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wird Volksschulbildung der Hörer" 78 . - »Die Darbietungen werden<br />
so gehalten sein, daß jeder ihnen folgen kann, auch ist Gelegenheit<br />
zur Aussprache gegeben 79 «.) oder hervorgehoben, daß die Vorträge<br />
allgemeinverständlich seien und sich auf die Vermittlung von<br />
elementaren Kenntnissen beschränkten (»Mittelschullehrer Kühn,<br />
„Einführung in die musikalischen Formen“. Herr Fritz Kühn wird<br />
das Thema in einer allgemeinverständlichen Weise behandeln ...<br />
Vorausgesetzt werden die einfachsten Elemente musikalischen<br />
Wissens. Jedem, dem es um eine Anregung zu tieferer<br />
musikalischer Ausbildung zu tun ist, seien diese Vorträge<br />
empfohlen 80 «). Als geschickter Versuch, den Arbeitern die Scheu<br />
vor der Volkshochschule zu nehmen, erwies sich darüber hinaus die<br />
Verpflichtung von Funktionären der Arbeiterbewegung als<br />
Dozenten. Vor allem der Parteisekretär Skuhr aus Nachrodt, der<br />
sich in seinem ersten Vortrag mit »Faust, 1. Teil« 81<br />
auseinandersetzt, wurde zu einem ständigen und überaus<br />
erfolgreichen freien Mitarbeiter der <strong>Iserlohn</strong>er VHS 82 .<br />
Offenbar blieb die neue Strategie nicht ganz erfolglos, denn am 10.<br />
November 1922 meldete der IKZ 83 : »Den neuen Kursen wird bis<br />
jetzt großes Interesse entgegengebracht«. Auch Oberbürgermeister<br />
Gertenbach stellte am 8. Mai 1923 84 vor dem Rat fest: »Für die<br />
Volkshochschulkurse war ein gemeinverständliches<br />
Arbeitsprogramm aufgestellt. Es muß anerkannt werden, daß die<br />
diesjährigen Veranstaltungen auf einer höheren Stufe standen als<br />
die vorjährigen. Die Kurse waren im allgemeinen gut besucht, so<br />
daß bedeutende Zuschüsse seitens der Stadt nicht notwendig<br />
wurden«. Der Erfolg der VHS in <strong>Iserlohn</strong> ist um so höher zu<br />
bewerten, als er in einer ausgesprochenen Inflationszeit und<br />
allgemeiner wirtschaftlicher Depression errungen wurde, und - wie<br />
die weitere Entwicklung zeigt - keineswegs ein Strohfeuer blieb.<br />
Als die Stadtverwaltung auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise<br />
1923 »mit Rücksicht auf die trostlose Finanzlage« der Stadt<br />
beschloß, den Volkshochschulbetrieb einzustellen, stieß sie auf<br />
verbreiteten Protest, der sie schließlich dazu veranlaßte, ihre<br />
Entscheidung zu revidieren«. Weil der Zuspruch, den die<br />
angebotenen Kurse in der Bevölkerung fanden, ausreichte, um - die<br />
freilich geringen 86 - Kosten der VHS weitgehend zu decken,<br />
belastete diese Entscheidung den städtischen Etat kaum. Dennoch<br />
bleibt festzuhalten, daß die VHS-Aktivitäten in <strong>Iserlohn</strong> - im<br />
Gegensatz zu vielen anderen Städten 87 - im Krisenjahr 1923 nicht<br />
nur nicht zum Erliegen kamen, sondern sich weiter positiv<br />
entwickelten, insbesondere was ihre Akzeptanz in Arbeiterkreisen<br />
