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Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R

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in Asien konsumiert und nur in kleinen Mengen<br />

nach Portugal und Frankreich exportiert.^''® Die<br />

meisten Reisfelder gab es im Mündungsgebiet<br />

des Mekong, <strong>die</strong> sich zwischen 1860 und<br />

1903/04 von 2.500 Quadratkilometer auf fast<br />

12.000 Quadratkilometer mehr als vervierfachten.<br />

Dabei zeigte sich wie in Birma, dass <strong>die</strong><br />

Bevölkerungsdichte in den Reisbaugebieten besonders<br />

hoch war. Auch in Indochina war der<br />

Reisanbau der Kristallisationspunkt der Bevölkerungsentwicklung.Die<br />

gesellschaftliche<br />

Entwicklung Indochinas ist ebenfalls durch Migration<br />

geprägt. Die chinesische Minderheit erlangte<br />

dabei eine wirtschaftlich sehr bedeutende<br />

Stellung. Chinesen fungierten als Kreditgeber<br />

für <strong>die</strong> Reisbauern und <strong>die</strong> Mühlen waren vorwiegend<br />

in chinesischem Besitz. Damit lag <strong>die</strong><br />

gesamte Produktions- und Exportkette in chinesischer<br />

Hand.<br />

Da bereits im Landesinneren häufig verschiedene<br />

Reissorten und -qualitäten gemischt wurden und<br />

<strong>die</strong>se Vermischung in den Mühlen fortgesetzt<br />

wurde, sank <strong>die</strong> Attraktivität der Ware für den<br />

europäischen Markt weiter. Denn je gemischter<br />

der Reis war, desto mehr Bruch entstand bei der<br />

Bearbeitung in Europa. Obwohl Indochina mehr<br />

Reis exportierte als Siam, erreichte es daher keine<br />

Bedeutung im globalen <strong>Reishandel</strong> und blieb<br />

größtenteils auf den asiatischen Markt beschränkt.^''*<br />

Entsprechend <strong>die</strong>ser untergeordneten<br />

Stellung als Produzent für <strong>die</strong> benötigten Importe<br />

der deutschen Reisindustrie wurde Französischindochina<br />

nur bedingt Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Bezeichnenderweise wurde 1911 in einem<br />

Konsulatsbericht aus Saigon davon gesprochen,<br />

dass ein gerade in Saigon erteiltes Reisausfuhrverbot<br />

wegen hoher Preise und der Gefahr einer<br />

Hungersnot das erste Mal vorgekommen sei. Da<br />

noch alle Lieferverträge erfüllt werden konnten,<br />

ist es für den deutschen <strong>Reishandel</strong> kaum von<br />

Bedeutung gewesen.Ähnlich geringe Bedeutung<br />

der Reisernten Indochinas für <strong>die</strong> europäische<br />

Reisindustrie vermittelt ein englischer Reismarktbericht<br />

schon einige Jahre früher. 1886<br />

hieß es dort: “From Saigon [...] the export to<br />

Europe is, however, not expected to be large.”<br />

Außerdem gab es 1886 in Siam eine schlechte<br />

Ernte und durch den chinesischen Importbedarf<br />

sank <strong>die</strong> Exportkapazität Saigons nach Europa<br />

„in consequence of the demands which China is<br />

likely to make to replace the supplies usually<br />

available from Siam“ weiter.^®" Nicht zuletzt<br />

zeigt sich <strong>die</strong> geringe Bedeutung des Reises aus<br />

Französisch-Indochina für <strong>die</strong> deutsche Reisindustrie<br />

in der Art der Berichterstattung im Fachmagazin<br />

„Die Mühle“. Während im Jahr 1891<br />

einem Marktbericht über Birma-Reis zwei ganze<br />

Seiten eingeräumt und der Lage des <strong>Reishandel</strong>s<br />

in Antwerpen immerhin zehn Sätze zugestanden<br />

wurden^*', ist <strong>die</strong> Nachricht über eine Missernte<br />

in der Provinz Tonking mit nur einem Satz ohne<br />

weitere Erläuterung erwähnt worden.Marktveränderungen<br />

in Französisch-Indochina wurden<br />

in Deutschland registriert, da sie kurzfristige<br />

Preisschwankungen des internationalen Marktes<br />

durch gute oder besonders schlechte Ernten verursachen<br />

konnten. Nachhaltigen Einfluss auf den<br />

deutschen <strong>Reishandel</strong> hatten <strong>die</strong> Reisernten Französisch-Indochinas<br />

nicht.<br />

Siam<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts waren Zucker und<br />

Reis <strong>die</strong> Hauptexportartikel Siams. Ähnlich wie<br />

im westlichen Nachbarland Birma gab es Ende<br />

der <strong>1850</strong>er Jahre noch keine industriellen Verarbeitungsprozesse<br />

in Siam. Die Beschreibung der<br />

Zuckerherstellung und der Reisverarbeitung<br />

durch den deutschen Kaufmann Adolph Markwald<br />

von 1859 gibt <strong>die</strong>s eindrucksvoll wieder:<br />

„Die Qualität <strong>die</strong> größtentheils von hier exportiert<br />

wird, ist der sogenannte Cargoreis<br />

welches eine Mittelsorte ist, zwischen ungeschälten<br />

Reis [...] und weißen Reis.<br />

Bis jetzt wird der Reis noch auf <strong>die</strong> uralte<br />

Weise durch einfaches Stampfen gereinigt, es<br />

sind jedoch Aufträge nach Europa und Nord<br />

Amerika gesandt, um Reis Reinigungs Maschinen<br />

<strong>die</strong> mit Dampf Kraft betrieben werden<br />

hierherzusenden.“<br />

Über <strong>die</strong> Zuckerherstellung schrieb Markwald<br />

Vergleichbares:<br />

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