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Perspektive Österreich Wandel Chancen Impulse

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Während einerseits die Kosten im System ansteigen, hat das Gesundheitssystem andererseits<br />

mit einer komplexen Struktur zu kämpfen. Insbesondere die starke Fragmentierung bei<br />

Verantwortlichkeiten und Finanzierung macht die Koordination zwischen den Einrichtungen<br />

schwierig, die z.B. für eine gezielte Lenkung der Patientenströme erforderlich ist. Zudem<br />

werden die Vorhersage des zukünftigen Bedarfs sowie die Planung und Umsetzung notwendiger<br />

Reformen und einer optimalen Versorgungsstruktur durch die Fragmentierung erschwert.<br />

Hinzu kommt, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen privaten Anbietern nur wenig<br />

Spielraum für die Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen lassen; Innovationen „von<br />

außen“ bleiben damit eine Ausnahme.<br />

<strong>Chancen</strong>: mehr Effizienz durch ambulante Behandlungen, Prävention und eHealth-<br />

Lösungen, gleichzeitig Stärkung des Forschungsstandorts<br />

<strong>Österreich</strong> steht vor der Aufgabe, die gute Qualität des Gesundheitssystems bei steigendem<br />

Bedarf und begrenzten Budgets abzusichern sowie die hohe Patientenzufriedenheit<br />

zu erhalten. Ganz wichtig: Gute Qualität und günstigere Erbringung schließen einander nicht<br />

aus, wie die folgenden drei Ansatzpunkte zeigen: 5<br />

Verstärkte Ambulantisierung der medizinischen Versorgung. In <strong>Österreich</strong> werden deutlich<br />

mehr medizinische Leistungen stationär – also verbunden mit einem Krankenhausaufenthalt<br />

– erbracht als in anderen europäischen Ländern. Die Republik hat mit 763 Betten je<br />

100.000 Einwohner die zweithöchste Bettendichte in Europa (EU-Schnitt: 496) sowie mit<br />

25,6 die höchste Anzahl klinischer Entlassungen je 100 Einwohner (EU-Schnitt: 15,7). Etwa<br />

35% der Gesundheitsausgaben entfallen auf stationäre Leistungen; im EU15-Schnitt sind<br />

es nur 28%. Dies liegt daran, dass viele Behandlungen, die in <strong>Österreich</strong> im Spital erfolgen,<br />

in anderen Ländern ambulant – also in Arztpraxen und externen Ambulanzen – durchgeführt<br />

werden. Das erlaubt kürzere Aufenthalte und deutlich geringere Kosten – je nach Behandlung<br />

um bis zu 40% (Abbildung 22).<br />

Entscheidend ist, dass die ambulante Behandlung nicht zu Lasten der Behandlungsqualität<br />

geht. So sind z.B. Behandlungsergebnisse in Schweden, wo eine<br />

ZWEITHÖCHSTE<br />

BETTENDICHTE<br />

IN EUROPA<br />

Vielzahl von Leistungen ambulant erbracht wird, besser als in <strong>Österreich</strong>.<br />

Zudem ziehen PatientInnen häufig die ambulante einer stationären<br />

Behandlung vor: Sie nimmt weniger Zeit in Anspruch, wird<br />

typischerweise näher am eigenen Zuhause durchgeführt und erlaubt<br />

es daher, nach der Behandlung zur Erholung nach Hause zurückzukehren.<br />

Die Gesundheitsreform 2014 sieht wesentliche Schritte für die Stärkung der Primärversorgung<br />

vor, um die Ambulantisierung voranzutreiben. Dafür ist eine Reihe an organisatorischen und<br />

rechtlichen Änderungen notwendig. Besonders die rechtlichen Rahmenbedingungen (z.B.<br />

Ermöglichung von Gruppenpraxen) und Interessenskonflikte zwischen den involvierten Stakeholdern<br />

(z.B. rund um finanzielle Anreize für niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser) stellen<br />

zurzeit die größten Umsetzungshürden dar.<br />

Effiziente Gesundheitsversorgung und Biotech-Forschung<br />

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