betraf.<br />
Die VHS hatte sich, nachdem die Gründungskrise erst einmal<br />
überwunden war, in <strong>Iserlohn</strong> endgültig durchgesetzt. Das<br />
empfanden auch die Zeitgenossen so. Der IKZ schrieb im Oktober<br />
1924 in einem Rückblick auf den Winter 1923/24 88 : »Erfreulich<br />
war die große Zahl der Teilnehmer besonders aus Arbeiterkreisen,<br />
nicht weniger erfreulich die geistige Einstellung der Hörer, die<br />
nach anstrengender Tagesarbeit dem Unterricht in später<br />
Abendstunde mit reger innerer Teilnahme folgten ... Die VHS hat<br />
die Kinderkrankheiten glücklich überstanden«. Zwar hatten sich<br />
längst nicht all die hochgespannten Erwartungen erfüllt, mit denen<br />
im Jahre 1919 der Betrieb aufgenommen worden war. Die VHS<br />
war - anders als manch einer der begeisterten, aber weltfremden<br />
Volksbildungstheoretiker es sich ausgemalt hatte - nicht zu dem<br />
dominierenden Instrument allgemeiner Emanzipation geworden.<br />
Aber sie hatte sich in <strong>Iserlohn</strong> schließlich doch einen festen, wenn<br />
auch bescheidenen (»Beide Kurse finden statt, wenn sich<br />
mindestens 2 Hörer (!) einzeichnen lassen« 89 ) Platz erkämpft. So<br />
sah es auch der IKZ, der am 9. Oktober 1924 schrieb 90 : »Die<br />
überschwenglichen Erwartungen haben sich zwar nicht erfüllt,<br />
geblieben ist die feste Überzeugung, daß es eine schöne und<br />
dankbare Aufgabe der Gegenwart ist, dem Bildungsdrang Genüge<br />
zu tun, der, wenn auch nicht die Volksrasse so doch eine stattliche<br />
Zahl von Volksgenossen beseelt, die aus der Niederung eines ganz<br />
dem Materiellen ergebenen Zeitalters sich zu erheben trachten in<br />
das Reich der Schönheit und Wahrheit«.<br />
Es scheint so, als verdanke die <strong>Iserlohn</strong>er VHS ihren Erfolg in<br />
erster Linie dem Engagement und pädagogischen Geschick einiger<br />
ihrer Dozenten, die sich im Laufe der Zeit einen festen<br />
Hörerstamm geschaffen hatten. Nicht nur tauchten im IKZ im<br />
Zusammenhang mit der VHS bestimmte Namen immer wieder auf.<br />
Zunehmend warb die VHS mit ihren Lehrern: »Wir weisen<br />
nochmals auf den ... Kursus des Studiendirektors Klumpp und auf<br />
den ... von Dr. Neuwerth empfehlend hin. Die Dozenten sind von<br />
den vorjährigen Kursen in gutem Gedächtnis, ein gut besuchter<br />
Kursus ist auch jetzt zu wünschen 91 «. Oder: »Die beiden Kurse von<br />
Studiendirektor Klumpp und Dr. med. Neuwerth haben allgemein<br />
sehr gut gefallen und blieb das Interesse der sämtlichen Hörer bis<br />
zum Schluß bestehen 92 «. Oder: »Mit zwei weiteren<br />
hochinteressanten Kursen wartet die VHS auf. Am 25. des Monats<br />
beginnt Gewerbe-Oberlehrer Grävinghoff mit einem 6<br />
doppelstündigen Vortrage „Ein Gang durch die Volkswirtschaft<br />
von etwa 1600 bis zur Gegenwart“, und am 3. März Dr. Perlmann<br />
mit einem 5 doppelstündigen Vortrage „Richard Wagners Ring der<br />
