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vhs - Iserlohn

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3.2. 1919 bis 1932: Die Anfänge der VHS in <strong>Iserlohn</strong><br />

Eine Stätte des »einträglichen Zusammenwirkens von Gelehrten<br />

und Arbeiterschaft«?<br />

Zur Geschichte der Volkshochschule <strong>Iserlohn</strong> (1919 - 1933)<br />

von Hans-Jürgen Burgard<br />

Der folgende Beitrag ging aus dem im Winterhalbjahr 1993/94<br />

durchgeführten· VHS-Arbeitskreis »Die Geschichte der<br />

Volkshochschule <strong>Iserlohn</strong>« hervor. Ohne die engagierte Mitarbeit<br />

der Teilnehmer M. Gorki, E. Zimmer, A. Noll und 1. Szaz bei der<br />

Suche nach Zeugnissen der Volksbildung in <strong>Iserlohn</strong> hätte er<br />

nicht geschrieben werden können.<br />

Am 16. Mai 1919 erschien im <strong>Iserlohn</strong>er Kreisanzeiger (IKZ)<br />

folgende Meldung:<br />

»Bildung und Hebung der sittlichen Kraft, das war auch der<br />

Zweck des Antrages der Mehrheitssozialisten zur Gründung eines<br />

Bildungsausschusses. Dieser soll sich mit der Förderung des<br />

Volkshochschulwesens, der Heimatkultur und Heimatdichtung,<br />

mit der Förderung von Theater und Musik befassen. Man<br />

entschied sich dahin, daß zu diesem Zweck die städtische<br />

Theater- und Musikkommission erweitert werden solle.<br />

Hoffentlich werden diese guten Bestrebungen auch bald in Taten<br />

umgewandelt. In <strong>Iserlohn</strong> gibt es für Bildung und Vortrags wesen<br />

sowie für Kunst aller Art noch ein weites, brachliegendes und zu<br />

beackerndes Feld. Wir werden alle Bestrebungen, die derartige<br />

Tendenzen verfolgen, stets gern unterstützen« I.<br />

Mit dem Beschluß, einen Bildungsausschuß ins Leben zu rufen,<br />

der u. a. das Volkshochschulwesen fördern sollte, reagierte der<br />

Rat der Stadt auf den Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung<br />

(»Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen,<br />

soll vom Reich, Ländern und Gemeinden gefördert<br />

werden«) und einen Erlaß des preußischen Ministers für<br />

Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 25. Februar 1919, in<br />

dem von den Gemeinden verlangt wurde, Volkshochschulen zu<br />

gründen, damit »die deutsche Volkshochschule als freie<br />

Volksbewegung zu ihrem Teil beitragen wird zur Wiedergeburt<br />

unseres Volkes« 2 .<br />

Der Bildungsausschuß nahm alsbald seine Arbeit auf und wählte<br />

auf seiner Sitzung am 28. August 1919 (Tagesordnungspunkt 3:<br />

Abhaltung von Volkshochschulkursen) eine dreiköpfige<br />

Kommission (Prof. Scheidei, Kreisschulinspektor Dr.<br />

Berkermann, Stadtverordneter Bräuker), die sich speziell um alle<br />

damit zusammenhängenden Fragen kümmern sollte 3 . Es ging um<br />

die Gewinnung von Dozenten, Honorarfragen 4 , Hörergeld 5 und<br />

Vortragsthemen 6 , wobei man sich an den Lehrplänen der<br />

Volkshochschulen in Lüdenscheid. Hagen, Remscheid und<br />

Minden 7 orientierte. Den allgemeinen Bildungshunger schätzte<br />

der Ausschuß hoch ein. Ein am 3. Oktober 1919 im IKZ<br />

erschienener Kommentar teilte diese Einschätzung. »Indem der<br />

Magistrat die Volkshochschulkurse in <strong>Iserlohn</strong> zur Einführung<br />

bringt, dient er einem vorhandenen Bedürfnis ... Wir zweifeln<br />

nicht daran, daß der Gedanke von Volkshochschulkursen auch in<br />

der hiesigen Einwohnerschaft bis in die weiteste Umgebung<br />

zündend wirkt und seine Berechtigung schlagend nachweisen<br />

wird«. Zugleich sah die Zeitung jedoch als die wesentlichste<br />

Vorbedingung für eine gedeihliche Entwicklung/der VHS in<br />

<strong>Iserlohn</strong> die Gewinnung von »wirklich anziehenden und<br />

leuchtenden Dozenten« an und wies auf die besonderen<br />

Schwierigkeiten hin, mit denen eine Mittelstadt wie <strong>Iserlohn</strong> -<br />

anders als z. B. Universitätsstädte - dabei zu kämpfen hatte: »Das<br />

Vorgehen der hiesigen Stadtverwaltung erscheint in einem<br />

umso vorteilhafteren Licht, als anderen Städten, die bahnbrechend<br />

auf diesem Gebiet gewirkt haben, die Vorbedingungen dadurch<br />

erleichtert waren, als ihr akademisches Leben ihnen gestattete, aus<br />

dem Vollen ihrer Universitäten zu schöpfen. Es haben sich in der<br />

Tat stets die ausgezeichnetsten Köpfe unter den deutschen<br />

Professoren für diese Volksschulkurse zur Verfügung gestellt,<br />

dem Grundsatz huldigend, daß für das Volk das Beste gerade gut<br />

genug ist«. Daß es in <strong>Iserlohn</strong> auch damals Kräfte gab, die dem<br />

