eine viele Kreise beherrschende Ansicht die ist, daß sich eigentlich<br />
bezüglich der Preisfrage praktisch nichts anderes machen läßt als dasjenige, was sich von selbst<br />
ergibt unter der Wirkung des sogenannten Angebots und der Nachfrage. Unter dem Zwang, nicht<br />
der volkswirtschaftlichen Tatsachen, sondern mehr unter dem Zwang der in der neueren Zeit<br />
immer mehr und mehr auftretenden <strong>soziale</strong>n Aspirationen ist allerdings erschüttert worden diese<br />
Ansicht, die nicht nur Adam Smith, sondern sehr viele aufstellten: daß eigentlich der Preis von<br />
selbst sich reguliert im volkswirtschaftlichen Leben unter dem Einfluß von Angebot und<br />
Nachfrage. Es wird ja da einfach behauptet, daß, wenn ein zu starkes Angebot da ist, dann wird<br />
dieses Angebot dazu führen müssen, daß man es verringert, daß man es nicht auf derselben Höhe<br />
erhält. Und damit wird von selbst eine Regulierung der Preise eintreten. Ebenso wenn die<br />
Nachfrage eine zu große oder zu kleine ist, dann wird müssen eine Regulierung eintreten der<br />
Produzierenden, um nicht zuwenig oder zuviel zu produzieren. Und damit meint man, daß sich<br />
gewissermaßen automatisch unter dem Einfluß von Angebot und Nachfrage auf dem Markt der<br />
Preis einem gewissen stabilen Zustand nähert.<br />
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