Nibelungen“ und „Parsifal“ (mit musikalischen Erläuterungen).<br />
Beide Herren sind als Dozenten der VHS rühmlichst bekannt. Es<br />
ist auch zu erwarten, daß die begrenzte Anzahl Hörerkarten ...<br />
78. IKZ, 81. Jq. Nr. 265 v. 10. 11. 1922.<br />
79. IKZ; 81. Jg., Nr. 270 v. 16. 11. 1922. - Ähnlich am 18. 1. 1927<br />
(IKZ, 85. Jg., Nr. 14): »Der Chemiekurs soll ohne Voraussetzung<br />
von Vorkenntnissen die Teilnehmer auf. Grund von Experimenten<br />
... in dieses wunderbare Wissensgebiet einführen«.<br />
80. IKZ, 81. Jg., Nr. 8 v. 10. 1. 1923. - Vgl. auch ebd. v. 12. 1. 1929:<br />
»Entschwundene Kenntnisse sollen aufgefrischt, neue erworben<br />
werden, Ein Eindringen in den oft spröden Unterrichtsstoff wird<br />
durch Erläuterungen an Beispielen, wie sie den Teilnehmern<br />
täglich im Betriebe unter die Hand kommen und von dieser Seite<br />
zur Besprechung gestellt werden können, erleichtert und<br />
verständlich gemacht. Der Besuch des Kursus liegt daher im<br />
Interesse eines jeden strebsamen Facharbeiters der<br />
Metallindustrie.«<br />
81. IKZ, 81. Jg., Nr. 8 v. 10. 1. 1923.<br />
82. Vgl. unten S. 169 f.<br />
83. IKZ, 82. Jg., Nr. 265 v. 10. 11. 1922.<br />
84. Verwaltungsbericht der Stadt <strong>Iserlohn</strong> für das Jahr 1922, S, 14<br />
StAIs.<br />
85. Vgl. IKZ, 83. Jg., Nr. 238 v. 9. 10. 1924: »Im vorigen Jahr hatte die<br />
Stadtverwaltung mit Rücksicht auf die trostlose Finanzlage<br />
beschlossen, von Volkshochschulkursen abzusehen. Auf<br />
dringendem Wunsch weiter Kreise wurden sie schließlich doch<br />
wieder eingerichtet, und zwar mit überraschendem Erfolg«.<br />
86. Oberbürgermeister Gertenbach sagte am 14. 4. 1924 in der<br />
Stadtverordnetensitzung: »Die im Gegensatz zu den meisten<br />
anderen Nachbarstädten hier noch weiter fortgeführten<br />
Volkshochschulkurse waren einigermaßen zufriedenstelIend<br />
besucht, so daß größere städtische Zuschüsse nicht in Frage<br />
kamen.« Verwaltungsbericht der Stadt <strong>Iserlohn</strong> für das Jahr 1923,<br />
S. 18. - Konkret betrugen die städtischen Zuschüsse für die VHS in<br />
den Jahren 1928 z. B. 300 Mark, 1929: 800 Mark und 1930: 1500<br />
Mark. Vgl. IKZ, 86. Jg., Nr. 64 v. 15. 3. 1928 und 89. Jg., Nr. 99 v.<br />
24. 4. 1930.<br />
87. Vgl. 75 Jahre VHS Mühlheim an der Ruhr, a. o. a. 0., S. 13: »Von<br />
1924 an sind dann weder in Zeitungsanzeigen, noch in Artikeln,<br />
noch in VHS-Broschüren, geschweige dann in amtlichen<br />
Unterlangen Einzelheiten der VHS-Arbeit überliefert. Die Spuren<br />
der so jungen Institution verlieren sich. Zur generellen<br />
Entwicklung der Volkshochschulen im Krisenjahr 1923 vgl.<br />
Pöggeler, a. o. a. 0., S. 75.<br />
88. IKZ, 83. Jg., Nr .. 238 v. 9. 10. 1924.<br />
89. IKZ, 84. Jg., Nr. 256 v, 31. 10. 1925.<br />
90. Vgl. Anmerkung 88.<br />
91. IKZ, 82. Jg., Nr. 5 v. 7. 1. 1924.<br />
92. IKZ, 82. Jg., Nr. 27 v. 1. 2. 1924.<br />
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