Rudolf Steiner Nationalökonomischer Kurs - Institut für soziale ...
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eine Ware, beziehungsweise durch das Geld, das wir <strong>für</strong> eine Ware bekommen haben, also<br />
jedenfalls Rechtswert bezahlen wir mit Warenwert. Und wenn wir einen Schullehrer anstellen,<br />
dem wir einen gewissen Lohn geben, so bezahlen wir geistige Fähigkeiten unter Umständen mit<br />
einem Warenwert, mit dem Wert einer Ware, oder dem entsprechenden Geldwerte. So daß im<br />
volkswirtschaftlichen Prozeß fortwährend auftreten Austausche zwischen Rechten und Waren,<br />
zwischen Fähigkeiten und Waren und auch wiederum zwischen Fähigkeiten und Rechten.<br />
Dinge, die gar nicht miteinander vergleichbar sind, werden im volkswirtschaftlichen Prozeß<br />
ausgetauscht. Denken Sie sich doch nur, wenn sich jemand eine Erfindung bezahlen läßt, ein<br />
Patent nimmt: er läßt sich zunächst einen rein geistigen Wert in Warenwert ausbezahlen. Es ist<br />
gar nicht irgendwie etwas, was da als Vergleichsmoment figurieren könnte. Da berühren wir eben<br />
ein Element, wo erst recht Leben hineinkommt in den volkswirtschaftlichen Prozeß. Und<br />
besonders kompliziert wird die Sache, wenn wir den Begriff der Arbeit hineinbringen.<br />
Nun habe ich schon davon gesprochen, daß eigentlich der Lohnarbeiter in Wirklichkeit ja nicht<br />
das bekommt, was man unter dem Begriff des Lohnes gewöhnlich versteht, sondern daß er<br />
eigentlich das Ergebnis seiner Arbeit auf Heller und Pfennig verkauft an den Unternehmer und<br />
auch bezahlt bekommt, und der Unternehmer erst durch die Konjunktur demjenigen, was er dem<br />
Arbeiter abgekauft hat, nun den richtigen Wert, einen höheren Wert verleiht. Der Gewinn wird da<br />
nicht, volkswirtschaftlich betrachtet, als Mehrwert aus der Arbeit geholt. Man kann nicht auf<br />
volkswirtschaftlichem Weg zu einem solchen Urteil kommen, kann höchstens durch ein<br />
moralisches Urteil dazu kommen. Der Gewinn wird dadurch geholt, daß der Arbeiter in einer<br />
ungünstigeren <strong>soziale</strong>n Situation ist, und daß daher die Ergebnisse seiner Arbeit, die er verkauft,<br />
an der Stelle, wo er sie verkauft, weniger Wert haben, als wenn der Unternehmer, der in einer<br />
anderen Position ist, sie weiterverkauft. Der kennt einfach die Verhältnisse besser, kann besser<br />
verkaufen. Es gilt dasselbe <strong>für</strong> das Verhältnis zwischen Arbeiter und Unternehmer wie <strong>für</strong><br />
denjenigen, der auf den Markt geht und da <strong>für</strong> irgendeinen Preis irgendeine Ware kauft. Er muß<br />
sie dort kaufen. Warum? Aus dem einfachen Grunde, weil seine Verhältnisse nicht gestatten,<br />
sagen wir, sie sich irgendwo anders zu kaufen. Ein anderer kann sie irgendwo anders viel billiger<br />
kaufen. Es ist gar kein Unterschied. Es ist einfach das, was zwischen dem Unternehmer und dem<br />
Lohnarbeiter ist, eine Art Markt, volkswirtschaftlich angesehen.<br />
Nun aber ist tatsächlich ein gewisser Unterschied, ob ich mir vollbewußt bin, daß das der Fall ist,<br />
oder ob ich glaube, daß ich dem Arbeiter die Arbeit bezahle. Sie könnten das vielleicht <strong>für</strong> einen<br />
bloßen theoretischen Unterschied ansehen; aber lassen Sie einmal solch eine Anschauung oder<br />
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