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das lebt und zunimmt. Und dann doch, wenn mir's glückt, wenn eine gute Gottheit<br />

mir an einem heitern Frühlingsmorgen den Schmerz von der Seele weggehoben zu<br />

haben scheint; wenn ich ruhig erwache, und die liebe Sonne auf meinen blühenden<br />

Bäumen leuchtet, und ich mich tätig, munter fühle zu den Geschäften des Tages:<br />

dann ist mir's wohl, dann treib ich eine Zeitlang herum, verrichte und ordne, und<br />

führe meine Leute an, und in der Freiheit meines Herzens dank ich laut auf zum<br />

Himmel für die glücklichen Stunden.<br />

Madame Sommer.<br />

Ach ja, gnädige Frau, ich fühl's! Geschäftigkeit und Wohltätigkeit sind eine Gabe<br />

des Himmels, ein Ersatz für unglücklichliebende Herzen.<br />

Stella.<br />

Ersatz Entschädigung wohl, nicht Ersatz – Etwas anstatt des Verlornen, nicht das<br />

Verlorne selbst mehr – Verlorne Liebe! wo ist da Ersatz für – O wenn ich<br />

manchmal von Gedanken in Gedanken sinke, freundliche Träume der<br />

Vergangenheit vor meine Seele bringe, hoffnungsvolle Zukunft ahnde, und so in<br />

des Mondes Dämmerung meinen Garten auf und ab walle, dann mich's auf einmal<br />

ergreift! ergreift, daß ich allein bin, vergebens nach allen vier Winden meine Arme<br />

ausstrecke, den Zauber der Liebe vergebens mit einem Drang, einer Fülle<br />

ausspreche, daß ich meine, ich müßte den Mond herunterziehen – und ich allein bin,<br />

keine Stimme mir aus dem Gebüsch antwortet, und die Sterne kalt und freundlich<br />

über meine Qual herabblinken! Und dann, auf einmal das Grab meines Kindes zu<br />

meinen Füßen. –<br />

Madame Sommer.<br />

Sie hatten ein Kind<br />

Stella.<br />

Ja, meine Beste! O Gott, du hattest mir diese Seligkeit auch nur zu kosten<br />

gegeben, um mir einen bittern Kelch auf mein ganzes Leben zu bereiten. – Wenn so<br />

ein Bauerkind auf dem Spaziergange barfuß mir entgegenläuft, und mit den<br />

großen unschuldigen Augen mir eine Kußhand reicht, es durchdringt mir Mark<br />

und Gebeine! So groß, denk ich, wär meine Mina! Ich heb es ängstlich liebend in<br />

die Höhe, küß es hundertmal; mein Herz ist zerrissen, die Tränen stürzen aus<br />

meinen Augen, und ich fliehe!<br />

Lucie.<br />

Sie haben doch auch viel Beschwerlichkeit weniger.<br />

Stellalächelt und klopft ihr die Achseln.<br />

Wie ich nur noch empfinden kann! wie die schrecklichen Augenblicke mich nicht<br />

getötet haben! – Es lag vor mir! abgepflückt die Knospe! und ich stand – versteinert<br />

im innersten Busen – ohne Schmerz – ohne Bewußtsein – – ich stand! – Da nahm

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