Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R
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gebunden war, sondern auf <strong>die</strong> Zwänge, aber<br />
auch <strong>die</strong> Möglichkeiten eines transnational vernetzten<br />
Wirtschaftsraumes einging. So hieß es<br />
in einem Brief vom 22. Juli 1908:<br />
“We, the undersigned five firms, viz.-Messrs.<br />
Hoffmann, Remy, Berger, Reckitt & Colman,<br />
agree that our average annual quantity, as determined<br />
under the recent Agreement, shall<br />
be in each case reduced by 30 tons, making a<br />
total of 150 tons, that amount to be added to<br />
the joint annual quantity of Messrs. Nielsen<br />
and Osterholz, and we sanction the Auditor<br />
to make the necessary adjustments to carry<br />
this out on production of this document.” ^'’<br />
Gewinner <strong>die</strong>ser Veränderung am Starch-Agreement<br />
waren <strong>die</strong> Stärkeproduzenten der Reis- und<br />
Handels AG. Die deutsche Reisstärkeindustrie<br />
war trotz einer starken Konkurrenzsituation im<br />
Inland und zunehmender Konkurrenz im europäischen<br />
Ausland bei der Wahrung ihrer wirtschaftlichen<br />
Interessen erfolgreich. Zuletzt wurde<br />
der Absatz der deutschen Reisstärke durch<br />
den Export nach Süd- und Mittelamerika gesichert.<br />
Wegen vorhandener Schutzzölle ging der<br />
Absatz in Uruguay, Chile und Argentinien zwar<br />
zurück, der Absatz in Brasilien konnte aber andererseits<br />
deutlich von 723 Doppelzentner 1900<br />
auf 2.422 Doppelzentner 1913 gesteigert werden.^'*<br />
3. Transportwesen<br />
Der Ausbau Bremens zu einem der weltweit<br />
wichtigsten Umschlag- und Verarbeitungsplätze<br />
für Reis hing eng mit der Infrastruktur zusammen.<br />
Neben den Überseerouten und den bremischen<br />
Reedereien, <strong>die</strong> es sich zur Aufgabe machten,<br />
Reis zu befördern, in erster Linie Rickmers,<br />
musste Bremen für <strong>die</strong> Schiffe auch gut und unkompliziert<br />
zu erreichen sein. Die Erreichbarkeit<br />
Bremens für seegängige Schiffe war jedoch stark<br />
eingeschränkt und wurde erst zwischen 1883<br />
und 1895 hergestellt.<br />
Die Weserkorrektion und der Bau eines neuen<br />
Hafens in Bremen<br />
Die Weserkorrektion und der Bau eines neuen<br />
Hafens hingen eng mit dem Dienstantritt des<br />
Oberbaudirektors Ludwig Franzius (1832-1902)<br />
in Bremen und den Verhandlungen über den<br />
Zollanschluss Bremens an das Zollgebiet des<br />
Deutschen Reiches zusammen. Ein möglicher<br />
Zollanschluss Bremens wurde in der Hansestadt<br />
kontrovers diskutiert. Industrie und Gewerbe votierten<br />
für den Zollanschluss, weil es den Absatz<br />
in das Umland deutlich erleichtert und eine vermehrte<br />
Industrieansiedlung beflügelt hätte. Überseekaufleute,<br />
Schiffbauer und Reeder profitierten<br />
davon, dass Bremen im Zollausland lag. Die<br />
letztgenannte Gruppe bildete den größten Teil<br />
des gehobenen Bürgertums in Bremen, und obwohl<br />
das Bürgertum keinen absoluten politischen<br />
Führungsanspruch mehr hatte, votierten <strong>die</strong> zuständige<br />
Deputation und <strong>die</strong> Bürgerschaft noch<br />
1880 gegen den Willen des Reichskanzlers Bismarck<br />
und den Zollanschluss.N achdem der<br />
Zollanschluss Hamburgs mit der Einrichtung eines<br />
großen Freihafengebiets 1882 per Gesetz für<br />
das Jahr 1888 beschlossen wurde, änderte sich<br />
<strong>die</strong> Lage in Bremen. Ende 1882 wurden in Berlin<br />
doch Gespräche über einen Zollanschluss aufgenommen.<br />
Bremen wünschte ein Freihafengebiet<br />
für <strong>die</strong> Industrieanlagen auf beiden Ufern<br />
weserabwärts der Stadt und für Bremerhaven.<br />
Die Reismühlen von Rickmers und Anton Nielsen<br />
am Neustädter Ufer sowie der Firma Gebrüder<br />
Nielsen vor dem Stephanitor sollten also<br />
weiterhin ohne Zollbelastung vor allem für den<br />
Export produzieren können. In Berlin war man<br />
Bremen auf Grund der früheren Ablehnung des<br />
Zollanschlusses nicht unbedingt positiv gesonnen<br />
und zu keinen allzu großen Zugeständnissen<br />
bereit. So hieß es, dass kein Zollausschlussgebiet<br />
gebraucht würde, da es ja gar keinen städtischen<br />
Seehafen gäbe. 1884 wurde Bremen für den Zollanschluss<br />
ein Freihafengebiet am rechten Ufer<br />
weserabwärts des Stephanitors und der Reismühle<br />
Gebrüder Nielsen durch <strong>die</strong> Bundesratsausschüsse<br />
genehmigt. Das Gebiet war jedoch