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SPORTaktiv Dezember 2018

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„<br />

schafterin Petra Rust. Die ketogene<br />

Ernährung wird aktuell auch mit Spitzensportlern<br />

wie Rennradprofi Chris<br />

Froome in Verbindung gebracht.<br />

Befürworter der Low-Carb-Konzepte<br />

stützen sich meist auf die US-Wissenschafter<br />

Stephen Phinney und Jeff Volek<br />

sowie auf den Südafrikaner Tim Noakes.<br />

Die Theorie: „Athleten machen sich zu<br />

stark von Kohlenhydraten abhängig.“<br />

Der Körper sollte lernen, die Glykogenspeicher<br />

zu schonen und die Fettoxidation<br />

zu maximieren, weil eben Fette<br />

praktisch unbegrenzt verfügbar seien.<br />

Bei der ketogenen Ernährung, oft<br />

auch als „Low Carb/High Fat“ bezeichnet,<br />

soll die Energie zu über 60 Prozent<br />

aus Fettquellen gewonnen werden,<br />

berichtete Ernährungswissenschafterin<br />

Rust. Doch die Expertin zeigte sich<br />

skeptisch: Es gäbe zwar eine Studie mit<br />

Elite-Ausdauersportlern (Anmerkung:<br />

die Ergebnisse kann man allein dadurch<br />

nicht auf Freizeitsportler einfach umlegen).<br />

Leistungsvorteile für Sportler, die<br />

sich „Low Carb/High Fat“ statt traditionell<br />

kohlenhydratlastig ernähren, ließen<br />

sich daraus aber nicht ableiten.<br />

Skepsis sollte aber vor allem aus gesundheitlicher<br />

Sicht herrschen: eine<br />

derart fettlastige Ernährungsweise würde<br />

den üblichen Empfehlungen einer ausgewogenen<br />

und gesunden Ernährung<br />

diametral widersprechen, warnte Rust.<br />

Ihr Fazit: Man soll weder eine „Low<br />

Carb“ noch „High Carb“-Ernährung allgemein<br />

bevorzugen. Vielmehr sollte eine<br />

individuelle Anpassung der Kohlenhydratzufuhr<br />

an die Sportart, die Trainingsziele<br />

und den Trainingszyklus erfolgen.<br />

Vegan läuft’s auch<br />

Die Ernährungswissenschafterin beschäftigte<br />

sich auch mit der vegetarischen<br />

und veganen Lebensweise. Rund<br />

10 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />

lebt vegetarisch – im Breitensport<br />

ließen sich ähnliche Zahlen vermuten.<br />

Rust sieht Vorteile wie Nachteile durch<br />

ES GEHT NICHT UM<br />

‚LOW CARB’ ODER ‚HIGH<br />

CARB’, SONDERN UM EINE<br />

ANPASSUNG DER<br />

KOHLENHYDRATZUFUHR AN<br />

DIE SPORTART, DIE<br />

TRAININGSZIELE UND DEN<br />

TRAININGSZYKLUS.<br />

das Einschränken tierischer Produkte.<br />

Zu den Vorteilen zählten ein hoher<br />

Anteil an Kohlenhydraten aus Gemüse<br />

und Obst und ein generell geringerer<br />

Fettkonsum. Für den Sport bedeute das<br />

in der Regel: einen geringeren Körperfettanteil<br />

und ein gutes Immunsystem.<br />

Nachteile könnten Nährstoff-Mängel<br />

sowie ein geringer Proteinanteil in der<br />

Nahrung sein. „Eine Lösung dafür wäre,<br />

Lebensmittel clever zu kombinieren:<br />

etwa Kartoffel mit Ei und Erbsen mit<br />

Reis.“ Speziell Veganer sollten auch ihren<br />

Eisen- und Zinkhaushalt im Auge<br />

behalten. Die Auswahl an Lebensmitteln<br />

müsse bewusst erfolgen. Doch insgesamt<br />

könnten sich mit entsprechender<br />

Umsicht sogar Sportler mit höchsten<br />

Sportumfängen vegetarisch und vegan<br />

ernähren, ohne Vor- oder Nachteile.<br />

Wer braucht Supplemente?<br />

Vegane Sportler gehören auch zu den<br />

wenigen Gruppen, bei denen eine<br />

gezielte Nährstoff-Supplementation<br />

tatsächlich notwendig sein kann – erklärte<br />

ÖGE-Präsident Karl-Heinz<br />

Wagner. Ob und wann Breitensportler<br />

Nahrungsergänzungsmittel benötigen,<br />

war Thema seines Vortrags. In den USA<br />

habe die Wissenschaft schon Probleme,<br />

Studienteilnehmer zu finden, weil<br />

Supplementierung mit Vitaminen, Mikronährstoffen<br />

und Spurenelementen<br />

flächendeckend zum Lifestyle gehöre, so<br />

Wagner. Solche Verhältnisse habe man<br />

in Europa nicht. Jedoch würden beispielsweise<br />

80 Prozent der Breitensportler<br />

in Deutschland gelegentlich Magnesium<br />

supplementieren.<br />

Die Nährstoffversorgung aus der Alltagsernährung<br />

sei heute gut. Und: „Der<br />

Mikronährstoffbedarf steigt nicht proportional<br />

mit dem Energiebedarf an“,<br />

klärte Wagner einen häufigen Irrtum<br />

auf. Auch wichtig: Eine zu hohe Dosierung<br />

von Vitaminen, Mikronährstoffen<br />

und Co. könne auch schaden.<br />

Fazit: „Nur bei einem nachgewiesenen<br />

schlechten Status ist eine Supplementation<br />

sinnvoll“, plädierte Wagner dafür,<br />

sich im Zweifel medizinisch auf Nährstoffmängel<br />

testen zu lassen. Auf die<br />

Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

auf bloßen Verdacht hin sollte man<br />

dagegen verzichten.<br />

36 <strong>SPORTaktiv</strong>

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