SPORTaktiv Dezember 2018
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Oft reichen kleine Korrekturen<br />
vom Profi und du<br />
hast mit der gleichen Kraft<br />
deutlich mehr Vortrieb –<br />
und Spaß!<br />
Erkenntnis: Klassisch laufen hat seinen<br />
Reiz. Weil es eben mehr ist als nur der<br />
Diagonalschritt. „Insgesamt gibt es 13<br />
Techniken“, doziert Kaurzinek, jetzt<br />
voll in seinem Element. Neben dem<br />
Diagonalschritt gibt es auch den Doppelstockschub,<br />
den Doppelstockschub<br />
mit Zwischenschritt. Dann den Grätenschritt<br />
für den Anstieg, den Halbgrätenschritt,<br />
bei dem nur ein Bein aus<br />
der Loipe gestellt wird, die Kurven- und<br />
Bremstechniken. Klassisch Langlaufen<br />
ist also weit weg von Monotonie. „Du<br />
hast schnell ein Erfolgserlebnis, aber<br />
bis du alles perfekt beherrscht, ist es ein<br />
steiniger Weg“, weiß der Reini. Also:<br />
Für jeden etwas dabei. Für Anfänger als<br />
auch für Ambitionierte, die dann doch<br />
auf der Suche nach der sportlichen Herausforderung<br />
sind.<br />
Gefühl statt Gas<br />
Ganz wichtig – egal, in welcher Technik<br />
man unterwegs ist, ist das Feingefühl.<br />
„Immer Vollgas geben bringt nichts. Du<br />
musst schauen, wie der Schnee ist, wie<br />
deine Tagesform ist und daran angepasst<br />
laufen.“ Soll heißen: Einmal zu Beginn<br />
schauen, wie der Ski gleitet, wie lange<br />
man die Gleitphase selbst locker halten<br />
kann. Sonst verkrampft man, als Folge<br />
davon geht dir schneller der Saft aus<br />
und Hand in Hand damit der Spaß.<br />
Bei den Gleitübungen merkt man auch,<br />
wie schnell oder langsam der Schnee ist.<br />
„Wenn es saugt, also bei einer gewissen<br />
Geschwindigkeit bergab bremst, bringt<br />
THERESA<br />
RINDLER<br />
ist Ex-Biathletin,<br />
Sportwissenschafterin,<br />
Physiotherapeutin und<br />
Langlauftrainerin.<br />
es nichts, mit Gewalt dagegen zu arbeiten.<br />
Dann lieber kürzere Schritte machen,<br />
dafür die Frequenz steigern.“<br />
Vor allem aber: Nicht den Profis<br />
nacheifern. Die reduzieren die umfangreichen<br />
13 Techniken im klassischen Stil<br />
nämlich auf eine – den Doppelstockschub.<br />
„Das ist Brachialgewalt und hat<br />
mit Langlaufen nichts mehr zu tun“,<br />
ärgert sich Kaurzinek. Beim Wasalauf,<br />
dem berühmtesten und größten Volkslanglauf<br />
der Welt in klassischer Technik,<br />
schieben die Profis ohne Schritt durch.<br />
90 Kilometer lang, auch bergauf. „Das<br />
ist nicht das, was wir vermitteln wollen.“<br />
Reini und Theresa wollen aber auch<br />
das Skating nicht verteufeln. Wer gut<br />
Ski fährt, sportlich ist und koordinativ<br />
begabt, kann durchaus auch mit der<br />
freien Technik in den Sport einsteigen.<br />
Auch hier sind es viele kleine Details und<br />
viel Training, bis die Schritte (Eintakter,<br />
Zweitakter symmetrisch, Zweitakter<br />
asymmetrisch) perfekt funktionieren. „Es<br />
braucht schon eine Zeit, bis du merkst,<br />
REINHOLD<br />
KAURZINEK<br />
war sechsmal österreichischer<br />
Meister. Betreibt heute die<br />
Langlaufschule Fit und Fun in<br />
Ramsau am Dachstein.<br />
www.langlauf.co.at<br />
wie dich die Schwungmasse vorwärts<br />
treibt“, erklärt Kaurzinek. Dazu muss<br />
man lange genug auf einem Bein gleiten<br />
können und richtig über dem Ski stehen.<br />
Viele Anfänger setzen die Arme zu stark<br />
ein. „Der Motor sind die Beine. Erst<br />
wenn der richtig läuft, kann ich den Zusatzantrieb<br />
Arme zuschalten“, sagt er.<br />
Wer jetzt kein Einsteiger mehr ist, sondern<br />
sich schon in der Loipe bewegt: ruhig<br />
einmal auch die andere Technik probieren.<br />
„Man profitiert beim Klassisch laufen fürs<br />
Skating und umgekehrt“, sagt Theresa.<br />
„Du hast dann einfach ein breiteres Bewegungsrepertoire,<br />
wenn – vor allem in<br />
einem Rennen – einmal eine unvorhergesehene<br />
Situation auftaucht.“<br />
Den Tipp schlechthin hat zum Abschluss<br />
der Meister selbst: „Aufhören<br />
wenn es am schönsten ist. Dann hast ein<br />
gutes Gefühl. Geht man darüber hinaus<br />
und macht sich völlig fertig, sinkt die<br />
Motivation für ein nächstes Mal.“ Also,<br />
zack, raus aus der Bindung. Damit die<br />
Lust an der Loipe steigt.<br />
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