Unternehmen VHS skeptisch bis ablehnend gegenüber standen,<br />

deutete der Artikel indirekt an, wenn er darauf hinweist, daß die<br />

Kosten der Einrichtung im <strong>Iserlohn</strong>er Unterrichtsbudget nicht ins<br />

Gewicht fielen, und seine Überzeugung zum Ausdruck bringt, die<br />

Mehrheit der Stadtverordneten werde die notwendigen Gelder<br />

»gegen die Stimmen etwaiger volksbildungsfeindlicher Verwaltungsmitglieder<br />

anstandslos bewilligen« 9 .<br />

Das geschah in der entscheidenden Ratssitzung am 7. Oktober<br />

1919 tatsächlich wie erwartet. Im Zusammenhang mit der<br />

Abstimmung machte Bürgermeister Dr. Schulte einige<br />

grundsätzliche Ausführungen zur VHS in <strong>Iserlohn</strong>. Ideal wären,<br />

so Schulte, eigentlich Volkshochschulkurse mit methodischem<br />

Unterricht in allen Wissensgebieten. Die Mittel der Stadt reichten<br />

hierzu aber nicht aus. Man müsse sich mit »Anbahnungen«<br />

bescheiden. Dennoch könne auch die <strong>Iserlohn</strong>er VHS mit den in<br />

Aussicht genommenen Veranstaltungen zur »Stärkung edlen<br />

Menschentums in weiten Kreisen und Pflege des Idealismus der<br />

Jugend« beitragen. Im übrigen wolle man nichts überstürzen und<br />

die Sache einer systematischen Entwicklung vorbehalten,<br />

Die Volkshochschule <strong>Iserlohn</strong> hat im offiziellen Schriftgut der Stadt -<br />

also in den Stenographischen Niederschriften der Ratssitzungen, den<br />

Protokollen der Ausschußsitzungen oder den Verwaltungsberichten - in<br />

den ersten 15 Jahren ihres Bestehens nur geringe Spuren hinterlassen.<br />

Weil es sich bei der damaligen Volkshochschule um eine Einrichtung<br />

ohne eigenen Apparat handelte, um eine VHS mithin, die im Gegensatz<br />

zur heutigen keine eigene Verwaltung besaß, hat auch die VHS selbst<br />

kaum schriftliche Zeugnisse ihres Wirkens hinterlassen. Wer heute über<br />

die Frühgeschichte der VHS <strong>Iserlohn</strong> schreiben will, ist infolqedessen<br />

auf mittelbare Quellen, vor allem Anzeigen und Artikel in den<br />

damaligen Tageszeitungen, angewiesen. Aus arbeitsökonomischen<br />

Gründen haben wir uns auf die Auswertung des <strong>Iserlohn</strong>er<br />

Kreisanzeigers (Jahrgänge 1919 - 1933) beschränkt.<br />

1. IKZ, 77. Jg., Nr. 113 v. 16.5. 1919.<br />

2. Zit. nach Faust, A., Hg., NRW·Landesgeschichte im Lexi-kon,<br />

Düsseldorf 1993, S. 108 f.<br />

3. Protokollbuch des Bildungsausschusses der Stadt <strong>Iserlohn</strong>,<br />

Sitzung v. 28. 8. 1919. StAls.<br />

4. Vgl. ebd., Sitzung v. 5. 1. 1920: »Honorar je Stunde etwa 20-25<br />

M.« - Ähnlich ebd., Sitzung v. 23. 2. 1920: »20 M für die<br />

Vortragsstunde wie bisher werden für angemessen gehalten«,<br />

S. Vgl. ebd., Sitzung v. 23. 2. 1920: »In Aussicht genommen werden<br />

75 Pfennig für den Abend«.<br />

6. »...je ein Vortrag des Volksschullehrers Lorenz und des<br />

Oberlehrers Heine über »Das Licht«. Der Vortrag des Herrn<br />

Krause soll abgesetzt werden«. Vgl. ebd., Sitzung v. 22. 12. 1919.<br />

7. Vgl. ebd., Sitzung v. 23. 2. 1920.<br />

8. IKZ, 78. Jg., Nr. 231 v. 3. 10. 1919.<br />

9. Ebd.<br />

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