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Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R

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m.b.H. gleich doppelt an der Triester Fabrik beteiligt<br />

war -, zeigte sich auch in dem Verkaufsabkommen,<br />

das am 3. Dezember 1901 zwischen<br />

der Ersten Triester Reisschälmühe und der „Austria“<br />

geschlossen wurde. Darin wurde beschlossen,<br />

dass beide Mühlen, soweit es <strong>die</strong> Konkurrenzverhältnisse<br />

zuließen, ihre Leistungen für<br />

den Absatz gleich konzipierten. In Böhmen,<br />

Mähren und Westgalizien, den Gebieten, <strong>die</strong> von<br />

der „Austria“ beliefert wurden, sollte Reis der<br />

gleichen Qualität verkauft werden, wie sie <strong>die</strong><br />

aus Triest kommende Ware hatte. Für <strong>die</strong> Umsetzung<br />

<strong>die</strong>ses Plans wurde festgelegt, dass Triest<br />

Aussig wöchentlich Kopien der gemeinsamen<br />

Verkäufe zusandte, <strong>die</strong> „Austria“ darüber hinaus<br />

über <strong>die</strong> wahrgenommenen Bedürfnisse des<br />

Marktes hinsichtlich der nachgefragten Reisqualitäten<br />

informierte und zuletzt auch <strong>die</strong> gemeinsamen,<br />

also für beide Mühlen zugleich arbeitenden<br />

Agenten fallweise mit Mustern und Proben<br />

ausstatten würden. Zudem sollten <strong>die</strong><br />

Mühlen an der Elbe und der Adria gegenseitig<br />

<strong>die</strong> Korrespondenzen mit ihren Agenten austauschen.<br />

Dieses Abkommen war also eine Art<br />

Marktabsprache. Unterzeichnende waren Anton<br />

Deppe, der Geschäftsführer der Norddeutschen<br />

Reismühle m.b.H. sowie Präsident des Verwaltungsrates<br />

der „Austria“, Alfred Escher, Vizepräsident<br />

des Verwaltungsrates in Aussig und an<br />

der Geschäftsführung der Ersten Triester Reisschälfabrik<br />

beteiligt, und Georg Ritter von Hütterott,<br />

der ebenfalls zur Reismühle in Triest gehörte.^"<br />

Der „Austria“ gelang es offenbar, sich eine gute<br />

Marktposition zu erarbeiten. 1901 wurde Reisspeisemehl,<br />

das in Österreich-Ungarn relativ unbekannt<br />

gewesen sein soll, beworben und eingeführt.<br />

Im folgenden Sommer entschied sich<br />

der Verwaltungsrat für <strong>die</strong> Einrichtung einer<br />

Schleppbahnanlage, um Rohstoffe und Waren<br />

einfacher vom Kai in <strong>die</strong> Fabrik und zurück<br />

transportieren zu können. Verhandlungen darüber<br />

wurden mit der Österreichischen Nordwestbahn<br />

aber erst aufgenommen, als aus Bremen, also<br />

durch Robert Rickmers oder seinen önkel Andreas,<br />

eine Befürwortung des Projekts signalisiert<br />

worden war. 1903 waren alle Planungshürden<br />

überwunden und der Bau der Schleppbahn<br />

wurde in Angriff genommen. Im gleichen Jahr<br />

standen weitere Veränderungen an. Erwähnenswert<br />

für <strong>die</strong> Verwaltungsratssitzung war <strong>die</strong> Veränderung<br />

der Feuerversicherungsprämien. Diese<br />

sollten deutlich steigen. Nachverhandlungen<br />

brachten am Ende Prämien von 8 Promille des<br />

Wertes für <strong>die</strong> Fabrik, 2,5 Promille für <strong>die</strong> Warenvorräte<br />

und 3 Promille für <strong>die</strong> hölzernen Lagerschuppen.<br />

Der Ausbau der Mühle wurde fortgesetzt<br />

und 1903 auch Mahlwerke für Rollgerste<br />

und Schälerbsen angeschafft. Zu deren Be<strong>die</strong>nung<br />

sowie für <strong>die</strong> gestiegenen Verwaltungsarbeiten<br />

wurde weiteres Personal eingestellt. Auch<br />

in Aussig wurde versucht, das vorhandene Potential<br />

der Fabrik möglichst auszuschöpfen. Dabei<br />

ging es nicht um <strong>die</strong> Verwertung von Mahlabfällen<br />

aus der Reisproduktion. Aber <strong>die</strong> Produktionsmöglichkeiten<br />

der Fabrik und <strong>die</strong><br />

Absatzmöglichkeiten auf dem Getreidemarkt<br />

wurden offenbar stärker ausgereizt durch <strong>die</strong><br />

Aufnahme des neuen Geschäftsfeldes. Zuletzt<br />

wurde beschlossen, eine 1903 stattfmdende Industrie-<br />

und Handelsausstellung in Aussig zu<br />

beschicken und dort zu werben, wenn <strong>die</strong>s in einer<br />

der „Austria“ würdigen Weise und ohne große<br />

Kosten möglich sei. ö b es eine Teilnahme an<br />

der Ausstellung gab, bleibt leider ungeklärt. 1905<br />

folgte ein Anbau für eine maschinelle Schroterei<br />

und Mischanlage.<br />

Ungeachtet der zunehmenden Geschäftstätigkeit<br />

und des Ausbaus der Fabrik blieb der bilanzierte<br />

wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens überschaubar.<br />

Fast in jedem Jahr wurden Verluste<br />

eingefahren, obwohl <strong>die</strong> den Verwaltungsratsmitgliedem<br />

vertragsmäßig zustehende Tantieme<br />

von 25.000 Mark erstmals 1905 ausgezahlt und<br />

durch <strong>die</strong> Bremer Reis- und Handels AG beglichen<br />

wurde (s. Tabelle IV. 2.1, S. 178 oben).<br />

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