Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R
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heimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz<br />
vereinzelt Akten zu finden, <strong>die</strong> den deutschen<br />
<strong>Reishandel</strong> betreffen. Dabei geht es häufig um<br />
konsularische Angelegenheiten, <strong>die</strong> in einigen<br />
Fällen auch spannende Einblicke in das Auftreten<br />
der Familie Rickmers auf den asiatischen Märkten<br />
geben.<br />
ln den Archiven der Städte, in denen es eine<br />
nennenswerte Reisindustrie gab, finden sich Bestände<br />
unterschiedlicher Qualität und Menge.<br />
Das Bremer Staatsarchiv verwahrt einen größeren<br />
Bestand an Handelsregisterakten, betreffend<br />
<strong>die</strong> Reis- und Handels AG. Darin sind <strong>die</strong> jährlichen<br />
Geschäftsabschlüsse sowie Protokolle der<br />
Generalversammlungen enthalten; Informationen<br />
über interne Betriebsabläufe und Entscheidungen<br />
finden sich dort nicht. Vereinzelt jedoch lassen<br />
sich Konflikte, beispielsweise zwischen Kleinund<br />
Großaktionären, durch <strong>die</strong> Handelsregisterakten<br />
verfolgen. Leider gibt es keinen nennenswerten<br />
Bestand über <strong>die</strong> Bremer Reismühlen vor<br />
deren Zusammenschluss in der Reis- und Handels<br />
AG. Das Archiv der Handelskammer Bremen<br />
besitzt Akten, <strong>die</strong> detailliert Auskunft über<br />
<strong>die</strong> Enteignungsprozesse der asiatischen Mühlen<br />
ab <strong>1914</strong> geben und - interessant, aber nicht von<br />
Belang für <strong>die</strong>se Arbeit - über den Wiederaufbau<br />
der deutschen Reisindustrie nach 1918 berichten.<br />
In Osterholz-Scharmbeck und Flensburg finden<br />
sich in den Stadtarchiven kleinere Bestände zu<br />
den dortigen Reismühlen beziehungsweise der<br />
Reisstärkeproduktion. Ihren besonderen Wert haben<br />
<strong>die</strong>se Akten in Flensburg darin, dass sie über<br />
<strong>die</strong> nicht zögerliche Art, wie <strong>die</strong> Familie Rickmers<br />
ihren Einfluss in der Reis- und Handels<br />
AG vergrößerte, berichten. In Osterholz-Scharmbeck<br />
zeigt <strong>die</strong> Sammlung zur örtlichen Reisstärkefabrik<br />
als Besonderheit auf, dass mit unterschiedlichem<br />
Erfolg <strong>die</strong> Wertschöpfungskette<br />
des Reises wirklich weit ausgereizt wurde und<br />
für jeden im Veredelungsprozess entstehenden<br />
Abfall eine gewinnbringende Weiterverarbeitung<br />
angestrebt wurde.<br />
Die Bestände im Staatsarchiv Hamburg sowie<br />
des Archivs der Handelskammer Hamburg sind<br />
unverzichtbar. Besonders im letztgenannten Archiv<br />
finden sich viele Eingaben, Gutachten und<br />
Anträge, <strong>die</strong> sich auf Fragen der Verzollung,<br />
aber auch den Widerstreit zwischen der Reisund<br />
Handels AG einerseits und deren Konkurrenzmühlen<br />
im Hamburger Freihafen und Zollinland<br />
andererseits, beziehen. Diese Widersprüche<br />
in Fragen des Auftretens deutscher Reismüller<br />
auf dem Weltmarkt sowie in Diskussionen<br />
um <strong>die</strong> Zollbehandlung von Reis in Deutschland<br />
werden in der oben genannten, überschaubaren<br />
Literatur über den <strong>Reishandel</strong> in Deutschland<br />
allerhöchstens in Nebensätzen versteckt angedeutet.<br />
Erst <strong>die</strong> Ergänzung der Literatur durch<br />
Archivalien ermöglicht es, <strong>die</strong> Geschichte des<br />
deutschen <strong>Reishandel</strong>s kritisch, und vor allem<br />
wissenschaftlicher als in den vorhandenen Festschriften,<br />
zu bearbeiten.<br />
3. Methodischer Ansatz<br />
Als Analyserahmen wird ein globalisierungsgeschichtlicher<br />
Ansatz gewählt. So können <strong>die</strong> Entwicklungen<br />
des deutschen <strong>Reishandel</strong>s ohne enge<br />
räumliche Grenzen nachgezeichnet und <strong>die</strong><br />
Grenzen des bremischen, deutschen und europäischen<br />
Fokus wenigstens ansatzweise überwunden<br />
werden. Eine solche räumliche Begrenzung<br />
würde dem Thema nicht gerecht. Dennoch<br />
soll durch <strong>die</strong> immer wiederkehrende Rückbindung<br />
des internationalen Handels an <strong>die</strong> Familie<br />
Rickmers und <strong>die</strong> Ereignisse in Bremen und<br />
Hamburg neben der Makroperspektive großer<br />
Entwicklungsstränge auch eine Mikroperspektive<br />
geboten werden.<br />
Durch <strong>die</strong> Darstellung vieler verschiedener Einflüsse<br />
wird gezeigt, dass sich <strong>die</strong> Geschichte des<br />
deutschen <strong>Reishandel</strong>s nicht zufällig so entwickelte,<br />
wie sie von uns heute in ihrer Gesamtheit<br />
wahrgenommen wird. Vielmehr entstand <strong>die</strong> Geschichte<br />
des deutschen <strong>Reishandel</strong>s als Folge einer<br />
Vielzahl verschiedener Ereignisse. Die Protagonisten<br />
des deutschen <strong>Reishandel</strong>s und andere<br />
Akteure haben sowohl bewusst als auch unbewusst<br />
- in Deutschland sowie in Europa und der<br />
Welt - Entscheidungen getroffen, durch <strong>die</strong> sich<br />
der <strong>Reishandel</strong> in Deutschland veränderte. Der<br />
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